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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Magazin, das er vorliegen hatte, gab es auch ein kleines Bild von Pris, das nur ihren Kopf und ihre Schultern zeigte, aber es war so aufgenommen, daß man glauben konnte, sie habe gar nichts an. Wir starrten es aufgebracht und verzweifelt an. Und sie sah tatsächlich sehr glücklich aus. War es wahrscheinlich auch.
»Maury«, sagte ich, »ich glaube, ich muß nach Seattle.«
Er sagte nichts; er las den Text.
»Mir sind alle anderen Simulacra egal«, fuhr ich fort. »Tut mir leid, daß ich das sagen muß, aber es ist die Wahrheit. Ich will nur nach Seattle und sehen, wie es ihr geht. Nachher, vielleicht – «
»Du kommst nicht zurück. Ihr kommt beide nicht zurück.«
»Vielleicht doch.«
»Wollen wir wetten?«
Ich wettete um zehn Dollar mit ihm. Das war alles, was ich tun konnte; es hatte keinen Sinn, ein Versprechen zu geben, das ich vermutlich nicht halten konnte oder würde.
»Das ruiniert unser Unternehmen«, sagte Maury.
    »Mag sein, aber ich muß trotzdem hin.«
    Am Abend packte ich. Ich ließ mir einen Platz in einer Boeing
900 nach Seattle reservieren; sie flog am nächsten Tag um halb elf. Mein Revolver aus der Militärzeit war zu groß. Ich nahm eine kleinere Pistole mit, eingewickelt in ein Handtuch, dazu eine Schachtel Munition.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, rasierte und wusch mich, aß ein leichtes Frühstück und machte mich auf den Weg zum Flugplatz.
    XIII
    Wenn man sich fragt, wie San Francisco ausgesehen hätte, wenn es kein Erdbeben, keinen Brand gegeben hätte, kann man das erfahren, indem man Seattle besucht. Das ist eine alte Hafenstadt, auf Hügeln erbaut, mit zugigen, schluchtenartigen Straßen; nichts ist modern, außer der Stadtbibliothek, und im Slumviertel sieht man Kopfsteinpflaster und Backstein. Der Wind bläst von Kanada herüber, und wenn die Boeing 900 auf der Rollbahn aufsetzt, sieht man kurz die Berge. Sie sehen erschreckend aus.
    Ich fuhr vom Flughafen mit einer Limousine in die Stadt, weil das nur fünf Dollar kostete. Die Fahrerin kroch meilenweit im Schneckentempo durch den Verkehr, bis wir endlich das Hotel »Olympus« erreichten. In meinem Zimmer schaltete ich statt des Fernsehers Musik ein, guckte aus dem Fenster auf die tief unten liegende Straße, regulierte Lüftung und Heizung, zog die Schuhe aus, lief auf dem Teppichboden herum, öffnete die Koffer und begann auszupacken. Vor einer Stunde war ich noch in Boise gewesen; jetzt befand ich mich an der Westküste, fast an der kanadischen Grenze. Nach einigen Stunden Aufenthalt in meinem Zimmer fragte ich mich, weshalb ich eigentlich so aufgeregt gewesen war, daß ich die Reise überhaupt unternommen hatte. Ich kam mir vor wie in einem wohlverdienten Urlaub. Aber ich war doch aus einem bestimmten Grund hier. Ich schob das Unangenehme hinaus, solange ich konnte; ich verbrachte den Rest des Tages in meinem Zimmer, am Abend ging ich hinunter in die Bar und in einen der Speisesäle, danach schlenderte ich durch die Arkaden und das Foyer und noch einmal an den Läden vorbei.
    Die Pistole trug ich die ganze Zeit bei mir.
Dann fuhr ich wieder hinauf, legte mich aufs Bett, las die Zeitung, schaltete den Fernseher ein, bestellte beim Etagenservice um Mitternacht heißen Kaffee. Ich war ein König. Wenn das nur von Dauer hätte sein können.
Morgen früh suche ich Barrows auf, sagte ich mir. Das muß ein Ende haben. Aber noch nicht jetzt gleich.
Und dann – es war gegen halb ein Uhr nachts und ich wollte eigentlich schlafen gehen – fiel mir ein: Warum rufst du Barrows nicht jetzt gleich an? Weck ihn einfach. Sag ihm nicht, wo du bist, sondern nur: Ich komme, Sam. Erschreck ihn richtig; die Nähe deiner Stimme wird ihm verraten, daß du irgendwo in der Stadt bist.
Prima!
Ich hatte ein paar Glas getrunken; ach was, ich hatte sechs oder sieben getrunken. Ich wählte und sagte zur Vermittlung: »Geben Sie mir Sam K. Barrows. Die Nummer weiß ich nicht.« Nach kurzer Zeit hörte ich Barrows Telefon klingeln.
Ich übte, was ich sagen wolle. »Geben Sie Pris zurück«, würde ich sagen. »Ich hasse sie, aber sie gehört zu uns. Sie ist, was uns betrifft, das Leben selbst.« Das Freizeichen tönte immer wieder; offenkundig war niemand zu Hause, oder man nahm einfach nicht ab. Schließlich legte ich auf.
Um ein Uhr – als ich immer noch ruhelos im Zimmer auf und ab ging, schrillte das Telefon.
Ich nahm den Hörer ab.
    »Hallo.«
    Es war nicht Sam Barrows. Es war Maury, der aus Ontario anrief.
»Woher hast du gewußt, daß ich im

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