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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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verrenkte seinen Arm und berührte damit sein Rückgrat.
    »Wenn du willst, verkaufe ich dir einen Hammel, damit du an ihm üben kannst.«
     
    Justinien zog ein Bündel Heu vor. Bei seinen Schlagversuchen stellte sich heraus, daß ein Paar Handschuhe ganz nützlich sein könnte, weil er die Eisenstange dann sicherer im Griff hatte. Er sprach darüber mit dem Kerkermeister, der ihm zustimmte.
    »Jetzt, wo du es sagst, fällt mir wieder ein, daß Maître Pradel immer welche trug. Laß uns noch einmal ins Lager gehen, ich habe eine ganze Truhe voll.«
    Nachdem er sich schließlich für ein Paar graublaue Handschuhe aus Hirschleder entschieden hatte, hielt Justinien es für ratsam, sich auf den Place du Trou zu begeben und festzustellen, wie weit die Vorbereitungen schon gediehen waren.
    Erneut von vier Männern der Wache und ihrem Knebel
    Spießträger flankiert, überquerte er die Zugbrücke und freute sich an dem Geräusch, das seine Stiefel auf dem Holz machten.
    Obwohl es noch sehr früh war, drängten sich bereits viele Menschen auf dem Platz.
    » Da kommt der Henker! « rief eine Stimme.
    Die Neuigkeit machte die Runde. Die Leute drängelten sich, um ihn sehen zu können, und die Soldaten mußten sie mit den Stielen ihrer Spieße zurückdrängen.
    » Macht der Wache Platz, ihr Gesindel! Zurück! Zurück! «
    In der Mitte des Platzes - von einer Kompanie Gendarmen abgeschirmt, die im Viereck um sie herum standen errichteten Maître Calzins und seine Gehilfen eine Treppe mit acht Stufen, die zu einer imposanten Plattform hinaufführte. Da sein Kunde sich darauf beschränkt hatte, bei ihm ein »Schafott« in Auftrag zu geben, hatte sich der Zimmermeister diesen Umstand zunutze gemacht und weder bei den Maßen (sechs Meter lang, vier Meter breit und zwei Meter hoch) noch an der Qualität des verwendeten Holzes (beste Eiche aus der Provence) gespart.
    Zwei Klafter von diesem außergewöhnlichen Bauwerk entfernt hatte der Schmied Lenègre einen Mast errichtet, an dessen äußerstem Ende das Wagenrad befestigt war, auf dem Galine, nachdem ihm die Knochen gebrochen worden waren, seinen Tod erwarten sollte. Justinien besah sich das Ganze aus der Nähe. Beaulouis hatte recht: er würde es niemals allein schaffen, den Körper dort hinaufzuhieven. Maître Pradel hatte vier Gehilfen, die ihm zur Seite standen.
    »Wenn mir keiner helfen will, gut, dann eben nicht, dann lasse ich ihn einfach auf dem Andreaskreuz, sollen sie doch sehen, wie sie zurechtkommen, man kann von niemandem Unmögliches verlangen ... Übrigens, wo ist dieses Kreuz?«
     
    Er schenkte den gehässigen Blicken, mit denen Maître Calzins seine neue Nase bedachte, keine weitere Beachtung, sondern ging einmal um das Schafott herum und fand das Kreuz auf den Pflastersteinen, neben der Leiter und einer Kiste mit Nägeln und Bolzen, aus der ein Fuchsschwanz ragte. Alles schien ihm in Ordnung zu sein. Dennoch ging er noch einmal um das Schafott herum und machte dabei ein ziemlich unzufriedenes Gesicht, um den Zimmermann zu verärgern. Was ihm auch gelang. Dann ging er zum Knebelspießträger hinüber, der sich gerade mit einem Kollegen von der Gendarmerie unterhielt, gab ihm das Zeichen zum Aufbruch und kehrte zum Kerkerturm zurück, um ihn bis zu jener schicksalhaften Stunde nicht mehr zu verlassen.
    Justinien rührte das Essen zu zehn Sols nicht an, das ihm Madame Beaulouis zubereitet hatte.
    »Meine Kehle ist wie zugeschnürt, ich bringe nichts hinunter.«
    »Das ist normal, ich stelle es dir beiseite, und du wirst es später essen. Maître Pradel ißt hinterher immer sehr ordentlich.«
    Der Kerkermeister füllte ihm gleichwohl seinen Becher mit leichtem Rotwein.
    »Hier, trink wenigstens, der Wein ist gut.«
    Justinien stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. Er setzte den Becher ab und verzog dabei das Gesicht. In der Ferne waren Ovationen zu hören.
    »Das kommt vom Place du Trou. Das muß der Graf und Bischof aus Rodez sein, der gerade auf dem Balkon des Amtsgebäudes des Prévôt Platz nimmt.«
    »Der Graf und Bischof ist zugegen?«
    »Mitsamt seinem ganzen Hofstaat ist er heute morgen eingetroffen. Ebenso der Administrator des Königs und Gesandtschaften aus Rodez, Villefranche und Millau. Ach ja, diese Angelegenheit wird noch viel Staub aufwirbeln. Ich habe noch nie so viele Menschen in der Stadt gesehen! Nicht einmal zur Kirchweih an Saint-Laurent, und doch ... Aber was hast du? Du machst vielleicht ein Gesicht! «
     
    Wenn die Leute sogar von so

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