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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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auf dem Hof zusammengekommen waren.
    Sunna und Adelheid reichten ihr ein in sauberes Leinen eingeschlagenes Päckchen mit Wegzehrung. Der Geruch nach Kräuterbrot und getrockneten Früchten stieg Bella in die Nase.
    »Damit du unterwegs nicht darben musst«, bemerkten die beiden Frauen im Chor und drückten sich dann vor Rührung die Schürzenzipfel in die Augenwinkel.
    Von den anderen Schwestern schluchzten ebenfalls einige, nur Anna winkte ihr fröhlich zu, obwohl ihr anzumerken war, dass sie Bella ihr Glück ein wenig neidete.
    »Möge Gott euch segnen und euch allen Wohlergehen schenken!«, rief sie über den Hof und stieg in die Kutsche.
    Nachdem Heinrich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, schwang er sich auf sein Pferd und rief den Reitern eine Anweisung zu. Daraufhin knallte die Peitsche über die Köpfe der Pferde, und während die Räder über das Pflaster des Hofes donnerten, blickte Bella aus dem hinteren Fenster wehmütig auf all die vertrauten Gesichter, die sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde.

4. K APITEL
     
    Der Blick des Kellermeisters Bernhard Wackernagel schweifte prüfend über den Burschen vor ihm. Es war unmöglich, zu erkennen, was er dabei dachte. Das breitflächige, von zahlreichen tiefen Linien durchzogene Gesicht zeigte weder Ablehnung noch Zustimmung. Der Mund war unter einem dichten Bart versteckt, auch von ihm waren die Gefühle und Gedanken des Mannes nicht abzulesen. Seine blauen Augen wirkten wie Seen, deren Tiefen unergründlich waren.
    Er wäre der perfekte Spion, dachte Martin, während er ihn musterte. Nicht mal Giacomos Miene ist so reglos.
    »Du willst dich also bei uns verdingen?«, brummte Bernhard Wackernagel schließlich.
    »Mit Eurer Erlaubnis und der des Herrn Grafen«, entgegnete Martin, während er den Blick gesenkt hielt, als stünde er vor einem König. Das fühlte sich ein wenig ungewohnt an, denn selbst vor seinen Professoren hatte er die Augen nicht niedergeschlagen. Aber nun war er offiziell nicht mehr der Sohn des Grafen Bärenwinkel, sondern ein einfacher Pflücker auf Arbeitssuche. Demut schien der richtige Weg zu sein, um in die Kellergewölbe der Burg, jenem Ort, an dem die Weinfässer lagerten, vorgelassen zu werden.
    »Zumindest mit deiner Zunge weißt du umzugehen«, entgegnete der Kellermeister mit einem spöttischen Auflachen. Er war ein hünenhafter Mann mit lockigem, beinahe weißem Haar, doch Martin war sicher, dass jeder, der glaubte, einen alten Mann vor sich zu haben, sich gewaltig täuschte. Ebenso groß wie sein Wissen über den Wein waren gewiss auch seine Schnelligkeit und seine Kraft. Knechte und Lehrjungen, die sich ihm gegenüber Dummheiten herausnahmen, bekamen seine Hand zu spüren.
    »Wie ist dein Name, Junge?«
    »Martin.«
    »Und wie weiter?«, fragte Bernhard Wackernagel. »Du hast doch sicher einen Vater, der dir seinen Namen gegeben hat.«
    Martin hatte sich die ganze Nacht, die er vor der Burg verbracht hatte, den Kopf zerbrochen, wie er sich nennen sollte.
    »Bauer. Mein Vater ist Jakob Bauer, ein Ackerbürger.«
    Der Kellermeister musterte ihn immer noch skeptisch. Wozu diese strenge Prüfung?, dachte Martin. Gibt es hier wirklich ein Geheimnis, um das man fürchtet?
    »Woher hast du erfahren, dass wir Arbeitskräfte suchen?«
    »Unten im Dorf hat man es mir erzählt.«
    »Aha, du stammst also aus dem Dorf?«
    Da Martin ahnte, dass der Kellermeister Erkundigungen einziehen würde, beschloss er, seine Antworten so vage wie möglich zu halten. »Ich komme gerade aus Nürnberg und versuche, hier Arbeit zu finden.«
    »Gibt es denn in Nürnberg nichts zu tun?« Die Augen des Kellermeisters verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Oder hat dich etwas aus der Stadt fortgetrieben?«
    Jetzt galt es, vorsichtig zu sein, dessen war sich Martin bewusst. Nürnberg war ein ganzes Stück weit entfernt, und sicher würde es dem Grafen schwerfallen, von dort Erkundigungen einzuholen.
    »Mein Vater wollte, dass ich seinen Hof übernehme. Ich wollte zuvor die Welt sehen. Das hat ihm natürlich nicht gepasst, daher bin ich davongelaufen.«
    Wenn man es recht bedenkt, ist das nicht einmal gelogen, ging es Martin durch den Sinn.
    Der Kellermeister lachte kurz und rau auf. »Die Welt sehen! Da hättest du schon etwas weiter laufen müssen!«
    »Mit Verlaub, Herr Kellermeister, aber man kommt ohne ein paar Silberlinge in der Tasche nicht groß in der Welt herum.«
    Wieder wurden Bernhard Wackernagels Augen schmal. »Du kannst wirklich mit

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