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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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freundschaftlich gesonnen war.
    »Was hast du mit ihm zu schaffen?«
    »Das geht nur ihn und mich was an. Also, wo ist er?«
    Der andere setzte ein abschätziges Lächeln auf. »Keine Ahnung. Warum gehst du ihn nicht suchen? Oder glaubst du, er wird von allein zu dir kommen?«
    »Gewiss nicht, deshalb frage ich dich ja.« Die Warnung des Kellermeisters, den anderen nicht zu spitzfindig zu kommen, blitzte kurz in ihm auf. Aber sollte er vor diesem Hohlkopf kuschen? »Wenn du meine Worte nicht verstehst, solltest du lieber verschwinden, und ich suche mir jemand anderen, den ich fragen kann.«
    Als Martin an dem Burschen vorbei wollte, versperrte dieser ihm den Weg. »Bilde dir ja nichts ein! Wenn dich der Kellermeister beim Faulenzen erwischt, wird er dich mit dem Ochsenziemer verprügeln!«
    »Ach, und du kannst das beurteilen! Immerhin hast du genug Zeit, um fremde Leute mit deinem Geschwätz zu behelligen«, platzte es aus Martin heraus, obwohl er merkte, dass sein Gegenüber ganz offensichtlich auf eine Rauferei aus war. »Gib lieber auf deine eigenen Angelegenheiten Acht!«
    Die Augen seines namenlosen Gegenübers verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Wir mögen es hier nicht, wenn jemand eine dicke Lippe riskiert. Es kann gut sein, dass derjenige dann schnell mal kopfüber in der Jauchegrube landet.«
    »Dazu müsstest du ihn erst einmal anheben können, mein Freund«, gab Martin spöttisch zurück.
    Er hatte keine Ahnung, woher diese Feindseligkeit kam. Der Bursche kannte ihn nicht einmal! Doch unter seinen Kommilitonen hatte es auch einige gegeben, die auf Leute losgegangen waren, deren Nase ihnen nicht gepasst hatte – oder von denen sie geglaubt hatten, ihre Spielchen mit ihnen treiben zu können. Wenn es der Kerl darauf ankommen lassen wollte, würde er ihm schon zeigen, wo es langging.
    Die beiden jungen Männer starrten sich drohend an, kamen aber nicht dazu, die Fäuste fliegen zu lassen.
    »Thomas!«, peitschte hinter ihnen eine Stimme, die Martin an seinen Vater erinnerte. Kurz zuckte er zusammen, dann fiel ihm wieder ein, dass Gernot von Bärenwinkel ganz sicher nicht hierherkommen würde. Schon gar nicht würde er ihn Thomas nennen.
    Der Ruf, der dem mittlerweile zähneknirschenden Raufbold galt, kam vom Keltermeister, der sich hinter ihnen aufgebaut hatte.
    »Nimm dich ja in Acht!«, zischte Thomas seinem Widersacher schnell noch zu, dann wandte er sich um.
    Martin atmete tief durch. Am liebsten hätte er ihm noch etwas hinterhergeschleudert, aber er wollte nicht, dass der Kellermeister schlecht über ihn dachte.
    Im nächsten Augenblick sah er allerdings ein, dass der Gedanke falsch war, denn dieser Holzkopf würde dem Kellermeister sicher brühwarm erzählen, dass er ihn beim Müßiggang erwischt hatte.
    Das fing ja gut an! Giacomo hatte gut reden, wenn er meinte, dass er sich tunlichst aus Streitigkeiten heraushalten sollte.
    Nachdem er dem Raufbold noch einen Moment lang nachgesehen hatte, wandte er sich um und begab sich auf die Suche nach Christian. Da der Mann für die Fässer zuständig war, hatte er vielleicht das Glück, ihn in der Küferei zu finden.
     
    An diesem Morgen hatte sich der Graf von Katzenburg schon recht früh auf den Weg zum Weinberg gemacht. Eigentlich brauchte er keinen besonderen Grund, um an diesen Ort zu kommen, gleichwohl gab es an diesem Morgen einen.
    Heute sollte seine Tochter zurückkehren. Das erfüllte ihn mit so großer Nervosität, dass er sich ablenken musste, um nicht wie ein gefangenes Tier im Käfig auf und ab zu laufen. Die Rebstöcke schienen bestens dafür geeignet, sein Gemüt etwas abzukühlen.
    In Augenblicken wie diesen erlaubte sich Rudolph von Katzenburg, die Pflichten seines Standes ebenso abzulegen wie die prächtigen Gewänder. Stets ging er einfach gekleidet wie ein Pflücker zu seinem Weinberg. Auch am heutigen Morgen trug er über einem groben Leinenhemd nur ein schmuckloses Wams und grüne Beinkleider, und seine Füße steckten in groben Stiefeln. Mit dem leicht ergrauten Haar konnte man ihn leicht mit seinem Kellermeister verwechseln, doch der Graf hatte eine wesentlich schlankere Statur und trug auch keinen Bart.
    Unwissenden Neulingen unter den Pflückern fiel es zuweilen ein, ihn wie ihresgleichen anzusprechen, worauf sie Rippenstöße von den anderen kassierten, doch Katzenburg überging solche Anreden, wenn sie nicht in böser Absicht geäußert waren, meist geflissentlich.
    Der Himmel erhellte sich zusehends, und die Morgenvögel

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