Die rechte Hand Gottes
verließen langsam die Fensterplätze und Balkone. Nun bemerkten einige unter ihnen, daß sich Taschendiebe während des Spektakels bei ihnen bedient hatten.
Auf geheimnisvolle Weise in Kenntnis gesetzt, tauchten mit einem Mal Raben auf den Dächern auf.
Obwohl Justinien jetzt nicht von einer Eskorte begleitet wurde, teilte sich die Menge wie von Zauberhand, als er vom Schafott hinabstieg und sich in das Amtsgebäude des Prévôt begab, um sich seine Begnadigung und seine Prämie abzuholen.
Foulques sprach gerade mit Richter Cressayet, der ein Pergament mit dem Siegel des Barons in Händen hielt, als der Amtsdiener ihn in die geräumige Amtsstube führte.
»Ich komme, um meine Begnadigung zu holen.«
»Hier ist sie«, sagte der Richter und übergab ihm das Pergament, das er gerade in der Hand hatte. » Ich rate dir, die Ergänzung, die noch angefügt wurde, zu lesen, wenn du des Lesens mächtig bist.«
Wenn er seine Arbeit getan hat, soll der obengenannte Justinien Pibrac die Mauern unserer Stadt noch vor Sonnenuntergang verlassen und niemals wieder in dieses Baronat zurückkehren. Wenn er es doch tut, ist diese vorliegende Begnadigung hinfällig.
Ein breites Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich die Enttäuschung seines Kerkermeisters ausmalte.
»Und die Prämie?«
Foulques reagierte zornig:
»Du bist wirklich ganz schön dreist! Diese Prämie war dazu bestimmt, einen rechtschaffenen Freiwilligen zu ermutigen, und nicht für einen Spitzbuben gedacht, den man zur Galeere verurteilt hat! Die Begnadigung ist Lohn genug! Und jetzt geh uns aus den Augen! Und wenn du noch hier sein solltest, nachdem die Stadttore geschlossen wurden, hat die Wache Order, dich festzunehmen. Was findest du daran so komisch? Wagst du es etwa, dich lustig zu machen, du Strolch?«
»Nein, edler Prévôt, keineswegs! Ich dachte an Maître Beaulouis. Er rechnete mit diesem Geld, um sich seine Auslagen zu ersetzen. Und außerdem hatte ich versprochen, sein Schreiber zu sein ... «
Ach, das war es also! dachte Richter Cressayet.
Bevor Justinien ging, legte er noch die Eisenstange auf den Schreibtisch des Amtsdieners; dieser starrte sie nur an und wagte es nicht, sie anzufassen. Justinien machte sich auf den Weg zum Kerkerturm, wobei er den noch immer sehr belebten Platz mied und über verlassene Gässchen an sein Ziel gelangte. Sein Kerkermeister erwartete ihn, sich am Ellenbogen kratzend, bereits im Hof.
»Ah! Mir wurde die Zeit allmählich lang. Hast du das Geld?«
Als Justinien ihm den Standpunkt des Prévôt und des Richters darlegte, wurde Beaulouis hochrot. Die Lektüre des Zusatzes, durch den sein zukünftiger Schreiber verbannt wurde, gab ihm den Rest. Er hatte das Gefühl, als hätte sich eine Zinne von der Kurtine gelöst und wäre ihm auf den Schädel gefallen.
» So geht das aber nicht! « wetterte er. »Wer wird mich jetzt bezahlen, hm? Du schuldest mir mehr als zwanzig Livres, du mußt zahlen! «
»Wie könnte ich? Ihr wißt genausogut wie ich, daß ich nichts habe. Gebt mir meine alten Sachen und Ihr bekommt von mir diese Kleider hier zurück.«
» Und das gute Essen? Und meine klugen Ratschläge, ohne die du noch immer ein Galeerensträfling wärst?«
»Nehmt Euch die Kleider des Verurteilten.«
»Zu gütig, aber damit sind wir noch lange nicht quitt«, brummelte Beaulouis und warf ihm einen finsteren Blick zu.
Bredin und Jacqout kamen in den Hof. Sie waren auf dem Place du Trou gewesen und hatten dort der Hinrichtung zugesehen. Sie beglückwünschten Justinien.
» Du hast deine Sache gut gemacht. Man sagt, der Baron sei zufrieden. Obgleich, zu Beginn, als du die Stange losgelassen hast, das hat einen schlechten Eindruck gemacht.«
Ihr Vater machte große Augen.
» Er hat die Stange losgelassen! «
»Weil ich zu schräg zugeschlagen habe. Die Stange prallte vom Kreuz ab, und das habe ich sehr schmerzhaft bis in die Zähne zu spüren bekommen.«
Er berichtete ihnen von Galines Vorschlag.
»Er wollte, daß ich ihn mit einem Schlag töte. Sein Vater hätte mir zum Lohn dafür zehn Louisdors gegeben. .. Ich hätte das Angebot vielleicht annehmen sollen, dann wäre ich jetzt reich.«
Beaulouis lachte hämisch.
»Dann säßest du jetzt wieder im Kerker, mit nichts als dem Sol des Königs. Zunächst, man hätte dich gesehen, und außerdem wärst du niemals bezahlt worden, denn Galine hat keine Familie mehr. Ich habe seinen Vater sehr gut gekannt, er war Fischer auf dem See Pareloup, er
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