Die Rebenprinzessin
Männern in die Burg gelangen. Während alle den Weinberg zu retten versuchen, wollen sie den Grafen umbringen. Die herrenlose Burg gedenkt Roland von Hohenstein sich dann selbst zu nehmen.«
»Ihr vergesst Graf von Katzenburgs Tochter.«
»Die ist wieder im Kloster, wenn ich es in den Dörfern richtig vernommen habe. Falls sich Euer Sohn aufgemacht hat, um sie zu holen, ist er entweder auf der Katzenburg gefangen oder auf dem Weg zum Kloster.«
Gernot von Bärenwinkel wusste, welche von den beiden Möglichkeiten ihm die liebere war. »Mag sie auch ins Kloster geschickt worden sein, den Anspruch auf die Burg hat sie dennoch.«
»Aber wie will sie ihn durchsetzen?«, hielt der Spion dagegen. »Vielleicht mit der Fürsprache der Grafen von Katzenelnbogen?« Giacomo schnaubte spöttisch. »Glaubt mir, Herr, sie wird nichts gegen Roland von Hohenstein ausrichten können. Um ihren Anspruch zu erhalten, kann sie ihn nur ehelichen. Und da sie ihn mittlerweile zweimal verschmäht hat, wird der Fürst ganz sicher nicht darauf zurückkommen wollen.«
Graf von Bärenwinkel musste zugeben, dass das alles so weit recht gut klang, dennoch machte sich in seiner Brust ein schales Gefühl breit. Was gab seinem Leben noch einen Sinn außer dem Hass auf Rudolph von Katzenwinkel? Würde er wirklich Ruhe finden, wenn der andere tot war? Was wurde dann aus der Gegend, wenn sich Roland von Hohenstein hier niederließ?
Der Graf hatte dem Fürsten angesehen, dass er keinerlei Ahnung vom Wein hatte, dennoch konnte er fähige Leute anstellen. Gierig, wie er nach Profit war, würde er gewiss alles tun, um den anderen Weinbauern die Kundschaft streitig zu machen. Das ist dann genauso gut, wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, überlegte der Graf. Doch das waren keine Gedanken, die er mit Giacomo bereden wollte.
Dem Italiener schien es ausnehmend gut in der Gesellschaft des Fürsten zu gefallen. Vielleicht verlor er nach diesem Ereignis sogar seinen besten Mann. Dann konnte sich Roland von Hohenstein zum Herrn dieser Gegend aufschwingen, während sein Haus, zumal ohne einen Nachkommen, zur Bedeutungslosigkeit verkam.
»Wie wollt ihr den Weinberg bei dieser feuchten Luft in Brand stecken?«, fragte er, um die beunruhigenden Gedanken zu vertreiben.
»Mit Donnerkraut, Herr«, entgegnete Giacomo.
»Donnerkraut«, wiederholte der Graf. »Warum bin ich eigentlich nicht auf die Idee gekommen?«, fragte er dann. »Martin hätte den Weinberg niederbrennen sollen, dann wäre es nie zu dem ganzen Ärger gekommen. Ich hätte Rudolph von Katzenburg einen weiteren Streich gespielt und ihn in den Ruin getrieben.«
Giacomo sagte dazu nichts. Er wusste, dass sein Herr in dem Streit niemals so weit gegangen wäre. Dies stand eher einem Fürsten von Hohenstein zu.
»Lass mich wissen, wie es ausgegangen ist«, sagte der Graf schließlich und bedeutete Giacomo zu gehen.
Der Italiener verneigte sich und verließ das Gemach.
Gernot von Bärenwinkel blieb mit seinen Gedanken allein zurück.
28. K APITEL
Einen Tag später, als die Abenddämmerung bereits über die Lahn hereinbrach, erreichten Bella und Martin die Katzenburg. Der Himmel hatte etwas aufgeklart, so dass der Bergfried ihnen in den letzten Strahlen der Abendsonne bereits von weitem entgegenleuchtete.
Vergessen war der Morgen, der ihr erneut Übelkeit beschert hatte, und zwar so heftig, dass Martin ihr das Haar aus dem Gesicht hatte halten müssen, als sie sich erbrochen hatte.
Er hatte sich sehr besorgt um sie gezeigt, doch Bella spürte und wusste, dass dies nichts Unnormales war. Ihr Körper musste sich an das Leben, das in ihr wuchs, erst gewöhnen, deshalb ging es ihr so schlecht. Jedenfalls hatte ihr das vor Jahren Katrina so erzählt, als sie sich über das Unwohlsein ihrer Mutter gewundert hatte.
Wenn die Übelkeit vorüber war, drängte Bella den Gedanken an das Kind einfach beiseite, damit die Angst sie nicht lähmte. Ihr Vater und der Weinberg waren in Gefahr! Auch wenn der Graf sie vielleicht verdammen würde für das, was sie getan hatte, sie wollte nicht, dass Roland von Hohenstein ihm etwas antat.
Gebannt von diesem Anblick brachte Bella ihr Pferd zum Stehen. Nach einer Weile konnte sie auch den Weinberg ausmachen, der wie ein rotgelber Flicken im grünen Waldteppich wirkte. Schon bald würde der Herbstwind das Laub davontragen, und der Flicken würde wie ein Loch wirken, das erst im nächsten Frühjahr mit sattem Grün gestopft wurde.
Auf den ersten Blick
Weitere Kostenlose Bücher