Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
gut, wenn Mr. Stanton hier wäre und nicht in Seattle.«
Wir sahen einander an.
»Er hat recht«, meinte Pris. »Wir sollten den Stanton zurückholen. Er wäre uns von Nutzen; er ist so starr.«
»Wir brauchen Eisen«, bestätigte ich. »Rückgrat. Wir geben zuviel nach.«
»Wir können ihn zurückholen«, meinte Maury. »Sogar heute nacht noch. Wir können eine Privatmaschine chartern und ihn holen.«
»Aber bestenfalls wären wir dann morgen früh völlig erschöpft«, sagte ich. »Und es kann Tage dauern, bis wir ihn finden. Vielleicht ist er gar nicht mehr in Seattle; er könnte nach Alaska oder Japan geflogen sein – ja, sogar auf den Mond.« Wir tranken düster unseren Whisky, alle, bis auf den Lincoln; er hatte seinen Becher weggestellt.
»Merkt ihr, wie Barrows uns aufgearbeitet hat? Er nennt die Simulacra zuerst Automaten, dann Apparaturen, und am Schluß bezeichnet er sie als Puppen«, sagte ich.
»Das ist eine Technik«, meinte Pris, »eine Verkaufstechnik. Er zieht uns den Boden unter den Füßen weg.«
»Worte sind Waffen«, sagte das Simulacrum.
»Können Sie nichts zu ihm sagen?« fragte ich den Lincoln. »Sie haben nur debattiert mit ihm.«
Das Simulacrum schüttelte den Kopf.
»Natürlich kann er nichts tun«, sagte Pris. »Er argumentiert eben fair, wie wir in der Schule. So war das Mitte des vorigen Jahrhunderts. Barrows argumentiert nicht fair, und es gibt kein Publikum, das ihn dabei ertappen könnte. Richtig, Mr. Lincoln?« Das Simulacrum antwortete nicht, aber sein Lächeln schien noch trauriger zu werden, das Gesicht noch länger und faltiger. »Jetzt stehen die Dinge schlechter als vorher«, sagte Maury.
Aber wir müssen trotzdem etwas tun, dachte ich.
»Er kann den Stanton sogar eingesperrt haben«, sagte ich. »Er kann ihn auf einer Werkbank auseinandernehmen und von seinen Ingenieuren einen etwas veränderten nachbauen lassen, damit unsere Patentrechte nicht geschmälert werden.« Ich sah Maury an. »Haben wir wirklich Patente?«
»Angemeldet«, sagte Maury. »Du weißt, wie das geht. Ich bezweifle nicht, daß er uns stehlen kann, was wir haben, seitdem er Bescheid weiß.«
»Aber wir haben einen Vorsprung«, sagte ich. »Fangen wir an, so bald als nur möglich in der Rosen-Fabrik zu bauen. Bringen wir sie auf den Markt, bevor Barrows es kann.«
Sie sahen mich alle mit großen Augen an.
»Ich glaube, das hat etwas für sich«, sagte Maury, an seinem Daumen kauend. »Was bleibt uns sonst schon übrig? Meinst du, dein Vater könnte das Fließband gleich in Betrieb nehmen? Ist er schnell auf diesem Gebiet?«
»Blitzschnell«, sagte ich.
»Mach uns nichts vor«, sagte Pris. »Der alte Jerome? Es wird ein Jahr dauern, bis er die Preßstempel für die Bauteile machen kann, und die Verdrahtung muß in Japan erfolgen – er wird hinfliegen müssen und lieber das Schiff nehmen, wie schon einmal.«
»Oh«, sagte ich, »du hast darüber nachgedacht.«
»Gewiß«, sagte Pris verächtlich. »Ich habe sogar ernsthaft darüber nachgedacht.«
»Jedenfalls ist das unsere einzige Hoffnung«, meinte ich. »Wir müssen die verdammten Dinger in den Einzelhandel bringen – wir haben ohnehin schon genug Zeit vertan.«
»Richtig«, sagte Maury. »Morgen fahren wir nach Boise und geben dem alten Jerome und deinem komischen Bruder Chester den Auftrag, gleich anzufangen. Sie sollen die Preßstempel herstellen und nach Japan fliegen – aber was sagen wir Barrows?«
Wir schwiegen.
»Wir sagen ihm, daß der Lincoln kaputt ist«, sagte ich endlich. »Daß er defekt wurde und wir ihn vom Markt zurückziehen. Dann wird er das Ding nicht mehr wollen und fliegt heim.«
Maury kam zu mir herüber und flüsterte: »Du meinst, ihn abschalten.«
Ich nickte.
»Das mache ich ungern«, sagte Maury. Wir sahen beide den Lincoln an, der uns mit melancholischen Augen betrachtete. »Er wird darauf bestehen, ihn selbst zu sehen«, meinte Pris. »Soll er ihn schütteln; wenn wir ihn abgeschaltet haben, wird er gar nichts mehr tun.«
»Gut«, sagte ich. »Dann sind wir uns ja einig.«
Wir schalteten den Lincoln auf der Stelle ab. Als dies geschehen war, ging Maury zu seinem Wagen und fuhr heim. Pris bot mir an, mich in meinem Chevrolet zu meinem Motel zu fahren und mich am nächsten Morgen dort wieder abzuholen. Ich war so müde, daß ich annahm.
Als sie mich durch die dunkle Stadt fuhr, sagte sie: »Ich möchte wissen, ob alle reichen, mächtigen Leute so sind.« »Sicher. Alle, die ihr Geld selbst verdient haben – vielleicht
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