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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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immer Momente gegeben, in denen der Fürst von Höherem geträumt hatte. Selbst die Königskrone zu tragen war ein Wunsch, den er seit langem hegte. Sollte es ihm irgendwann vergönnt sein?
    Wenn ich erst einmal den Einrich beherrschte, wäre das vielleicht möglich, ging es ihm durch den Sinn. Erst fällt Rudolph von Katzenburg, dann Gernot von Bärenwinkel, und als Letztes werde ich mir den Grafen von Katzenelnbogen vornehmen. Mit noch mehr Land und Macht ausgestattet – und einem fähigen Spion, der für die rechte Bezahlung keine Skrupel kannte, den Herrscher aus dem Weg zu schaffen –, konnte er sich eines Tages sicher den Purpur über die Schultern legen. Doch erst einmal musste der Anfang gemacht werden.
    »Habt Ihr das Donnerkraut?«, fragte er, als er hörte, wie Giacomo auf ihn zukam.
    Der Italiener blieb in gebührendem Abstand neben ihm stehen. »Ja, Herr, ich habe genug, um den Weinberg und sogar einen Teil des Waldes in Brand zu setzen.«
    »Wann wäre es deiner Meinung nach günstig, zuzuschlagen?«
    »Es wird eine Weile dauern, bis das Donnerkraut ausgebracht ist. Wir müssen vorsichtig sein, damit niemand auf der Burg etwas bemerkt. Unmittelbar nach dem Ausbringen sollten wir das Feuer entfachen, denn bei dieser Witterung kann das Kraut recht schnell durchweichen und wird dann unbrauchbar.«
    »Gut, was hältst du von morgen?«, fragte Hohenstein, nahm einen Ast vom Boden auf und wandte sich um.
    »Ich glaube nicht, dass die Witterung günstig sein wird«, entgegnete der Italiener und deutete gen Himmel. »Bereits jetzt zieht Nebel auf, der die Weinblätter und das Gras darunter mit einer Wasserschicht überzieht. Wir sollten einen Sonnentag abwarten.«
    Roland von Hohensteins Blick wurde misstrauisch. Zögert er absichtlich?, fragte er sich. Spielt er ein falsches Spiel mit mir? »Du willst doch nicht etwa Zeit schinden?«, fragte er schließlich.
    Auf Giacomos Gesicht trat ein überraschter Ausdruck. »Warum sollte ich das tun, Herr?«
    »Weil du vielleicht Mitleid mit Graf von Katzenburg hast. Weil du den letzten Schritt nicht wagst.«
    Der Italiener zögerte kurz. »Euer Gnaden, ich gebe zu, dass ich keinen Grund habe, den Grafen von Katzenburg zu hassen. Doch ich bin meinem Herrn verpflichtet und würde für ihn alles tun.«
    »Auch die Klinge gegen Rudolph von Katzenburg führen? Ihn töten? Ich könnte jemanden gebrauchen, der ihm im Trubel der Ereignisse ein Messer ins Herz sticht.«
    »Sicher würde ich das tun, wenn ich ihm gegenüberstünde«, entgegnete Giacomo sofort, denn er spürte, dass sein Gegenüber misstrauisch wurde. Zu Unrecht, aber das konnte der Fürst nicht wissen. »Es gibt auf der Burg allerdings einen Kämpfer, dem ich noch lieber gegenüberstehen würde.«
    »Wem?«
    »Heinrich Oldenlohe.«
    Der Fürst runzelte die Stirn, schien mit dem Namen aber nicht viel anfangen zu können.
    »Er ist der Waffenmeister des Grafen«, erklärte Giacomo daraufhin. »Auf der Burg seid Ihr ihm sicher begegnet. Er macht kein großes Aufhebens, und es gibt nur zwei Gelegenheiten, bei denen man ihn wahrnimmt. Entweder er hat den Auftrag, jemanden zu seinem Herrn zu geleiten, oder ihn zu töten.«
    »Dein Gegenstück also«, entgegnete Hohenstein nachdenklich.
    »Könnte man so sagen. Wenngleich in seinem Herzen, wie ich befürchte, eine halbe Ketzerseele haust.«
    »Das würde mich nicht stören«, gab der Fürst zurück. »Vielleicht sollten wir diesen Mann für uns gewinnen.«
    Giacomo schüttelte den Kopf. »Das wird selbst Euch nicht gelingen. Nicht mit Gold und auch nicht mit allen Titeln der Welt. Er hat sich dem Grafen Katzenburg fester verschrieben als beim Kreuzzug gegen die Hussiten dem Kaiser. Er wird lieber sterben, als einen Herrn zu verraten, der ihm wohlgesonnen ist.«
    Wieder folgte ein Moment Nachdenklichkeit.
    »Das ist schade, denn ich vergeude äußerst ungern einen guten Kämpfer. Ich stimme auch nicht mit dir darin überein, dass sich dieser Mann nicht kaufen lässt. Aber wenn du ihn töten willst, so töte ihn.«
    »Ich danke Euch, Herr.«
    »Solltest du jedoch Rudolph von Katzenburg begegnen und die Gelegenheit dazu haben, dann tötest du ihn.«
    »Das werde ich tun«, entgegnete Giacomo und verneigte sich untertänig. »Wie lautet Euer Beschluss nun bezüglich des Donnerkrauts?«
    »Ich werde deinem Vorschlag folgen und auf Sonnenwetter warten«, sagte Hohenstein, und sein Blick verlor sich nun in der Ferne.
    Giacomo schien zu merken, dass dies das Zeichen war,

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