Die rechte Hand Gottes
der Waffenschmied.
»Der edle Baron Raoul läßt dort einen Galgen errichten.«
»Also stimmt es, was man sich erzählt! Das ist eine gute Neuigkeit: Es ist richtig, dem Baronat fehlt schon lange ein Galgen ... Eure Bestellung wird umgehend geliefert.«
Justinien hatte, seit er das Geschäft betreten hatte, begeistert die Degen und Pistolen aller Marken betrachtet, die zum Kauf ausgestellt waren. jetzt nahm er sich Zeit, um sich ein Rapier aus Sevilla auszusuchen, dessen Korb mit Hunden, die einen Hirsch jagten, verziert war, außerdem einen linkshändigen Degen aus Italien, ein Paar Pistolen, die er auswählte, um sich mehr Autorität zu verleihen und ein Wehrgehenk aus krapprotem Leder, um all seine Waffen tragen zu können.
»Habt die Güte und setzte diese Einkäufe mit auf die Kostenaufstellung, Maître Favaldou. Ich nehme auch dieses Pulverhorn und diese Patronentasche.«
»Ihr nehmt nichts von alledem. Legt diese Waffen wieder an ihren Platz und geht«, befahl ihm der Waffenschmied in schneidendem Ton.
Selbst der Offizier der Miliz befand es für notwendig, einzugreifen:
»Nur Leute von Stand dürfen einen Degen tragen«, erinnerte er in einem Ton, in dem man einen Hund zurechtweist, der sich vergessen hat.
»Leute von Stand und Scharfrichter«, triumphierte Justinien und suchte unter seinen zahlreichen Papieren nach der entsprechenden lehnsherrlichen Verfügung.
Das Gesicht von Unmut gerötet, verneigte sich der Offizier der Miliz beim Anblick des Siegels, und der Waffenschmied mußte Justinien helfen, das Wehrgehenk anzulegen, das er zunächst falsch herum umgeschnallt hatte. Bewaffnet wie ein Kriegstreiber aus einer italienischen Komödie begab sich Justinien zu Maître Calmejane, dem Besitzer des Mietstalls, der Pferde (mit dem Verbot, sie galoppieren zu lassen) und Lieferwagen vermietete.
Mit einem Karren und einem Maulesel ungewissen Alters kam der junge Mann zurück zum Place du Trou, um sich um Galines Leichnam zu kümmern.
Seine Eskorte blieb ein wenig zurück, als er den Maulesel anband und seine Waffen ablegte. Dann zog er das Wams aus, nahm den Hut ab, lehnte die Leiter an den Mast des Rades, stieg hinauf und verscheuchte die Raben.
Beim Anblick der leeren Augenhöhlen und des aufgerissenen Leibes, aus dem von grünen Fliegen übersäte Eingeweide quollen, drehte sich ihm, da er seit dem Vortag nichts mehr gegessen hatte, der Magen um. Eilig stieg er von der Leiter, fiel auf die Knie und erbrach grüne Galle auf die grauen Pflastersteine. Vereinzelt erklang spöttisches Gelächter.
» Ich muß zuerst etwas zu mir nehmen, sonst gelingt es mir nie«, sagte er sich und machte sich daran, sich wieder von Kopf bis Fuß zu bewaffnen.
Er ging auf das Schild der Herberge »Au Bien Nourri« zu. Sein Eintritt in die Herberge blieb nicht unbemerkt, denn mit seinem Rapier stieß er ungeschickt alles um, was sich in seiner Reichweite befand.
Der Wirt Sébrazac weigerte sich, ihn zu bedienen.
» So etwas will ich nicht unter meinem Dach! «
Justinien ließ sich an einem der langen Tische nieder und erklärte, daß er nicht eher wieder aufzustehen gedächte, bevor er nicht etwas im Magen hätte. Er setzte seinen Hut ab, legte seine Pistolen auf den Tisch und machte sich daran, sie zu laden, wie es ihm der Waffenschmied in aller Kürze gezeigt hatte. Seine unmittelbaren Nachbarn verließen den Tisch, und der Offizier der Miliz zog es vor, draußen zu warten.
Justinien aß mit gesundem Appetit und trank kräftig. Bald erfüllte ihn ein verführerisches Wohlgefühl. Er bezeichnete seine Lage als »recht ungewöhnlich« und überraschte sich dabei, wie er aus vollem Herzen darüber lachte. Er brauchte nur die Pistolen anzusehen, die vor ihm auf dem Tisch lagen, um sich zu beweisen, daß er nicht träumte. Auch das Gewicht seines Rapiers vermittelte ihm ein Gefühl, das man als angenehm bezeichnen konnte.
Er machte dem Wirt ein Zeichen und bestellte eine zweite verkorkte Weinflasche.
Empört über so viel Unverfrorenheit, lief Sébrazac über den Platz, um sich beim Prévôt zu beklagen.
»Bei mir sitzt seit einer Stunde dieser Henker und schlemmt! Er verscheucht mir die Gäste, und als ich mich geweigert habe, ihm eine zweite Flasche Wein zu servieren, hat er mich mit seinen beiden Pistolen bedroht.«
»Er hat Pistolen?«
» Ob er Pistolen hat? Zum Teufel! Er hat sogar ein Rapier, mit dem er alles umstößt. Das ist wirklich unzumutbar! Und der Offizier der Miliz, der ihn begleitet, weigert
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