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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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mitbekommen.
    Ungeachtet der Warnung des Grafen machte er sich kurz vor Mittag wieder auf den Weg zu dessen Gut. Der Himmel hatte sich zugezogen, kein einziger Sonnenstrahl drang durch die dicke graue Decke. Nicht mehr lange und das Laub, das wie Farbtupfer auf den grünen Hängen wirkte, würde herunterfallen und kahle Äste hinterlassen, die wie schwarze Totenfinger in den Himmel ragten.
    In Italien scheint jetzt noch immer die Sonne, schlich es Martin durch den Kopf. Wenn ich Bella doch nur holen und mit ihr dorthin gehen könnte.
    Auf einmal ertönte Hufschlag in der Ferne, begleitet von einem lauten Rasseln. Da der Boden unter ihm erzitterte, war Martin sicher, dass es sich um eine Kutsche handelte.
    Reiste Roland von Hohenstein etwa erst jetzt ab?
    Rasch verbarg sich der Junge im Gestrüpp. Nicht aus Angst vor dem Fürsten, wie er sich selbst sagte, er wollte nur nicht, dass dieser vielleicht seine Lakaien losschickte, um auf ihn einzuschlagen.
    Während er gespannt den Weg betrachtete, der sich irgendwo zu verlieren schien, tauchte die Kutsche vor ihm auf. Es waren nicht die Farben des Fürsten, sondern die der Familie Katzenburg: Rot und Grün.
    Die von acht Reitern begleitete Fuhre war mit so großer Geschwindigkeit unterwegs, dass zu allen Seiten kleine Steine von den Rädern wegspritzten.
    Wohin mag der Graf bloß reisen?, fragte Martin sich, während er den Hals in der Hoffnung reckte, die Insassen zu erkennen.
    Dann fiel ihm wieder ein, dass sich nach der Lese sämtliche Weingutbesitzer nach Koblenz begaben, um die Ernte segnen zu lassen. Wahrscheinlich war dies auch Graf von Katzenburgs Absicht.
    Gleich als Nächstes überlegte Martin, ob Bella ihren Vater begleitete, denn es war Brauch, Familienmitglieder zu der Segnung mitzunehmen. Wäre der Junge nicht in geheimem Auftrag für seinen Vater unterwegs, hätte er ebenfalls in der Liebfrauenkirche erscheinen müssen.
    Halt, nein, wenn ich nicht für ihn spionieren müsste, würde ich noch immer die Sonne Paduas spüren, sagte er sich. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass er dann Bella gar nicht kennengelernt hätte. Bella, nach der sich sein Herz mittlerweile ganz furchtbar verzehrte.
    Was sollte nun aus ihr werden? Es war vom Kloster die Rede gewesen. Hatte der Graf vor, sie gleich auf dem Weg nach Koblenz dort abzugeben?
    Bevor Martin eine Antwort darauf finden konnte, preschte die Kutsche an ihm vorüber. Nur kurz vermochte er einen Blick auf das Profil des Grafen zu werfen, dann hüllte ihn eine Staubwolke ein, die ihm in Nase und Augen drang. Von Bella war nichts zu sehen.
    War sie also doch auf der Burg geblieben.
    Martin wusste, dass er dies nur herausfinden konnte, wenn er sich ebenfalls auf den Weg nach Koblenz machte. Wie er auf Schusters Rappen mit der Kutsche mithalten sollte, wusste er zwar noch nicht, aber er war sicher, dass ihm etwas einfallen würde.

16. K APITEL
     
    Nach einer halben Tagesreise und kurzer Rast in der Nacht erreichten Bella und ihr Vater in den frühen Morgenstunden Koblenz.
    Die Glocken wurden gerade angeschlagen, um die Menschen dazu aufzufordern, das Tagwerk zu beginnen. Die Torwächter traten aus ihren Behausungen und öffneten die Stadttore. Innerhalb weniger Augenblicke fanden sich Bettler und die ersten Fuhrwerke ein.
    Als Katzenburg mit seiner Kutsche eintraf, hatte sich vor dem Tor bereits eine lange Schlange gebildet.
    »Man könnte glauben, heute würde es in der Stadt etwas umsonst geben«, murrte der Graf, dem die Warterei kräftig an den Nerven zerrte.
    »Es werden gewiss noch andere Weinbauern auf dem Weg zur Kirche sein«, versuchte Bella ihn zu beschwichtigen.
    »Gut möglich, aber soweit ich es sehen kann, sind das da vorn keine Weinbauern, sondern Holzfäller und andere. Die werden wohl kaum zur Dankesfeier in die Kirche wollen.«
    »Gewiss wollen sie in die Stadt, um ihrem Tagwerk nachzugehen«, entgegnete Bella, obwohl sie sich fragte, warum sie überhaupt etwas auf seine Worte gesagt hatte. Letztlich würde es doch wieder so enden, dass sie an allem Schuld hatte.
    Der Graf brütete stumm vor sich hin, dann sagte er: »Ich werde einen Boten durch die Stadt schicken. Er soll nachschauen, ob der Fürst von Hohenstein hier Quartier bezogen hat.«
    Diesmal gibt er mir nicht die Schuld, dachte Bella spöttisch. Dafür verdirbt er mir die Freude, indem er Roland von Hohenstein zur Sprache bringt. »Was macht dich so sicher, dass er hier ist?«, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen. »Er könnte auch zum

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