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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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sein mußten, eine Farbe, die ihm schon allein beim bloßen Hinsehen Migräne verursachte.
    »Selbst der Hut?«
    » Selbst der Hut. Doch jetzt wollen wir, mit Eurem Einverständnis, zu den Euch eingeräumten Vorteilen kommen, die die furchtbare Härte Eures Amtes mildern sollen. Der Baron befreit Euch von allen Hilfsarbeiten, den Arbeiten in der Silbermine, von der Abgabe des Zehnten und von der Salzsteuer. Er erläßt Euch ebenfalls den Frondienst, den Wachdienst, die Abgaben für die Mühle und die Presse sowie die Verpflichtung, in Kriegszeiten Soldaten Bleibe zu gewähren. Alle Zahlstellen und Fähren des Baronats sind für Euch frei. Außerdem gewährt Euch der Baron - wiederum, angesichts des besonderen Wesens Eures Amtes - das Recht, offensive und defensive Waffen zu tragen, die zum Schutz Eurer eigenen Person vonnöten sind.«
    »Ich habe also das Recht, ein Schwert zu tragen?«
    Nur Edelleuten stand dieses Vorrecht zu.
    Duvalier überreichte ihm die entsprechende Verordnung, die das Siegel des Barons trug, dann setzte er seine Ausführungen fort:
    »Ab dem Augenblick, da Euch ein Verurteilter übergeben wird, obliegt Euch alles Weitere. Seine Kleidungsstücke gehen in Euren Besitz über, ausgenommen das Hemd, das er aus Gründen der Schicklichkeit anbehalten muß. Der Körper darf nur auf dem Richtplatz und nirgendwo sonst zur Schau gestellt werden. Und zwar so lange, bis der Verwesungsprozeß einsetzt... Und nun, edler Scharfrichter, folgen die strikten Bedingungen, denen zufolge Ihr bevollmächtigt seid, eine direkte Abgabe zu erheben.«
    Außer dem Recht, Waffen zu tragen wie ein Edelmann, war er also auch befugt, die Steuer der direkten Abgabe zu erheben wie ein Herrscher.
    »Diese Naturalsteuer wird dreimal wöchentlich erhoben, und zwar bei den Kaufleuten, den Handwerkern und einigen anderen, deren vollständige Auflistung ich Euch hier übergebe.«
    Die Liste war lang, sie erstreckte sich über vier Spalten. Justinien las, daß er jeden Montag, Mittwoch und Samstag eine Handvoll Weizen entnehmen durfte, dieses Recht galt auch für alle anderen Körner, alle Arten von Eiern, Butter, Käse, Brot, Obst, Honig, Wurzeln, Geflügel, Holzscheite und Reisigbündel, Kerzen, Kohle und so weiter. Die Entnahme verdoppelte sich an den Tagen, an denen eine Hinrichtung stattfand, sowie an Feier- und an Markttagen.
    »Was versteht Ihr unter >eine Handvoll    Der Beisitzer erlaubte sich ein breites Lächeln. Diese Frage bewies, daß der zerlumpte Kerl mit der Holznase trotz seines verwahrlosten Äußeren und seiner scheinbaren Abwesenheit seine Ausführungen aufmerksam verfolgte.
    »In jenem Punkt, den Ihr da ansprecht, haben wir uns nach dem Recht der direkten Abgabe gerichtet, wie es im Limousin gehandhabt wird. Eure Steuer umfaßt genau das, was Ihr mit einer Hand halten oder in Eurer hohlen Hand fassen könnt. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Justinien betrachtete verwundert seine Hände, als der Amtsdiener in der Türöffnung erschien.
    »Der edle Prévôt verlangt nach Euch«, sagte er und wandte sich dabei an den jungen Mann, der die respektvolle Anrede bemerkte.
    »Ich bin aber noch nicht fertig«, beklagte sich der Beisitzer.
    » Der edle Prévôt hat >auf der Stelle< gesagt«, beharrte der Sekretär und wirkte wie jemand, der eine Anweisung ausführt, ohne die Gründe dafür zu kennen.
    Der Magister beugte sich.
    » Nun gut, lassen wir den edlen Prévôt nicht warten. Doch Ihr müßt noch wissen, edler Scharfrichter, daß es Euch schärfstens untersagt ist, Bellerocaille zu verlassen, es sei denn, ihr hättet eine Erlaubnis, die einzig und allein der edle Herr Baron erteilen kann. Abgesehen von dieser kleinen Auflage seid Ihr frei und könnt kommen und gehen, wie es Euch beliebt.«
     
    »Genauso frei, wie ich es in meinem Verlies war«, sagte sich Justinien bitter, während er dem Amtsdiener durch die Gänge folgte. Das Amtszimmer von Foulques war leer.
    » Der edle Baron hat nach ihm verlangt. Er hat sich gerade auf den Weg zur Burg gemacht«, erklärte einer der Siegelsetzer.
    Justinien ließ sich auf einem Schemel nieder und wartete. Er zwang sich, Ruhe in seine Gedanken zu bringen. Eine Stunde war vergangen, und er war gerade dabei, sich widerwillig einzugestehen, daß der Titel eines Beamten der lehnsherrlichen Gerichtsbarkeit, der ihm soeben verliehen worden war, seine Eitelkeit nicht unberührt ließ, als der Prévôt zurückkam. Er schien vollkommen überlastet.
     
    »Galine ist tot, und bei

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