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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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erwartungsvollen Blick bedachte. Ein wenig von dem Gespräch hatte sie mitbekommen, jedoch fehlte ihr die Erklärung für das breite Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Was ist geschehen, dass du so guter Dinge bist?«
    »Offenbar haben Roland von Hohenstein und Hans von Uhlenfels hier übernachtet. Ist das zu glauben?«
    Bella verzog erstaunt den Mund. »Wahrscheinlich hat sich der Wirt angesichts der Begleitreiter nicht gewagt, sie auszurauben.«
    »Möglich wäre es«, gab Martin zu. »Der Herr von Hohenstein scheint jedenfalls nicht zimperlich zu sein, wenn er hier abgestiegen ist.«
    »Er wird ein mieses Lager und schlechte Verpflegung noch aus Kriegszeiten kennen«, entgegnete Bella spöttisch.
    Bevor Martin noch etwas hinzufügen konnte, kehrte der Wirt zurück. In der Hand einen Leinenbeutel, in dem er wohl den Proviant verstaut hatte. »Nehmt, ich hoffe, es reicht für eine Weile«, sagte er, während er an Martin vorbei auf Bella schaute.
    Die Grafentochter erwiderte seinen Blick trotzig und erhob sich. Sie wäre froh, wenn sie von hier fort wären.
    Martin wollte sich gerade mit dem Proviant und den Wasserschläuchen umwenden, da schrie Bella auf. Geistesgegenwärtig sprang er beiseite und hörte nur noch, wie ein Knüppel an ihm vorbeisauste. Sogleich wirbelte er herum und ließ seine Last fallen. Offenbar hatte es sich der Wirt anders überlegt und wollte sie nicht einfach so für ein Wams ziehen lassen. In der Hand hielt er eine Keule, mit der er sogar einem Rind hätte den Schädel einschlagen können.
    Martin riss seinen Dolch hervor. »Was soll das?«, fuhr er den Wirt an. »So war es nicht vereinbart.«
    »Ich weiß von keiner Vereinbarung«, entgegnete der Wirt und sprang mit einem kraftvollen Satz, den Martin ihm gar nicht zugetraut hätte, über den Schanktisch. Der Boden erzitterte unter seinem Gewicht, als er landete und die Keule erneut hochriss.
    Martin tänzelte zur Seite. Offenbar hatte Bella recht. Der Wirt sah in ihnen wohl leichte Beute. Obwohl er nicht die Absicht hatte, dem Mann etwas zuleide zu tun, riss er sein Messer hoch.
    Der Mann lachte angesichts dieser Geste auf. »Was willst du schon ausrichten mit deinem Zahnstocher? Ich werde mir damit den Dreck unter den Fingernägeln wegkratzen. Und dein Mädchen bringe ich zu dem Kloster zurück, aus dem du es geholt hast. Aber vorher werde ich mich noch ein wenig mit ihr vergnügen.«
    Martin warf Bella einen Blick zu, die inzwischen aufgesprungen war. Er hätte ihr am liebsten zugerufen, dass sie fliehen sollte, doch dazu kam er nicht. Der Wirt nutzte den kurzen Moment der Unachtsamkeit aus, schlug nach Martin und traf ihn an der Schläfe. Sterne blitzten vor den Augen des Jungen auf, und er taumelte zur Seite. Dabei prallte er gegen einen der Tische, der sofort umfiel.
    »Siehst du, Bürschchen, was habe ich gesagt?«, höhnte der Wirt und riss die Keule erneut hoch.
    Obwohl er von dem Schlag immer noch benommen war, wälzte sich Martin zur Seite. Gerade rechtzeitig, um der niedersausenden Keule auszuweichen. Hart krachte sie auf die Bretter und wirbelte eine Schmutzwolke auf. Plötzlich tauchten hinter dem Kopf des Wirtes vier Stuhlbeine auf. Ein wilder Schrei ertönte, dann krachte das Sitzmöbel gegen seinen Hinterkopf. Der Mann hielt in der Bewegung inne, ließ die Arme sinken und verdrehte die Augen wie ein abgestochenes Schwein. Dann kippte er um. Das Geräusch ähnelte dem eines Kornsackes, der vom Heuboden gefallen war.
    »Guter Hieb«, lobte Martin und griff nach dem Messer. »Du hast offenbar gelernt, dich zu verteidigen.«
    »Ich wollte nicht, dass dich der Kerl umbringt«, entgegnete Bella entschlossen, während sie die Reste des zerbrochenen Stuhls von sich warf. »Aber du solltest mehr üben. Immerhin wirst du bald Vater!«
    Martin rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von Hemd und Beinkleidern. »Wenn mir der Fürst unter die Augen tritt, werde ich mich besser schlagen.«
    Bella hob zweifelnd die Augenbrauen. »Wollen wir hoffen, dass wir meinen Vater schneller überzeugen, als Roland von Hohenstein an unsere Pforte klopfen kann.«
    »Vertraust du etwa nicht auf meine Kampfkraft?«
    Bella blickte vielsagend auf den Mann vor ihr. An der Stelle, wo sie ihn getroffen hatte, bildete sich langsam eine dicke Beule. »Du solltest dich besser auf List verlegen. Ich fürchte, du hast zu viel Zeit in der Schreibstube statt im Weinkeller verbracht.«
    »Mag sein. Aber mit der richtigen Waffe in der Hand überrasche ich dich

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