Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
einem Menschen glich, war er immer schwächer geworden. Statt jeden Morgen in die Fabrik zu gehen, blieb er oft zu Hause, meist im Sessel vor dem Fernseher zusammengekauert.
Ich erwähnte das bei Maury.
»Der arme Alte«, sagte er. »Louis, ich sage das ungern, aber Jerome wird gebrechlich.«
»Das ist mir klar.«
»Er kann nicht mehr lange mithalten.«
»Was soll ich tun?«
»Halte ihn fern von jeder Belastung. Sprich mit deiner Mutter und deinem Bruder. Stell fest, was Jerome eigentlich schon immer als Hobby machen wollte. Vielleicht Modelle von Flugzeugen aus dem Ersten Weltkrieg bauen. Du solltest dich darum kümmern, Louis, um des alten Mannes willen. Habe ich recht?«
Ich nickte.
»Es ist zum Teil deine Schuld«, sagte Maury. »Du hast dich nicht richtig um ihn gekümmert. Ein Mann in seinem Alter braucht Unterstützung, nicht finanzielle, sondern seelische.« Am nächsten Tag fuhr ich nach Boise und hielt zehn Minuten vor halb zwei vor dem modernen Gebäude, in dem Dr. Horstowski seine Praxis hatte.
Als Dr. Horstowski mich in sein Büro führte, sah ich mich einem Mann gegenüber, der annähernd Eiform hatte. Sein Körper war rund, sein Kopf war rund, er trug eine kleine, runde Brille, und er bewegte sich wie auf Rollen. Erst als ich saß und ihn mir genauer ansah, fiel mir etwas Besonderes auf: Er hatte eine harte, rauh aussehende Nase, flach und scharf wie der Schnabel eines Papageis.
Er setzte sich mit Schreibblock und Stift, schlug die Beine übereinander und begann mir langweilige Routinefragen zu stellen.
»Weshalb wollen Sie mich sprechen?« fragte er schließlich.
»Nun, ich habe ein Problem. Ich bin Teilhaber einer Firma, MASA, und ich habe den Eindruck, daß mein Teilhaber und seine Tochter gegen mich eingestellt sind und sich hinter meinem Rücken verschworen haben. Ich fühle besonders, daß sie meine Familie herabsetzen und zerstören wollen, in erster Linie meinen alten Vater Jerome, der nicht mehr gesund und kräftig genug ist, um dergleichen auszuhalten.«
»Dergleichen?«
»Die bewußte und unbarmherzige Vernichtung der RosenFabrik für Spinette und elektronische Orgeln und unseres ganzen Vertriebssystems. Zugunsten eines irren, großartigen Planes, die Menschheit zu retten oder die Russen zu besiegen oder etwas in dieser Art; um ehrlich zu sein, ich komme nicht dahinter, was es ist.«
»Warum kommen Sie nicht dahinter?« Er kritzelte.
»Weil sich das von Tag zu Tag ändert.« Ich machte eine Pause. Der Stift auch. »Es scheint darauf abgestellt zu sein, mich hilflos zu machen. Und am Ende wird Maury die Firma und vielleicht auch die Fabrik übernehmen. Die beiden haben sich mit einer unglaublich reichen und mächtigen Figur eingelassen, mit Sam K.
Barrows aus Seattle, dessen Bild Sie vielleicht schon auf der Titelseite der Zeitungen gesehen haben.« Ich verstummte. »Weiter.« Er gab das von sich wie ein Sprachlehrer.
»Nun, zusätzlich habe ich das Gefühl, daß die Tochter meines Teilhabers, die hinter allem steckt, eine gefährliche ExPsychotikerin ist, die man nur als eisenhart und völlig skrupellos bezeichnen kann.« Ich sah den Arzt erwartungsvoll an, aber er sagte nichts. »Pris Frauenzimmer«, fügte ich hinzu.
Er nickte.
»Wie ist Ihre Meinung?« fragte ich.
»Pris ist eine dynamische Persönlichkeit«, erklärte er.
Ich wartete, aber das war alles.
»Sie glauben, ich bilde mir das alles nur ein?« fragte ich.
»Was, glauben Sie, ist das Motiv der beiden?«
Das überraschte mich.
»Das weiß ich nicht. Ist es meine Aufgabe, das herauszufinden? Sie wollen Barrows die Simulacra verkaufen und reich werden, was sonst? Und Prestige und Macht erwerben. Sie haben größenwahnsinnige Träume.«
»Und Sie stehen ihnen im Weg.«
»Richtig.«
»Sie haben keine solchen Träume.«
»Ich bin Realist oder versuche wenigstens, es zu sein. Was mich angeht, ist dieser Stanton – haben Sie ihn gesehen?« »Pris brachte ihn einmal mit. Er saß im Wartezimmer, während sie bei mir war.«
»Was hat er gemacht?«
»Eine Zeitschrift gelesen.«
»Haben Sie keine Gänsehaut bekommen?«
»Ich glaube nicht.«
»Sie empfanden keine Angst bei dem Gedanken, daß Maury und Pris sich etwas derart Unnatürliches und Gefährliches ausgedacht haben?«
Dr. Horstowski zuckte die Achseln.
»Mein Gott«, sagte ich bitter, »Sie sind völlig abgekapselt. Sie sitzen hier sicher in Ihrer Praxis. Was stört es Sie, wie es in der Welt zugeht?«
Dr. Horstowski lächelte selbstzufrieden. Ich wurde wütend.
»Doktor«,
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