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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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ihr wollte keines einfallen. »Woher kennen wir diesen Herrn?«, fragte sie also, in der Annahme, dass es sich um einen neuen Freund ihres Vaters handelte.
    »Du kennst ihn bislang nicht, aber ich werde dich ihm schon bald vorstellen«, entgegnete der Graf ausweichend.
    Bella ließ sich nicht narren. Die Worte der Frauen aus der Klosterküche fielen ihr wieder ein und verwandelten sich zu einem Klumpen in ihrer Brust.
    »Du hast einen Heiratswerber hergebeten, nicht wahr?« Während sie sprach, blieb sie stehen und blickte ihren Vater anklagend an. Gleichzeitig ärgerte sie sich über ihre eigene Naivität. Was hast du denn erwartet?, ging es ihr durch den Sinn. Dass er dich aus dem Kloster holt, damit du dich mit ihm um das Gut kümmerst?
    Der Graf hielt nun ebenfalls inne und wandte sich um. Sein Blick ging an Bella vorbei, als würde irgendwo bei der Mauer noch jemand stehen, dem er eine Erklärung schuldete.
    »Herr von Uhlenfels stattet uns einen Besuch im Namen seines Herrn, des Fürsten von Hohenstein, ab.«
    »Hohenstein?«, murmelte Bella fassungslos. Mit diesem Namen konnte sie durchaus etwas anfangen – wie beinahe jeder hier in der Gegend. »Der Günstling des Königs?«
    Graf von Katzenburg senkte den Blick. »Roland von Hohenstein hat sein Interesse an einer Verbindung unserer beider Häuser bekundet. Sein Werber würde dich gern in Augenschein nehmen und seinem Herrn anschließend berichten.«
    Bella wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Der Klumpen in ihrem Magen schien schwerer zu werden, und ihre Kehle begann zu brennen. Deshalb hat mir Oldenlohe nicht sagen wollen, warum ich fortgeholt werde. Die anderen hatten recht! Ich soll verschachert werden wie ein Stück Vieh!
    »Komm, mein Kind«, sagte Graf von Katzenburg, nachdem sie sich eine Weile schweigend gegenübergestanden hatten. »Ich werde dir deine neuen Dienerinnen auf die Kemenate schicken, damit sie dir beim Ankleiden behilflich sind.«
    Bella hatte das Gefühl, dass alle auf dem Burghof sie plötzlich anstarrten. Die Blicke der Umstehenden trafen sie wie kleine Nadeln. Wie betäubt folgte sie ihrem Vater in die Burg und bekam nicht einmal mit, was er noch zu ihr sagte.
    Sie konnte nur noch daran denken, dass Roland von Hohenstein gut doppelt so alt war wie sie. Zu Gesicht bekommen hatte sie ihn bisher nicht, aber das machte für sie keinen Unterschied. In ihren Augen war er ein alter Mann – außerdem hatte sie sich geschworen, nie zu heiraten!
    »Ich erwarte dich in einer Stunde in den Gemächern unseres Gastes, wo du dem Herrn von Uhlenfels deine Aufwartung machen wirst.« Das waren die ersten Worte, die wieder zu ihr vordrangen.
    Bella spürte, wie die Betäubung nun dem Zorn wich. Wütend funkelte sie ihren Vater an. »Was, wenn ich gar nicht heiraten will?«, entgegnete sie trotzig.
    Jetzt richtete der Graf von Katzenburg seinen Blick direkt auf sie. In dem Gang waren sie allein, und der Umstand, dass niemand diese Erwiderung gehört hatte, ließ ihn davon absehen, laut zu werden.
    Dennoch bemerkte Bella eine ungewohnte Schärfe in seinen Worten, als er sagte: »Du wirst heiraten! Wenn der Herr von Hohenstein Gefallen an dir findet, werde ich dich ihm an die Hand geben. Es ist zu unser aller Wohl.«
    Bellas Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. So weit war es zwischen ihnen also gekommen! Sie wurde nicht mehr gefragt, wie es früher der Fall war, sondern ihr Vater bestimmte über sie! Wahrscheinlich hätte er mich im Kloster verrotten lassen, wenn das Angebot des Königsgünstlings nicht gekommen wäre, ging es ihr bitter durch den Sinn.
    Plötzlich vergaß sie alle Vorsicht. Wiedersehen hin oder her, ihre Freude war spätestens seit dem Augenblick vergangen, als ihr Vater den Namen Hohenstein erwähnt hatte.
    »Du hast mich also nur hergeholt, um mich wieder abzuschieben?«, platzte es aus ihr heraus. »Hasst du mich denn so sehr? Glaubst du vielleicht, ich sei schuld an Mutters Tod?«
    Auf einmal wich sämtliches Blut aus dem Gesicht ihres Vaters, und in seinen Augen flackerte der Zorn. Nur schwerlich konnte er sich im Zaum halten. »Rede nie wieder in solch einem Ton mit mir!«, zischte er ihr gefährlich leise zu. »Ich kann mit dir tun und lassen, was ich will, denn du bist meine Tochter. Wenn ich dich verheiraten will, dann werde ich dich verheiraten, hast du das verstanden?« Bei den letzten Worten hob er die Stimme, so dass sie laut von den Wänden des Ganges widerhallte.
    Bella zuckte zurück. Mehr noch als die Tatsache,

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