Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
an, daß ich zurückzuckte.
»Ich könnte auch einige unerfreuliche Dinge über dich sagen«, meinte ich.
»Du tust es aber nicht, weil du weißt, daß ich mit einer Antwort bei der Hand wäre, bei der du tot umfallen würdest.«
Ich zuckte die Achseln und brachte kein Wort heraus.
»Es war Angst«, sagte Pris. Sie ging langsam zu ihrem Wagen. »Angst, richtig«, sagte ich. »Angst, die auf dem Wissen beruht, daß so etwas dem gegenseitigen Verstehen und Einverständnis von zwei Menschen entspringen muß. Einer kann das dem anderen nicht aufzwingen.«
»Angst vor dem Gefängnis, meinst du.« Sie öffnete die Wagentür und setzte sich ans Steuer. »Was du hättest tun sollen, was ein richtiger Mann getan hätte, wäre, mich an der Hand zu packen, zum Bett zu schleifen und ohne lange zu fragen, was ich dazu sage – «
»Wenn ich das getan hätte, hättest du nie mehr aufgehört, dich zu beschweren, zuerst bei mir, dann bei Maury, dann bei einem Anwalt, dann bei der Polizei, dann bei der ganzen Welt vor einem Gericht.« Wir schwiegen beide.
»Jedenfalls habe ich dich geküßt«, sagte ich.
»Nur auf die Wange.«
»Auf den Mund«, sagte ich.
»Das ist gelogen.«
»Ich erinnere mich, daß es auf den Mund gewesen ist«, sagte ich und schloß die Autotür.
Sie kurbelte ihr Fenster herunter.
»Das wirst du also herumerzählen, daß du dir Freiheiten bei mir herausgenommen hast.«
»Ich werde mich daran erinnern und es als einen kostbaren Schatz hüten. In meinem Herzen.« Ich legte die Hand auf die Brust.
Pris ließ den Motor an, schaltete das Licht ein und fuhr davon.
Ich blieb einen Augenblick stehen, dann ging ich zurück zu meinem Motelzimmer. Wir brechen zusammen, dachte ich. Wir sind so müde, so demoralisiert, daß wir am Ende sind. Morgen müssen wir Barrows los werden. Pris – die arme Pris hat es am schlimmsten erwischt. Und das lag an der Abschaltung des Lincoln. Das war der Wendepunkt gewesen.
Am nächsten Morgen schien die Sonne, und ich fühlte mich viel besser.
Vielleicht bist du geheilt? dachte ich. Nein. Es geht uns besser, aber geheilt sind wir nicht. Denn es ist uns von Anfang an nicht gutgegangen, und man kann keine Gesundheit wiederherstellen, die es vorher gar nicht gegeben hat. Was ist das für eine Krankheit?
Pris leidet am meisten daran. Und sie hat auch mich ergriffen. Und Maury und Barrows und danach alle anderen von uns, bis zu meinem Vater; er hat sie am schwächsten.
Vater! Ich hatte vergessen, daß er herkommen wollte.
Ich eilte hinaus und rief ein Taxi.
Ich war als erster im Büro. Kurze Zeit danach sah ich meinen Chevrolet vor dem Haus halten. Pris stieg aus. Als sie das Büro betrat, lächelte sie mich an.
»Entschuldige, daß ich gestern nacht das Falsche gesagt habe. Vielleicht das nächstemal. Nichts passiert.«
»Nichts passiert«, sagte ich.
»Ist das dein Ernst, Louis?«
»Nein«, sagte ich und lächelte auch.
Die Tür ging auf, und Maury kam herein.
»Ich habe gut geschlafen. Bei Gott, Louis, wir nehmen diesem Barrows jeden Cent ab, den er hat.«
Hinter ihm erschien mein Vater in seinem dunklen, gestreiften Anzug. Er begrüßte Pris ernsthaft, dann wandte er sich Maury und mir zu.
»Ist er schon da?«
»Nein, Vater«, sagte ich. »Aber er muß jeden Augenblick kommen.«
»Ich finde, wir sollten den Lincoln wieder einschalten«, meinte Pris. »Wir sollten uns vor Barrows nicht fürchten.«
»Ganz meine Meinung«, sagte ich.
»Nein«, sagte Maury, »und ich will euch sagen, warum. Das steigert Barrows' Appetit. Nicht wahr? Denkt nach.«
Nach einer Weile sagte ich: »Maury hat recht. Wir lassen ihn abgeschaltet. Barrows wird von Habgier getrieben.« Und wir von Angst, dachte ich.
Es klopfte.
»Er ist da«, sagte Maury und warf mir einen Blick zu.
Die Tür ging auf. Da standen SamK. Barrows, David Blunk, Mrs. Nild, und hinter ihnen die düstere, dunkle Gestalt von Edwin M. Stanton.
»Wir haben ihn auf der Straße getroffen«, dröhnte Blunk. »Er wollte hierher, und wir nahmen ihn mit dem Taxi mit.« Das Stanton-Simulacrum sah uns alle mürrisch an.
Guter Gott, dachte ich. Damit hatten wir nicht gerechnet – fiel das ins Gewicht? Sind wir jetzt lädiert, und wenn ja, wie stark? Ich wußte es nicht. Aber wir mußten auf jeden Fall weitermachen, und diesmal bis zu einer Entscheidung. So oder so.
XI
Barrows sagte freundlich: »Wir haben unterwegs gehalten und uns mit Stanton unterhalten. Wir sind zu einem gewissen Einverständnis gekommen.«
»So?« sagte ich. Maury machte ein
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