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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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können. Aber ein Mann wie er trauerte einer solchen Gelegenheit nicht lange nach, denn er wusste, dass sich schon bald die nächste einstellen würde.
    »Wie Ihr wisst, sollt Ihr herausfinden, was es mit der neuen Weinsorte auf sich hat, die Graf Katzenburg seit neuestem anpflanzt.«
    Martin nickte.
    »Dazu werdet Ihr als einfacher Weinpflücker auf dem Gut arbeiten, um dort Augen und Ohren aufzuhalten. Das müsste eigentlich genügen, versucht aber dennoch, das Vertrauen einiger Arbeiter zu gewinnen. Der Keltermeister soll ein recht bärbeißiger Kerl sein, gegenüber Menschen, die er mag, ist er jedoch ziemlich redselig.«
    »Ihr meint, ich soll mich ihm andienen?«, gab Martin spöttisch zurück.
    »Zunächst einmal solltet Ihr mir bis zum Schluss zuhören«, entgegnete Giacomo ungehalten. »Ihr sollt gut arbeiten, damit der Keltermeister Euch behält und in Eurer Gegenwart das eine oder andere Wort mehr sagt. Außerdem kann es nicht schaden, wenn Ihr Euch mit den anderen Gehilfen anfreundet.«
    »Und wenn ich die Freundschaft der Mägde suche?«, fragte Martin provozierend.
    Der Italiener grinste breit. »Solange Ihr Eure Zunge im Zaum halten könnt und nicht vorhabt, eine von ihnen zu freien, wird es Eurem Vater gleich sein.«
    Hat er vielleicht unter meinem Fenster geschlafen?, fragte sich Martin ärgerlich, doch er schluckte seinen Unmut hinunter.
    »Warum schickt mein Vater nicht Euch auf die andere Seite des Flusses?«, fragte Martin ärgerlich.
    Der Lombarde blickte ihn nichtssagend an. Er könnte genauso gut lügen wie die Wahrheit sagen in diesem Moment. »Aus dem einfachen Grund, weil man mich erkennen würde«, gab er die Antwort, die wohl am glaubhaftesten war. »Ihr hingegen weiltet schon lange nicht mehr hier, und selbst jene, die Euch als Kind kannten, werden Euch in dem Manne, der Ihr inzwischen seid, nicht wiedererkennen.« Ein schelmisches Funkeln schlich sich nun doch in den Blick Giacomos. »Allerdings solltet Ihr Eure Bartzier noch ein wenig wachsen lassen. Sonst könnte sich bei einigen Leuten doch die Erinnerung an Euch einstellen.«
    Martin griff sich ans Kinn. Während er unterwegs gewesen war, hatte er nicht die Zeit gehabt, sich den Bart zu stutzen. Sein Bart war nicht besonders dicht, und eigentlich hatte er sich vorgenommen, ihn abzunehmen, sobald er hier war, denn er wusste, dass ein glattes Männerkinn bei vielen Frauen besser ankam als ein Bart, durch den die Läuse huschten. »Ihr meint also, dass ich ansonsten ein Milchbart sei?«
    »Ich meine gar nichts, das war nur ein kluger Rat. Genauso wie der folgende. Wollt Ihr mir eine Botschaft zukommen lassen, so müsst Ihr diese auf jeden Fall verschlüsseln«, bemerkte der Spion und reichte ihm ein kleines Stück Pergament, auf dem zwei unterschiedliche Buchstabenreihen notiert waren. Eine ging von A bis Z, die darunterliegende begann beim Z und endete beim A.
    Martin runzelte die Stirn. Wie lange sollte er denn an solch einer Verschlüsselung arbeiten?
    »Glaubt Ihr wirklich, dass die Leute auf der Katzenburg lesen können?«
    »Der Burgherr vermag es«, entgegnete Giacomo. »Und ich nehme auch an, dass Heinrich Oldenlohe diese Kunst beherrscht. Selbst wenn er sonst ein dummer Hurensohn ist.«
    Heinrich Oldenlohe war für den Grafen von Katzenburg das, was der Italiener für Martins Vater war. Das allein machte aus den beiden Männern erbitterte Kontrahenten. Aber man erzählte sich auch, dass sie obendrein persönliche Gründe hatten, einander zu verabscheuen.
    Beide hatten in den Hussitenkriegen gekämpft, zunächst als Gleichgesinnte, bis sich Giacomo bei einem Ereignis, das niemand kannte, die Feindschaft Heinrich Oldenlohes zugezogen hatte. Ihre Fehde hätte auf dem Feld enden können, doch Gott hatte es nicht nur gefallen, beide am Leben zu lassen, er hatte sie auch in die Dienste zweier Herren gelotst, die auf gegenüberliegenden Ufern ihre Weingüter führten und sich ebenfalls nicht grün waren.
    Wenn die beiden – was gottlob selten geschah – aufeinandertrafen, ging es nie ohne blanke Schwerter und Wunden ab. Irgendwann, so vermutete jeder hier, würde dieser Kampf mit dem Tod eines von ihnen enden.
    Martin schnaufte, während er erneut das Pergament betrachtete, dann ließ er es unter seinem Wams verschwinden.
    »Lasst Euch auf keinen Fall beim Schreiben beobachten oder erwischen. Papier und Federn findet Ihr hier, ebenso einige sonstige Dinge, die Ihr gebrauchen könnt.«
    Giacomo bückte sich und holte aus den

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