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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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setzen uns nebeneinander, und dann fahre ich heim. Das ist das beste für uns beide, überhaupt das einzige.«
Wir betraten das kleine, dunkle Motelzimmer, und ich schaltete das Licht, die Heizung und den Fernsehapparat ein.
»Damit uns keiner keuchen hört?« Sie schaltete den Fernseher ab. »Ich keuche ganz leise; das ist nicht nötig.« Sie zog den Mantel aus und hielt ihn in der Hand, bis ich ihn ihr abnahm und in den Schrank hängte. »Jetzt sag mir, wo und wie ich sitzen soll. Dort?« Sie setzte sich auf einen Stuhl, faltete die Hände und sah mich ernsthaft an. »Wie ist das? Was soll ich noch ausziehen? Meine Schuhe? Die ganze Kleidung? Oder möchtest du das tun? Mein Rock hat keinen Reißverschluß, sondern Knöpfe, und du darfst nicht zu fest ziehen, sonst geht der oberste Knopf ab, und ich muß ihn wieder annähen.« Sie sah mich an. »Weißt du was? Wir fahren einfach weg. Nach Süden. Wir kommen nie mehr zurück, sehen die Simulacra und Sam Barrows und Ontario nie wieder. Nein, wir sind gezwungen, uns mit Barrows einzulassen. Das spürst du doch auch, nicht wahr? Es wundert mich, daß du einfach glaubst, ins Auto springen und davonfahren zu können. Man kann dem nicht ausweichen.«
»Verzeih mir«, sagte ich.
    »Ich verzeihe dir, aber verstehen kann ich dich nicht. Manchmal bist du wie ein kleines Baby.« Ihre Augen glitzerten. »Also zieh mich endlich aus oder versuche es wenigstens.« Sie begann ihre Schuhe auszuziehen.
    »Nein«, sagte ich. »Ich verstehe zu wenig davon, Pris. Ich bin zu unwissend, zu ungeschickt und zu feige. Das einzige, was mir noch einfällt, das einzige, was ich jetzt zustande brächte, wäre, dich zu küssen. Vielleicht auf die Wange, wenn das angenehm ist.«
»Du bist alt«, sagte Pris. »Das ist es. Du bist Teil einer sterbenden Welt der Vergangenheit.« Sie drehte den Kopf und beugte sich zu mir. »Aus Gefälligkeit lasse ich mich küssen.« Ich küßte sie auf die Wange.
»Kann ich dich nicht auf den Mund küssen?«
»Nein«, sagte Pris, »das ist zu intim.«
»Du kannst die Augen zumachen.«
»Statt dessen kannst du das Licht ausmachen.« Sie stand auf und ging zum Schalter. »Ich mache es.«
»Halt«, sagte ich. »Ich habe ein überwältigendes Gefühl dunkler Vorahnung.«
Sie zögerte.
»Es sieht mir gar nicht ähnlich, daß ich unentschlossen bin, Louis. Du untergräbst mich. Es tut mir leid. Ich muß weitermachen.« Sie knipste das Licht aus, und das Zimmer verschwand in der Dunkelheit. Ich konnte überhaupt nichts sehen.
»Pris«, sagte ich.
»Wo kann ich meinen Rock hinlegen«, sagte Pris aus dem Dunkel. »Damit er nicht zerknittert wird.«
»Das ist alles ein verrückter Traum.«
    »Nein«, sagte Pris, »das ist die Seligkeit. Weißt du nicht, was Seligkeit ist? Hilf mir, meine Sachen aufzuhängen. In einer Viertelstunde muß ich gehen. Kannst du gleichzeitig reden und lieben, oder stöhnst du nur?« Ich konnte sie rascheln und sich ausziehen hören. Sie tastete nach dem Bett.
    »Bett gibt es keines«, sagte ich.
»Dann am Boden.«
»Man schürft sich die Knie auf.«
»Ich nicht – du.«
»Ich habe eine Manie«, sagte ich. »Bei mir muß das Licht brennen, sonst bekomme ich Angst, daß ich mit einem Ding aus Saiten und Klavierdraht schlafe.«
Pris lachte. »Beschreib mich ganz genau«, sagte sie. »Ich habe dich schon fast.« Sie stieß irgendwo an. »Du entkommst nicht.« »Hör auf«, sagte ich. »Jetzt mache ich Licht.« Es gelang mir, den Schalter zu finden; ich drückte darauf, und es wurde blendend hell im Zimmer. Vor mir stand ein voll angekleidetes Mädchen. Sie hatte sich überhaupt nicht ausgezogen, und ich starrte sie verblüfft an, während sie lautlos lachte.
»Das ist eine Illusion«, sagte sie. »Ich wollte dich im letzten Augenblick abstürzen lassen, ich wollte dich nur in einen fieberhaften Taumel der Begierde treiben, und dann – « Sie schnippte mit den Fingern. »Guuuute Nacht.«
Ich versuchte zu lächeln.
»Nimm mich nicht ernst«, sagte Pris. »Engagier dich bei mir gefühlsmäßig nicht. Ich breche dir das Herz.«
»Wer ist engagiert?« sagte ich mit erstickter Stimme. »Das ist ein Spiel, das Erwachsene im Dunkeln treiben.«
Sie setzte sich und zog ihre Schuhe an. Dann stand sie auf und holte ihren Mantel. Ich half ihr nachdenklich hinein.
»Wir ziehen uns wieder an, ohne daß wir uns vorher ausgezogen hätten«, sagte ich.
»Jetzt tut es dir leid«, sagte Pris. »Das ist das einzige, was du kannst – bedauern.« Sie sah mich so angewidert

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