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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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willst?«
    »Nein, noch nicht.«
»Sie wird dir ins Gesicht spucken.«
»Na und?«
»Na und? Wer will dich? Wer braucht dich? Nur dein defekter Bruder Chester und dein seniler Vater. Ich spreche mit Abraham Lincoln und stelle fest, wie wir unsere Beziehung endgültig beenden können.« Es knackte in der Leitung; er hatte aufgelegt. Ich konnte es nicht glauben. Ich saß auf dem ungemachten Bett und starrte auf den Boden. Maury hatte es also wie Pris auf das große Geld abgesehen. Schlechtes Blut, sagte ich mir. Mit den Genen vererbt.
Ich hätte es wissen müssen. Irgendwo mußte sie es ja herhaben.
Was mache ich jetzt? fragte ich mich.
Schieß dir eine Kugel in den Kopf und mach alle glücklich; sie kommen sehr gut ohne dich aus, wie Maury gesagt hat. Aber ich hatte keine Lust dazu; die kalte, ruhige Stimme in mir, die instinktive Stimme sagte nein. Bekämpf sie alle , sagte sie. Nimm es mit allen auf … mit Pris und Maury, Sam Barrows, Stanton, dem Lincoln; steh und kämpfe.
Jetzt weiß ich, wie es in der Welt zugeht, sagte ich mir. Ich weiß, wie die Menschen sind, was sie in diesem Leben am höchsten schätzen. Am liebsten möchte man auf der Stelle tot umfallen oder wenigstens hingehen und sich in einer Heilanstalt verkriechen.
Aber ich gebe nicht auf, sagte ich mir. Ich will Pris, und ich werde sie Maury und Sam Barrows und allen anderen wegnehmen. Pris gehört mir. Es ist mir egal, was sie denkt oder was alle anderen denken. Sie war von Anfang an dazu bestimmt, Mrs. Rosen zu werden.
Ich griff nach dem Telefon und wählte wieder.
    »Northwest Electronics, guten Morgen.«
    »Geben Sie mir noch einmal Mr. Barrows. Hier ist Louis Rosen.«
Eine Pause. Dann eine tiefere Frauenstimme.
»Miß Wallace.«
»Geben Sie mir Sam.«
»Mr. Barrows ist außer Haus. Wer spricht?«
»Louis Rosen. Sagen Sie Mr. Barrows, er soll Miss Frauenzimmer…«
»Wen?«
»Dann eben Miss Womankind. Sagen Sie Barrows, er soll sie mit einem Taxi zu meinem Motel schicken.« Ich gab ihr die Adresse, die ich vom Schlüsselanhänger ablas. »Sagen Sie ihm, er soll sie nicht in ein Flugzeug nach Boise setzen. Sagen Sie ihm, wenn er das nicht tut, komme ich und hole sie.«
Es blieb eine Weile still, dann sagte Miss Wallace: »Ich kann ihm gar nichts sagen, weil er nicht hier ist, er ist heimgefahren, wirklich.«
»Dann rufe ich ihn zu Hause an. Geben Sie mir die Nummer.«
Miss Wallace nannte mir mit gepreßter Stimme die Nummer. Ich kannte sie schon; ich hatte sie vergangene Nacht gewählt. Ich drückte auf die Gabel und wählte erneut.
Pris meldete sich.
»Hier ist Louis«, sagte ich. »Louis Rosen.«
»Menschenskind«, sagte Pris verblüfft. »Wo bist du? Deine Stimme klingt so nah.« Sie schien nervös zu sein.
»Ich bin hier in Seattle. Gestern mit TWA hergeflogen. Ich bin da, um dich vor Sam Barrows zu retten.«
»Guter Gott!«
    »Hör zu, Pris. Bleib, wo du bist. Ich komme sofort hinüber. Okay? Verstehst du?«
    »O nein«, sagte Pris. »Louis – « Ihre Stimme wurde hart. »Augenblick mal. Ich habe heute früh mit Horstowski gesprochen. Er hat mir von dir und deinem katatonischen Anfall erzählt und mich vor dir gewarnt.«
»Sag Sam, er soll dich in ein Taxi setzen und herschicken«, sagte ich.
»Ich dachte, es wäre Sam, der mich anruft.«
»Wenn du nicht mitkommst«, sagte ich, »bringe ich dich um.«
»Nein, das tust du nicht«, sagte sie mit kalter, harter Stimme; sie hatte ihre eisige Haltung wiedergefunden. »Versuch das nur. Du minderwertiger Kerl.«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
»Hör mal«, sagte ich.
»Du Idiot. Du Irrer. Kipp tot um, wenn du glaubst, daß du dich hier einmischen kannst. Ich weiß genau, was du vorhast; ihr Trottel könnt ohne mich eure Simulacra nicht bauen, was? Deshalb soll ich zurückkommen. Na, geht alle zum Teufel. Und wenn du versuchst hierherzukommen, schreie ich, daß du mich vergewaltigst oder umbringen willst, und du verbringst den Rest deines Lebens im Gefängnis. Überleg dir das.« Sie verstummte, legte aber nicht auf; ich konnte sie hören. Sie wartete genießerisch, ob und was ich darauf zu sagen hatte.
»Ich liebe dich«, sagte ich.
    »Geh zum Teufel. Ah, da ist Sam an der Tür. Häng ein. Und nenn mich nicht Pris. Ich heiße Pristine. Pristine Womankind. Flieg zurück nach Boise und spiel mit deinen armseligen, kleinen, verkümmerten, zweitklassigen Simulacra. Tu mir den Gefallen, ja?« Wieder wartete sie, und ich wußte nichts zu sagen. »Leb wohl, du minderwertige, arme, häßliche Null.

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