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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bloß nicht diejenigen, die es erben.«
    »Es war schrecklich«, sagte Pris. »Den Lincoln abzuschalten. Zu sehen, wie er – aufhörte zu leben, so, als hätten wir ihn ein zweitesmal umgebracht. Findest du nicht?«
»Doch.«
Später, als sie vor meinem Motel hielt, sagte sie: »Glaubst du, das ist der einzige Weg, viel Geld zu verdienen? So zu sein wie er?« Sam Barrows hatte sie verändert; das unterlag keinem Zweifel. Sie war eine ernüchterte junge Frau.
»Frag mich nicht«, sagte ich. »Ich beziehe im Monat höchstens siebenhundertfünfzig.«
»Aber man muß ihn bewundern.«
»Ich wußte, daß du das früher oder später sagen würdest. Gleich, als du ›aber‹ gesagt, hast, wußte ich, was kommen würde.«
Pris seufzte.
»Ich bin also ein offenes Buch für dich.«
»Nein, du bist das größte Rätsel, auf das ich je gestoßen bin. Nur in diesem Fall wußte ich gleich Bescheid.«
»Ist dir aufgefallen, daß ich das Abschalten des Lincoln ertragen konnte?« fragte sie. »Wenn ich das aushalte, halte ich alles aus. Es hat mir sogar Spaß gemacht, obwohl ich das nicht gezeigt habe.« Sie schwieg geraume Zeit und zündete sich eine Zigarette an.
»Was ist mit Sex?« fragte sie schließlich.
»Sex ist noch schlimmer, außer dem Abschalten netter Simulacra.«
»Ich meine, Sex verändert einen. Das Erlebnis des Verkehrs.«
Mir gefror das Blut in den Adern, wenn ich sie so reden hörte.
    »Was ist denn?« fragte sie.
    »Du erschreckst mich«, sagte ich.
»Warum?«
»Du redest so, als…«
Pris führte den Satz für mich zu Ende.
»So, als wäre ich da oben und sähe auf meinen eigenen Körper herab. So ist es auch. Das bin nicht ich. Ich bin eine Seele.« »Wie Blunk sagte: ›Zeig sie mir‹.«
»Ich kann nicht, Louis, aber es stimmt trotzdem. Ich bin kein physischer Körper in Zeit und Raum. Plato hatte recht.« »Und wir anderen?«
»Nun, das ist eure Sache. Ich nehme euch als Körper wahr, also seid ihr vielleicht welche; vielleicht ist das alles, was ihr seid. Weißt du es nicht? Wenn du es nicht weißt, kann ich es dir auch nicht sagen.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Ich fahre besser heim, Louis.«
»Okay«, sagte ich und öffnete die Autotür. Das Motel war dunkel; alles schlief.
»Louis, ich habe ein Diaphragma in der Handtasche«, sagte sie. »Eines, das man in sich hineinschiebt? Oder eines wie in der Brust, mit dem man atmet.«
»Mach keine Witze. Für mich ist das sehr ernst, Louis. Der Sex, meine ich.«
»Nun, dann biete mir komischen Sex.«
»Was heißt das?«
»Nichts. Gar nichts.« Ich stieg aus und wollte die Tür schließen. »Ich sage jetzt etwas ganz Kitschiges«, erklärte Pris und rollte ihr Fenster herunter.
    »Nein, das tust du nicht, weil ich dir nicht zuhöre. Bleib lieber eine ferne Seele, die leidende Tiere verachtet. Wenigstens – « Ich zögerte; ach was, egal. »Wenigstens kann ich dich dann ehrlich hassen und fürchten.«
    »Nimm mich mit in dein Motelzimmer und vernasch mich«, sagte sie.
»Deine Sprache stört mich.«
»Du bist nur feige.«
»Nein«, sagte ich.
»Doch.«
»Nein, und ich will dir das Gegenteil nicht beweisen. Ich habe schon mit allen möglichen Frauen geschlafen, ehrlich. Mich erschreckt am Sex nichts; ich bin zu alt.«
»Aber du willst nicht.«
»Nein, weil du nicht nur distanziert bist, sondern brutal. Und nicht nur zu mir, sondern auch zu dir selbst, mit dem physischen Körper, den du verachtest. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Feigling.«
»Du mich auch«, sagte ich.
»Oh, Louis«, stöhnte sie gequält.
»Verzeih mir«, sagte ich.
»Wie kann man nur so etwas Schlimmes sagen!«
»Verzeih mir, du mußt mir verzeihen. Ich weiß nicht, warum mir das herausgerutscht ist.«
Sie ließ den Motor an.
»Fahr nicht«, bat ich. »Hör zu, ich – «
»Danke«, sagte sie. »Ich fühle mich schon besser.« Sie lächelte schwach.
»Laß dich nicht aus der Ruhe bringen«, sagte ich und hielt die Autotür fest.
    »Nein. Es hat mich kaum berührt.«
    »Komm mit herein«, sagte ich. »Setz dich einen Augenblick hin, ja?«
»Nein. Keine Sorge. Das ist die Belastung bei uns allen.«
»Nein, ich weiß, daß es dir weh getan hat.«
»Ja, Louis. Das ist richtig.« Sie ließ den Kopf hängen. Ich öffnete die Wagentür und sagte: »Komm mit, Pris.« Sie schaltete den Motor ab und stieg aus; ich griff nach ihrem Arm.
»Ist das der erste Schritt zur köstlichen Intimität?« fragte sie.
»Ich mache dich mit dem Unaussprechlichen bekannt.«
»Ich will nur darüber reden, nicht es tun. Wir

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