Die Rebenprinzessin
Königshof gereist sein.«
»Niemand schafft die Reise in einem Stück«, brummte Rudolph von Katzenburg. »Außerdem wird sich der Fürst nicht in irgendeiner Schenke am Wegrand einquartieren.«
Passen würde es allerdings zu ihm, ging es Bella durch den Kopf, und ehe sie es verhindern konnte, trat ein Lächeln auf ihr Gesicht.
»Glaub nicht, dass du so einfach davonkommst«, fuhr Katzenburg sie daraufhin an. »Wenn ich Hohenstein sehe, werde ich mit ihm reden. Ich werde nicht erlauben, dass er unseren Namen am Königshof in Misskredit bringt.«
Da ruckte der Wagen an, und Bella hoffte inständig, dass er vor Freude das Thema wechseln würde.
»Na endlich!«, rief der Graf aus, doch natürlich schwieg er nicht. Während die Kutsche durch den mächtigen Torbogen rollte, fuhr er fort, ihr eine Heirat mit Fürst Hohenstein anzupreisen.
Wie ein Marktschreier, der altes Brot oder stinkenden Fisch feilbietet, dachte Bella und blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuser. Das erleichterte es ihr, die Worte ihres Vaters zu verdrängen. Wie lange war sie schon nicht mehr in einer Stadt gewesen! Umso mehr genoss sie es, obwohl ihr sogleich ein furchtbarer Gestank entgegenwehte. Dank der Nachtgeschirre, die die Menschen einfach auf der Straße ausleerten, war er am Morgen besonders unerträglich.
Auch als die gräfliche Kutsche an den Häusern vorbeirollte, riss hier und da jemand die Fensterläden auf. Die wütenden Zurufe der Begleitreiter kümmerten die Hausbewohner nicht. Ehe man sie zur Rechenschaft ziehen konnte für die stinkende Brühe, die zuweilen nur knapp vor den Pferden landete, waren sie auch schon wieder verschwunden.
Doch nicht nur die Gerüche der Stadt, die schon bald angenehmer wurden, als sie in die Nähe der Garküchen kamen, durchdrangen Bella, sondern auch die Bilder. Die Nebenresidenz der Trierer Erzbischöfe gewann mit jedem Jahr an Pracht. Kaum einen Ort fand man, an dem nicht gebaut wurde. Selbst an der Liebfrauenkirche, die ihr Ziel war, erhoben sich Baugerüste. Offenbar wurden neue Fenster eingesetzt.
Bella hätte sich nur zu gern aus der Kutsche gelehnt, um etwas mehr zu erkennen, aber sie wusste, dass ihr Vater das als unschicklich angesehen hätte. Also verharrte sie auf ihrem Platz und begnügte sich mit dem Anblick, der sich ihr auch so bot.
Schließlich erreichte die Kutsche den Kirchplatz und kam zum Stehen. Die Begleiter sprangen herab, die Reiter saßen ab, und wenig später öffnete Heinrich Oldenlohe den Kutschenschlag.
Als Bella am Arm ihres Vaters nach draußen trat, erblickte sie zahlreiche mehr oder weniger prächtige Fuhrwerke.
Zur Segnung des Weins, die für den Erzbischof Anlass genug war, persönlich zu erscheinen, hatten sich Winzer aus der gesamten Gegend eingefunden. Darunter war auch der Beinahe-Namensvetter ihrer Familie, Graf Johann von Katzenelnbogen. Mit ihm unterhielt die Familie seit langer Zeit freundschaftliche Beziehungen, was unter den Herrn des Einrich beinahe schon eine Seltenheit war.
Er und seine Frau waren die Ersten, die ihnen entgegenkamen, um sie zu begrüßen. »Rudolph, ich freue mich, Euch zu sehen. Darf ich fragen, wer die hübsche Dame an Eurem Arm ist?« Während er sprach, zwinkerte er Bella kokett zu, was sie auf der Stelle erröten ließ.
Natürlich wusste er, wer sie war. Wenn sich die beiden Grafen zusammenfanden, um über das Geschäft zu sprechen, wurden gewiss auch andere Dinge erläutert. Außerdem wäre Graf Katzenelnbogen beinahe ihr Taufpate geworden, hätte ihr Vater nicht im letzten Moment Verwandte vorziehen müssen.
»Meine Tochter ist vor wenigen Wochen aus dem Liebfrauenkloster zurückgekehrt«, antwortete Rudolph von Katzenburg, und Bella war sicher, wenn es den Zwischenfall mit Roland von Hohenstein nicht gegeben hätte, würde ihr Vater nun stolz verkünden, dass sie schon bald vermählt werden sollte. Doch diese Bemerkung sparte er sich.
»Dann wollt Ihr sie wohl an ihre späteren Pflichten heranführen. Oder lieber doch vermählen?«
Graf von Katzenburg biss sich kurz auf die Lippe, ehe er antwortete. »Eine Vermählung wird sicher anstehen, wenn wir den passenden Bräutigam gefunden haben.«
»Bei solch einer Schönheit dürfte das nicht schwerfallen. Allerdings solltet Ihr nicht am Brautmaler sparen, mein Freund. Ein stümperischer Schmierfink kann viel Schaden anrichten, und Ihr wollt sicher nicht, dass das Bild Eurer Tochter nicht gerecht wird.« Wieder zwinkerte Johann von Katzenelnbogen Bella
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