Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
›Olympus‹ bin?« fragte ich. »Ich wußte, daß du in Seattle bist, du Schwachkopf. Wie viele große Hotels gibt es da schon? Ich wußte, daß du ins beste gehst; du hast bestimmt die Hochzeitssuite und ein Weib bei dir.«
»Hör zu, ich bin hergekommen, um Sam Barrows umzubringen.«
»Womit? Mit deinem Holzkopf? Rammst du ihn damit, bis er tot umfällt?«
Ich erzählte Maury von der Pistole.
»Paß auf, Kumpel«, sagte Maury ruhig. »Wenn du das tust, sind wir alle ruiniert.«
Ich sagte nichts.
»Der Anruf kostet eine Menge«, sagte Maury, »also werde ich dich nicht eine Stunde anflehen. Du schläfst jetzt und rufst morgen zurück, ja? Versprich es, sonst rufe ich die Polizei in Seattle an und lasse dich in deinem Hotelzimmer festnehmen, so wahr mir Gott helfe.«
»Nein«, sagte ich.
»Du mußt es versprechen.«
»Okay, Maury«, sagte ich. »Ich verspreche, daß ich heute nacht nichts mehr unternehme.« Wie auch? Ich hatte es schon versucht und war gescheitert.
»Gut. Hör zu, Louis. Damit bekommen wir Pris nicht wieder. Ich habe mir das schon überlegt. Du zerstörst nur ihr Leben, wenn du hingehst und auf den Kerl losballerst. Denk darüber nach, und du wirst es einsehen. Glaubst du nicht, ich würde es selber tun, wenn es Erfolg verspräche?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Ich will ins Bett.« Mein Kopf schmerzte, und ich fühlte mich todmüde. »Okay, Louis. Ruh dich aus. Schau mal in der Nachttischschublade nach. Los, Louis, mach das, solange ich noch am Telefon bin. Schau nach.«
»Wozu denn?«
»Da liegt eine Bibel.«
Ich knallte den Hörer auf die Gabel.
Ich wünschte mir, gar nicht nach Seattle gekommen zu sein. Ich war wie das Stanton-Simulacrum, wie eine Maschine – ich bewegte mich in einem All, das ich nicht begriff. Ich versuchte eine vertraute Umwelt nachzuschaffen, so unangenehm sie auch sein mochte. Ich war an Pris und ihre Grausamkeit gewöhnt; ich hatte sogar angefangen, mich an Sam Barrows und seine Mitarbeiter zu gewöhnen. Meine Instinkte trieben mich vom Unbekannten zurück zum Vertrauten. Nur so konnte ich existieren.
Ich weiß, was ich will! sagte ich zu mir selbst. Ich will in den Barrows-Konzern eintreten! Ich will ein Teil davon sein, wie Pris; ich will ihn gar nicht erschießen!
Ich gehe zur anderen Seite über.
Ich griff nach dem Telefon, gab der Vermittlung Maurys Rufnummer in Ontario und wartete.
Nach einiger Zeit meldete sich Maury schläfrig.
»Was hast du getan? Bist du ins Bett gegangen?« fragte ich. »Paß auf, Maury. Ich mußte dir das sagen, du hast ein Recht darauf, es zu erfahren. Ich gehe zur anderen Seite über; ich trete bei Barrows ein, und zum Teufel mit dir und meinem Vater und Chester und dem Stanton, der ohnehin ein Diktator ist und uns das Leben zur Hölle machen würde. Der einzige, dem ich das mit Bedauern antue, ist der Lincoln. Aber er ist so weise und verständnisvoll, daß er verstehen und verzeihen wird.« »Wie bitte?« fragte Maury. Er schien mich nicht zu verstehen.
»Ich habe mich verkauft«, sagte ich.
»Nein«, sagte Maury, »da irrst du dich.«
»Wie kann ich mich irren? Was heißt, ich irre mich?«
»Wenn du zu Barrows überläufst, gibt es keine Firma R & R mehr, also gibt es nichts zu verkaufen. Wir machen einfach zu, das weißt du.« Seine Stimme klang völlig ruhig. »Ist es nicht so?«
»Mir egal. Ich weiß nur, daß Pris recht hat; man kann nicht einem Mann wie Sam Barrows begegnen und dann vergessen, daß man ihm begegnet ist. Er ist ein Star, ein Komet. Eines Tages wird es dich auch erwischen. Er besitzt einen Zauber. Ohne ihn sind wir Schnecken. Wo liegt überhaupt der Sinn des Lebens? Im Staub kriechen? Man lebt nicht ewig. Wenn man sich nicht zu den Sternen erheben kann; ist man tot. Wenn ich es beim Barrows-Konzern nicht schaffe, schieße ich mir eine Kugel in den Kopf.«
Maury schwieg, aber ich konnte ihn am anderen Ende der Leitung hören.
»Hör zu«, sagte ich, »es tut mir leid, daß ich dich geweckt habe, aber ich mußte es dir sagen.«
»Du bist seelisch krank«, sagte Maury. »Ich werde – paß auf, Louis, ich werde Dr. Horstowski anrufen.«
»Wozu?«
»Damit er dich in deinem Hotel anruft.«
»Okay«, sagte ich. »Ich gehe aus der Leitung.« Ich legte auf.
Ich saß auf dem Bett und wartete, und tatsächlich läutete keine zwanzig Minuten später, gegen halb zwei Uhr morgens, das Telefon.
»Hallo«, sagte ich.
Eine ferne Stimme: »Hier spricht Milton Horstowski.«
»Louis Rosen,
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