Die Rebenprinzessin
zu.
Deren Wangen glühten noch immer, gleichzeitig fragte sie sich, ob ihr Vater nicht mit ihm über seine Pläne mit ihr und Roland von Hohenstein gesprochen hatte, immerhin war er ein Freund der Familie.
»Nein, das will ich gewiss nicht!«, riss die Stimme ihres Vaters sie aus ihrem Nachdenken fort. Mittlerweile hatte er es geschafft, den schwelenden Ärger in sich zurückzudrängen, und wirkte wieder ein wenig gelöster.
Endlich schnitt Graf von Katzenelnbogen ein anderes Thema an.
»Da Eure Tochter so prächtig gediehen ist, erlaubt mir die Frage, was denn meine Rieslingreben machen?«
»Sie gedeihen prächtig«, entgegnete Katzenburg mit einem Seitenblick auf seine Tochter, und seiner Stimme konnte Bella das Unbehagen förmlich anhören. Offensichtlich störte es ihn, dass sie dabeistand und etwas mitbekam. »Ich habe von den geernteten Trauben ein Fass anlegen lassen. Wenn sich der Most wohl verhält, werde ich im nächsten Jahr Ableger ziehen.«
Johann von Katzenelnbogen lächelte zufrieden, und Bella fand, dass sein ohnehin schon angenehmes Gesicht noch ansprechender aussah. Auf die Idee, ihn sich als Bräutigam zu wünschen, kam sie dabei nicht, aber sie fragte sich, ob er wohl ein besserer Vater war als ihrer.
»Wartet nur, eines Tages wird diese Traube den größten Raum auf Eurem Weinberg einnehmen. Meine Erträge sind bereits beträchtlich, und vor kurzem konnte ich den ersten Wein davon genießen. Ihr werdet sehen, er übertrumpft den Heunisch-Wein um Längen!«
»So Gott will!«, entgegnete Graf von Katzenburg. »Ich bin jedoch voller Hoffnung, denn die Trauben waren hervorragend.«
»Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch am Anstich meines nächsten Fasses teilhaben lasse? Ihr und Eure Tochter seid uns jederzeit auf der Burg willkommen.«
Bella brannte darauf, einmal Gut Katzenelnbogen zu sehen, doch ihr Vater antwortete nur: »Schickt mir einen Boten, wenn es so weit ist. Ich werde die Einladung gern annehmen.«
Das klang wenig begeistert, wie Bella fand. Hatte ihr Vater denn kein Interesse daran, etwas anderes zu tun, als krampfhaft einen Bräutigam für sie zu suchen?
Johann von Katzenelnbogen schien das nicht weiter aufzufallen. Er klopfte seinem Freund herzlich auf den Arm und verabschiedete sich.
Das Lächeln, das Rudolph von Katzenburg für seinen Freund aufgesetzt hatte, schwand augenblicklich und wich dem schwermütigen Blick, den Bella zur Genüge kannte.
Während sie auf das Kirchenportal zuschritten, ließ Bella den Blick schweifen. Sie bemerkte, dass einige Leute sie neidvoll musterten, allerdings trafen sie auch die abschätzigen Blicke anderer reicher Weinbauern. Deren Gattinnen waren aufgeputzt wie Kühe auf dem Pfingstmarkt. Die Stoffe der Kleider leuchteten teilweise so prachtvoll, dass sich selbst Bella ärmlich vorkam.
»Sieh mal einer an, Euer Gnaden trauen sich auch unter die Menschen.«
Die Stimme gehörte keinem Geringeren als Gernot von Bärenwinkel.
Bella musste zugeben, dass er sich nicht verändert hatte. Noch immer trug er einen prächtigen Bauch vor sich her, noch immer war sein Gesicht krebsrot, auch wenn er keine Anstrengung hinter sich hatte.
Obwohl schon so viel Zeit vergangen war, erinnerte sich Bella noch lebhaft an die Streitereien der beiden Männer. Damals hatte ihre Mutter ihr stets beschwichtigend über den Kopf gestrichen, obwohl Bella es eher lustig gefunden hatte, wenn Graf von Bärenwinkels Gesichtsfarbe dunkler und dunkler wurde, bis er schließlich aussah, wie mit Rotwein übergossen.
Mittlerweile war sie allerdings in einem Alter, in dem sie solche Streitereien eher kindisch fand. Zumal weder Gernot von Bärenwinkel noch ihr Vater das nötig gehabt hätte. Beide hatten sehr gute Weinberge, beide waren beim König und den Menschen hier angesehen. Keiner führte gegen den anderen Krieg oder hatte ihm dergleichen angedroht.
»Sch«, machte es plötzlich hinter ihr.
Als sie herumwirbelte, erkannte sie Martins Gesicht hinter der Säule. Kurz blickten sie einander an, dann zog er sich wieder zurück.
Bella wandte sich um. Ihr Vater schien nichts bemerkt zu haben. Noch immer zankte er sich mit Graf von Bärenwinkel, und mittlerweile hatte der Streit auch andere Zuhörer gefunden. Hatte sie zuvor noch gebetet, dass der Gottesdienst endlich beginnen möge, hoffte sie nun, dass die beiden sich noch lange in den Haaren lagen. Nach einem kurzen Rundblick erhob sie sich nun und strebte der Säule zu, hinter der sich ein Mensch gut verbergen
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