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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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kommen«, bemerkte der Wirt, während er den ersten Wasserschlauch füllte. Das Wasser dazu nahm er aus einer Tonne unterhalb des Schanktisches. Wie sauber es war, konnte Martin nicht beurteilen, wahrscheinlich musste er es erst kosten, bevor Bella davon trank. »Wie meint Ihr das?«, fragte er und folgte jeder Bewegung des Wirtes. Obwohl die Haustür nun geschlossen war, wehte der Vorhang, der den Schankraum von den anderen Räumlichkeiten trennte. Wahrscheinlich stand die Magd dort und lauschte.
    »Erst vor einigen Tagen waren hohe Herrschaften bei mir. Zwei Edelmänner mitsamt ihren Dienern und Soldaten. Sie sind nach dem ersten Mal sogar noch einmal zurückgekehrt. Ich nehme an, dass es königliche Beamte waren.«
    »Ihre Namen haben sie Euch nicht genannt?«
    »Nein. Ebenso wie ich Euch und Euer reizendes Fräulein nicht fragen würde, habe ich auch sie nicht gefragt. Sie haben mit guter Münze bezahlt, das war alles, was mich interessiert hat.«
    Das glaubte ihm Martin aufs Wort. Gleichzeitig überlegte er, wie er die Zeche zahlen sollte.
    Das hatte der Wirt mit seinen Worten wohl auch bezweckt, denn nun strich sein Blick begehrlich über sein Wams. »Wie steht es mit Euch?«, fragte er dann. »Für das Wasser verlange ich nichts, aber Ihr werdet verstehen, dass ich eine kleine Entschädigung für die Speise verlangen muss.«
    »Woran habt Ihr denn gedacht?«, fragte Martin.
    »Ich nehme nicht an, dass die kleine Nonne Münzen bei sich trägt. Aber Euer Wams sieht aus, als hättet Ihr es einem Edelmann beim Würfeln abgeluchst.«
    Angesichts dieser Worte hätte Martin den Wirt am liebsten am Kragen gepackt und geschüttelt. Aber sie passten zu einem Menschen wie ihm. »Das Fräulein ist keine Nonne, und ich bin kein Spieler, aber wenn Ihr das Wams haben wollt, sollt Ihr es bekommen.«
    Während er die Schnürungen löste, kam es ihm in den Sinn, dass er das Wams schmerzlich vermissen würde, wenn sie erst einmal wieder draußen waren. Aber der Weg zur Katzenburg war ja nicht mehr allzu lang.
    Als er das Kleidungsstück auf den Tisch legte, griff der Wirt gierig danach, doch Martin gab es noch nicht aus der Hand.
    »Für dieses gute Stück sollte allerdings mehr drin sein als etwas Speise. Beschreibt mir die Männer, die Euch aufgesucht haben.«
    Der Wirt betrachtete Martin mit einem Anflug von Wut, dann glitt sein Blick auf den Knauf des Dolches in Martins Gürtel. »Eine feine Waffe habt Ihr da.«
    »Die allerdings nicht als Bezahlung dienen soll«, entgegnete Martin bestimmt und legte seine Hand auf den Griff. »Was ist, erzählt Ihr mir für dieses prächtige Wams, was ich wissen will?«
    Martin gab das Kleidungsstück nun frei, und der Wirt ließ sofort die Hand darüber gleiten, als wollte er der Wärme nachspüren, die noch immer in dem Stoff war.
    »Einer der Männer war klein und dick«, sagte er schließlich. »Der andere größer und wahrscheinlich höher gestellt. Beide trugen sehr teure Kleider und hatten die Taschen voller Gold.«
    Das war für den Wirt offenbar bedeutsam, aber Martin interessierte nur der erste Teil. »Welche Farbe hatte ihr Haar? Und wie viele Reiter hatten sie dabei?«
    Die Augen des Wirts verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ihr habt doch wohl nichts angestellt, oder?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Nein, und hätten wir das, würde ich es Euch nicht sagen.«
    Der Blick des Mannes hinter dem Schanktisch blieb misstrauisch.
    »Also, habt Ihr noch ein wenig mehr für mich, oder muss ich dem Wams die Ärmel abschneiden?«
    Für einen Moment wirkte der Wirt, als wollte er das Kleidungsstück an sich reißen, um es zu schützen. Dann sagte er: »Der Feiste sah einem Schwein ähnlich, hatte aber dunkle Borsten auf dem Kopf. Seine Nase war platt, und seine Augen waren wässrig blau. Der andere war blond und bärtig, ein Gockel, wie er im Buche steht. Er hatte einen guten Bau, trug die Nase aber so hoch, dass man ihm in die Nasenlöcher schauen konnte.«
    Martin konnte nicht anders, als ein belustigtes Grinsen aufzusetzen. Die blumige und wenig schmeichelhafte Beschreibung der Männer gefiel ihm nicht nur, er konnte auch treffsicher darauf schließen, wer die beiden waren. »Habt vielen Dank, das Wams soll Euch gehören«, sagte er und trat ein Stück zurück.
    Der Wirt nahm das Kleidungsstück an sich, dann sagte er: »Geduldet Euch einen Augenblick, ich hole Euch den Proviant.«
    Kaum war der Mann hinter dem Vorhang verschwunden, kehrte Martin zu Bella zurück, die ihn mit einem

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