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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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hast du doch mehr Menschenkenntnis als vermutet. Lass uns also zum Fährmann gehen. Der wird uns am ehesten sagen können, ob und wann der Fürst die Lahn überquert hat.«
    »Ich glaube nicht, dass Adam ihn übergesetzt hat – immerhin besitzt mein Vater sein eigenes Floß.«
    »Aber er könnte es gesehen haben«, hielt Bella dagegen. »Und wenn nicht, so haben wir einen guten Vorwand, nach seiner Gastfreundschaft zu fragen, oder?«
    Da konnte Martin ihr nur zustimmen.
    Nachdem sie noch einen kurzen Blick auf den Bergfried geworfen hatte, trieb Bella ihr Pferd an.
    »Hast du eigentlich je den Brief gelesen, den ich dir nach dem Lesefest gegeben habe?«, fragte Martin, als sie sich dem Pfad näherten, den sie bei ihrer Flucht aus der Burg entlanggelaufen waren. »Du hast ihn nie wieder erwähnt.«
    »O ja«, entgegnete Bella. »Ich habe deshalb sogar mein gutes Kleid mit Wein verdorben.«
    »Mein Gestammel war lächerlich, nicht wahr?«
    »Nein, dein Gestammel war sehr schön. Es hat mir Hoffnung gegeben.« Und es hat mir geholfen, meine Zweifel im Zaum zu halten, fügte sie stumm hinzu.
    Martin lächelte versonnen vor sich hin.
    »Hättest du auch versucht, mit mir zu fliehen, wenn Roland von Hohenstein mich nicht überfallen hätte und du auf der Burg geblieben wärst?«
    Martin nickte. »Ja, das hätte ich getan. Ich hätte nicht zugelassen, dass du ihn ehelichst.«
    »Was das angeht, hast du ja Erfolg gehabt«, entgegnete Bella und strich mit einer unbewussten Geste über ihren noch immer flachen Bauch.
    »Alles Weitere werden wir auch hinbekommen, das verspreche ich dir«, sagte er und lenkte sein Pferd so dicht neben sie, dass er sie berühren konnte.
     
    Die Hütte des Flößers wirkte auf den ersten Blick verlassen, doch Martin wusste mittlerweile gut, dass der Eindruck täuschen konnte. Das Floß war am Steg festgemacht, also war der Bewohner vermutlich da.
    Bella und Martin saßen ab und blieben eine Weile vor dem Haus stehen.
    Der Junge erinnerte sich an den Tag, als er ein Seil besorgen wollte. Ob der Fährmann sich, wenn er ihn nun um ein zweites bat, daran erinnerte, dass er das erste noch nicht zurückerhalten hatte?
    »Da brennt Licht«, sagte Bella und deutete nach vorn.
    Offenbar war es gerade aufgeflammt, denn zuvor hatten sie es nicht ausmachen können.
    Noch während sich Martin umwandte, trat der Flößer heraus. Sein weißes Hemd hing unordentlich herunter. Hatte er sich bereits zur Nacht begeben gehabt?
    »Guten Abend, Fährmann!«, rief Martin ihm zu.
    Adam antwortete nicht. Er brauchte offenbar eine Weile, um zu erkennen, wer da vor seinem Haus stand.
    Der Junge wollte ihm gerade wieder ins Gedächtnis rufen, wer er war, als der Mann eine Miene aufsetzte, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Ist das dein Mädchen?«, fragte er, ohne den Gruß zu erwidern.
    Martin wusste nicht so recht, was er mit diesen Worten anfangen sollte. »Ja, das ist es.«
    »Sie sieht aus wie die selige Gräfin«, kam es Adam Höllerich stockend über die Lippen.
    Bella überraschten seine Worte ebenso wie Martin. Nach all der Zeit erinnerte er sich an ihre Mutter?
    »Das kommt vielleicht daher, dass ich ihre Tochter bin«, entgegnete sie.
    Augenblicklich und ohne einen Zweifel an ihren Worten zu zeigen, verneigte sich der Fährmann. »Gnädiges Fräulein.«
    »Erhebt Euch, Herr Höllerich. Ihr braucht Euch nicht vor mir zu verneigen.«
    Adam richtete sich wieder auf. Der seltsame Ausdruck lag immer noch auf seinem Gesicht, als er fragte: »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
    »Indem Ihr uns etwas zu essen anbietet. Und uns ein Seil leiht.«
    Bella entging nicht, dass Martin bei diesen Worten unbehaglich dreinschaute.
    »Alles, was Ihr wünscht, gnädiges Fräulein. Tretet bitte ein.«
    Martin bekam vor Staunen den Mund nicht zu. Ihn hatte der Mann beinahe umgebracht, als er um sein Haus herumgeschlichen war. Bisher deutete nichts darauf hin, dass der Flößer ihn als Sohn des Grafen Bärenwinkel erkannte. Bella dagegen empfing er wie seine Herrin. Dabei diente er doch beiden Ufern und war seinem Vater ebenso verpflichtet.
    »Was stehst du herum wie ein Ölgötze!«, rief der Fährmann Martin zu. »Komm rein, ich fresse dich nicht auf. Auch wenn du mir noch immer das Seil schuldest.«
    Obwohl eine leichte Empörung in ihm aufstieg, folgte Martin dem Ruf und betrat die Fährhütte.
    Auf den ersten Blick unterschied sie sich nicht von anderen Wohngebäuden in der Gegend. Der große Raum verfügte über eine

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