Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
Vom Netzwerk:
verkaufte uns seine Hechte. Er ist schon seit über zehn Jahren tot.«
     
    Justinien zog gerade schweren Herzens die schönen Kleider wieder aus, als der Kerkermeister verkündete, daß er sich zum Amtsgebäude des Prévôt begeben werde, um sich über die Gründe, die zu diesem verhängnisvollen Zusatz geführt hatten, Klarheit zu verschaffen.
    »Und du, du verläßt diese Stadt nicht vor meiner Rückkehr. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
    In weniger als zehn Klafter Entfernung, im großen Burgsaal, beglückwünschte der Graf und Bischof aus Rodez Baron Raoul zu der exemplarischen Zurschaustellung hoher Gerichtsbarkeit, an der er gerade teilgenommen hatte.
    »Mit Ausnahme dieses Fehlers nach dem ersten Schlag..., mein Scharfrichter hätte es auch nicht besser machen können. Und der Kerl hat immerhin mehr als dreißig Jahre Erfahrung. Nun, er wird alt, und sein Sohn ist ein Dummkopf. Gebt acht, Cousin, daß ich ihn Euch nicht abspenstig mache. Trotz seiner komischen Nase sieht er ganz annehmbar aus. Außerdem schlägt er kurz und heftig. Sein elfter Schlag war großartig, ich dachte schon, er wird ihn in zwei Stücke hauen.«
    Baron Raoul stimmte ihm zu. Wie der Graf und Bischof dachte auch er, daß der junge Spitzbube seine Sache eigentlich ganz gut gemacht hatte.
    »Übrigens, wie kommt es, daß Euer Baronat nur einen einfachen Pranger aufzuweisen hat? Euer Stand gestattet Euch doch zwei Galgenbalken, soviel ich weiß ... «
    »Vier, edler Herr, mein Stand gestattet mir vier Galgenbalken«, entgegnete der Baron schroff.
    Die Galgenbalken waren steinerne Säulen, die untereinander durch Querbalken verbunden waren.
     
    Es waren die Bannerherren, die lediglich zwei solcher Pfeiler hatten. Die Grafen konnten sechs haben, die Herzöge und Markgrafen acht. Der König soviele er wollte.
    » Glaubt mir, Cousin, der erbauliche Anblick ein paar Gehängter, die von den Raben gefressen werden, ist mit der abschreckendste. Wann habt Ihr zum letzten Mal jemandem die Knochen brechen lassen?«
    Der Baron verzog mürrisch das Gesicht.
    »Das war das erste Mal, edler Herr. Meine Gendarmerie ist gut, und meine Leute sind friedlich. Hier geschieht selten ein schweres Verbrechen.«
    » Das ist doch kein hinreichender Grund. Bei uns wird, ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Jahr ist, zwei oder dreimal gerädert, und wir hängen oder verbrennen mindestens einmal im Monat. Ich versichere Euch, nichts wirkt abschreckender ... Vielleicht hätte es sich Euer abscheulicher Saucenverderber zweimal überlegt, wenn er vorher schon einmal einem solchen Schauspiel wie dem, dem er sich heute unterziehen mußte, beigewohnt hätte.«
    »Sicher, Eure Exzellenz, sicher, aber wer weiß das schon?«
    »Ich werde es Euch sagen.«
    Der Graf und Bischof legte seine beringte Hand auf Baron Raouls Schulter und nahm seinen leicht verletzbaren Vasallen beiseite.
    »Laßt Euch die Summe aller Zolleinnahmen seit Beginn dieser Geschichte geben und vergleicht sie mit den Zahlen des vergangenen Jahres, dann werdet Ihr mein Gefallen an der hohen Gerichtsbarkeit besser verstehen.«
     
    Der Baron, der nur die Rätsel liebte, deren Urheber er selbst war, ließ seinen Steuereinnehmer kommen, der ihm mitteilte, daß seit der Festnahme Galines die Einnahmen an den drei Stadttoren alle Rekorde schlugen. Die Erträge waren so hoch, daß er hundert Musketen für seine Miliz kaufen konnte. »Geht und holt Foulques«, befahl der Baron und rieb sich die Hände.
    Der Prévôt kam unverzüglich und hoffte inständig, daß er nicht gerufen worden war, weil der Lehnsherr von den Diebstählen, die während der Hinrichtung geschehen waren, erfahren hatte. Diese Vorfälle hatten ernsthaft seine Überzeugung von der abschreckenden Wirkung dieses Schauspiels ins Wanken gebracht.
    »Foulques, ich habe beschlossen, daß auch wir unsere Galgenbalken bekommen sollten. Ich beauftrage Euch mit der Durchführung. Und beeilt Euch! «
    »Zu Diensten, edler Baron. Wo wollt Ihr, daß man sie errichtet?«
    »Ich dachte an die Kreuzung der Quatre-Chemins.«
    Foulques stimmte ihm zu.
    » Eine kluge Wahl, edler Baron. Dieser Weg ist sehr belebt und man kann ihn von weitem sehen. Aber es fehlt uns jemand, der sich darum kümmert, und wie Ihr bereits bemerkt habt, lockt das Amt des Henkers nicht gerade viele.«
    » Das soll kein Hindernis sein, dann behalten wir eben den jungen Spitzbuben mit der hölzernen Nase, er hat seine Sache doch sehr ordentlich gemacht. Hört die Bestie, die

Weitere Kostenlose Bücher