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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Und bitte, belästige mich in Zukunft nicht mit Anrufen. Heb dir das für irgendeine schmierige Frau auf, die es mag, wenn du an ihr herumtappst. Falls du eine so schmierige, häßliche und minderwertige findest.« Diesmal knackte es; sie hatte endlich aufgelegt, und ich zitterte vor Erleichterung.
    Pris, dachte ich, ich liebe dich. Warum? Was habe ich getan, daß ich zu dir getrieben worden bin? Was für ein verrückter Instinkt ist das?
Ich setzte mich auf das Bett und schloß die Augen.
    XIV
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als nach Boise zurückzukehren. Ich war besiegt worden – nicht vom mächtigen, erfahrenen Sam Barrows, auch nicht von meinem Teilhaber Maury Rock, sondern von der achtzehnjährigen Pris. Es hatte keinen Zweck, noch länger in Seattle zu bleiben.
Was lag vor mir? Zurück zur Firma, mit Maury Frieden schließen, da weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Und dabei bestand immer noch die Möglichkeit, daß Maury mich nicht mehr aufnahm, daß er es mit der Auflösung der Partnerschaft ernst gemeint hatte.
Vielleicht war es jetzt an der Zeit, die Pistole herauszuholen und mir eine Kugel in den Kopf zu schießen.
Und Pris machte weiter, ohne zu sehen, wie ich zugrunde ging. Der Sinn meines Lebens war mir endlich klar. Ich war dazu verurteilt, Pris Frauenzimmer zu lieben, ein steriles, kaltes, grausames Ding. Es wäre besser gewesen, die ganze Welt zu hassen.
Angesichts der Beinahe-Hoffnungslosigkeit meiner Lage beschloß ich, ein Letztes zu versuchen. Bevor ich aufgab, würde ich es beim Lincoln-Simulacrum versuchen. Er hatte früher schon helfen können, vielleicht ging das auch jetzt.
    »Hier ist noch einmal Louis«, sagte ich, als ich Maury wieder erreicht hatte. »Ich möchte, daß du den Lincoln zum Flughafen fährst und in eine Raketenmaschine nach Seattle setzt, und zwar sofort. Ich möchte ihn mir ungefähr vierundzwanzig Stunden ausborgen.«
    Er widersprach sofort und aufgeregt; wir stritten uns eine halbe Stunde lang. Aber schließlich gab er nach; als ich auflegte, hatte ich sein Versprechen, daß der Lincoln am Abend in der Maschine sitzen würde.
Erschöpft legte ich mich hin, um mich zu erholen. Wenn er dieses Motel nicht findet, entschied ich, würde er ohnehin nicht viel nützen… ich bleibe hier liegen und ruhe mich aus.
Das Ironische dabei war, daß Pris ihn konstruiert hatte.
Irgendwo in meinem Gedächtnis befand sich eine Anekdote über Abe Lincoln und die Mädchen. Irgendein Mädchen, in das er in seiner Jugend verliebt war. Erfolgreich? Du meine Güte; ich konnte mich nicht erinnern, wie das ausgegangen war. Ich wußte nur noch, daß er sehr viel gelitten hatte.
Wie ich, sagte ich zu mir. Lincoln und ich haben viel gemeinsam; die Frauen haben uns gequält. Er würde also Mitgefühl zeigen.
Was sollte ich tun, bis das Simulacrum eintraf? Es war riskant, im Motelzimmer zu bleiben… In die Stadtbibliothek gehen und nachlesen, was in Lincolns Jugend geschehen war? Ich sagte dem Motelbesitzer, wo ich zu finden wäre, wenn jemand, der wie Abraham Lincoln aussähe, nach mir fragen sollte, dann rief ich ein Taxi. Ich hatte viel Zeit totzuschlagen; es war erst zehn Uhr vormittags.
Es besteht noch Hoffnung, sagte ich mir, als ich mit dem Taxi zur Bibliothek fuhr. Ich gebe nicht auf!
Nicht, solange ich den Lincoln habe. Einen der größten Präsidenten der Vereinigten Staaten, und einen großartigen Anwalt dazu. Wer konnte mehr verlangen?
Wenn mir jemand helfen kann, dann Abraham Lincoln.
    Die Nachschlagewerke in der Bibliothek von Seattle trugen nicht dazu bei, meine Stimmung zu bessern. Nach ihnen war Abe Lincoln von dem Mädchen, das er liebte, abgewiesen worden. Er war so verzweifelt gewesen, daß er monatelang in eine fast psychotische Melancholie verfallen war; er hätte sich beinahe das Leben genommen, und der Vorfall hatte für den Rest seines Lebens seelische Narben hinterlassen.
    Fein, dachte ich grimmig, als ich die Bücher zuklappte. Genau das, was ich brauche; jemanden, der ein noch größerer Versager ist als ich.
Aber es war zu spät – das Simulacrum war unterwegs nach Seattle.
Vielleicht bringen wir uns alle beide um, sagte ich zu mir, als ich die Bibliothek verließ. Wir lesen ein paar alte Liebesbriefe, und dann – peng!
Andererseits war er später erfolgreich gewesen; er war Präsident der Vereinigten Staaten geworden. Man konnte sich also, nachdem man sich vor Qual wegen einer Frau fast umgebracht hatte, wieder erholen.
Ich ging durch die Straßen von Seattle,

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