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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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stimmten ihre Lieder an, während der Graf dem Weinberg zustrebte. Nicht mehr lange, dann würde ihr Gesang verstummen, und mit der Stille würden Frost und Schnee über das Land ziehen.
    Doch zunächst stand ihnen der Herbst ins Haus, die Jahreszeit der Weinlese.
    Die ersten frühen Reben wurden in den Klöstern bereits geschnitten. Nicht mehr lange, dann war auch sein Weinberg bevölkert von zahlreichen Pflückern.
    Im Gegensatz zu ebenerdigen Weingütern konnte er hier keine Pferdewagen einsetzen, um den Inhalt der Körbe zu sammeln. Die Pflücker mussten ihre Ware daher den Hang hinauf und dann in den Burghof schleppen, wo sie die Trauben in einen großen Bottich leerten.
    Dazu brauchte er möglichst viele Männer und auch Frauen, damit sie mit der Arbeit nicht in Verzug gerieten. Bereits vor einigen Tagen hatten sich etliche Burschen gemeldet, und der Graf rechnete damit, dass bis zum Ende der Woche weitere kamen, rechtzeitig zum Beginn der Lese, die er für die kommende Woche angesetzt hatte.
    Auf dem Weinberg machte der Graf halt.
    Die Hänge, auf denen Dutzende Rebstöcke wuchsen, waren das Erbe seiner Vorväter und seiner Heimat.
    Ein Leben ohne den Wein konnte sich der Graf nicht vorstellen.
    Schade nur, dass mein Haus keinen Sohn hervorgebracht hat, ging es ihm leicht wehmütig durch den Kopf, während er durch die langen Reihen stapfte, in denen der vom Fluss aufgestiegene Morgennebel wie ein Brautschleier hing. Aber vielleicht habe ich Glück, dass mein Schwiegersohn gewillt ist, sich gut um meinen Weinberg zu kümmern.
    Der Gedanke an seine Tochter Bella fuhr ihm wie ein Dolch ins Herz. Noch immer konnte er sich ihr Gesicht nicht vorstellen, ohne dass es vom Antlitz seiner verstorbenen Frau überlagert wurde.
    Ein Freund hatte ihn mit der Binsenweisheit trösten wollen, dass die Zeit alle Wunden heile, doch Rudolph von Katzenburg hatte nichts dergleichen feststellen können.
    Noch immer gab es Nächte, in denen er schweißüberströmt aufschreckte, weil er von Gabriela geträumt hatte. Egal ob sie ihm freundlich zulächelte oder ihm grimmige Vorwürfe machte, die Nacht war dann vorüber, und um die Bilder zu vertreiben, blieb ihm nichts anderes übrig, als in seine Studierstube zu eilen und dort über Büchern und Pergamentrollen zu brüten.
    Der Gedanke, dass ihn ein anderes Weib von seinen Träumen befreien könnte, kam ihm erst gar nicht, und auch darin, Bella zurückzuholen, hatte er zunächst keinen Sinn erkannt. Sie hätte ihn mit ihrem Aussehen doch nur wieder an Gabriela erinnert!
    Aber nun hatte er einen guten Grund, sie herzubeordern. Einen, der ihr vielleicht nicht behagte, der aber der Notwendigkeit entsprang.
    Diesen Gedanken drängte er allerdings rasch beiseite, wobei ihm die zarten Rebstöcke halfen, die etwas abseits der anderen lagen und denen er nun zustrebte.
    Mochte sein Haar auch ausgeblichen sein, in seinen Augen glühte noch immer derselbe jugendliche Wille, der ihn dazu befähigt hatte, einer der erfolgreichsten Weinanbauer im Einrich zu werden und zu bleiben. Abgesehen vom Grafen zu Katzenelnbogen gewann kaum jemand so viel guten Wein wie er. Ebenso wenige wagten es, einer vollkommen neuen Sorte Wein Platz auf dem eigenen Weinberg einzuräumen.
    Diese Sorte, die noch immer keinen Namen hatte, deren Setzlinge aber eine Kreuzung aus Burgunder und Heunisch waren, hatte zunächst ein wenig schwach gewirkt.
    Doch die Pflanzen waren zäher, als ihr Aussehen hatte vermuten lassen. Hartnäckig bildeten sie Blatt um Blatt aus, konnten schließlich gezogen werden und zeigten wenig später die ersten Reben.
    Die Verwandtschaft mit dem Heunisch war unverkennbar, dennoch war an diesen Trauben etwas anders, etwas, das darauf schließen ließ, dass diese Sorte auch noch in vielen Jahren auf den Hängen des Einrich wachsen würde.
    Mit ein wenig Geschick und Hartnäckigkeit könnte ich vielleicht einen Wein erschaffen, von dem auch in hundert Jahren noch die Rede sein wird, ging es dem Grafen durch den Sinn, als er die Hand nach einer der noch zarten Trauben ausstreckte. Ohne den Weinbeeren Leid zufügen zu müssen, erkannte er, dass die Schale dick war und das Fleisch darunter fest. Er spürte auch, dass noch viel Zeit vergehen musste, bis dieser Wein geerntet werden konnte. Aber das Warten war die Sache ganz sicher wert!
    Ein Geräusch schreckte ihn aus seinen Gedanken. Hufschlag und das Poltern von Rädern donnerten den Weg zum Burgtor hinauf.
    Rudolph von Katzenburgs Herz stolperte kurz,

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