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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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Leichnam mit seinen rund sechzig Kilogramm den Boden des Karrens und erschreckte das Maultier, das zwischen den Deichseln auszuschlagen begann und heftig an dem Strick riß, mit dem es an den Mast festgebunden war. Justinien, der gerade wieder die Leiter hinabsteigen wollte, fiel durch das Gerüttel wie eine überreife Frucht auf die Pflastersteine. Er tat sich bei diesem Sturz sehr weh.
    Ein Teil der Zuschauer hielt es für wenig christlich, die sterblichen Überreste eines Toten so zu behandeln, während der andere Teil lachte und die Sache ganz nach seinem Geschmack fand. Gedemütigt und von Prellungen geplagt, erhob sich Justinien mühsam. Es war ein wahres Wunder, daß er sich nichts gebrochen hatte. Ein heftiger Schmerz zuckte durch seine Schulter und die linke Hüfte.
    »Das war kein guter Einfall«, gab er zu, während er den Sitz seiner Nase überprüfte. »Ich hätte ihn auf den Boden fallen lassen und dann in den Karren heben sollen.«
    Er wollte das Maultier beruhigen, das weiter am Mast zerrte und versuchte, ihn mit seinen großen gelben Zähnen zu beißen.
    »Achtung!« schrie plötzlich eine Stimme.
    Zu spät! Ein besonders heftiger Ruck hatte das Rad aus der Halterung des Mastes springen lassen, und es stürzte auf eine Gruppe neugieriger Zuschauer. Dabei wurden zwei von ihnen ernsthaft an der Stirn und an der Brust verletzt. Einige Minuten lang herrschte große Verwirrung auf dem Platz. Während der Prévôt mit Hilfe des Offiziers der Miliz den Abtransport der Verletzten zum Hospiz der Franziskaner in die Wege leitete, gelang es Justinien, den Maulesel zu beruhigen.
    Der Boden des Karrens war durch den Aufprall zwar in Mitleidenschaft gezogen worden, doch noch solide genug, um Galine zu befördern, ohne dabei Gefahr zu laufen, ihn unterwegs zu verlieren. Justinien zog sein Wams wieder an, schnallte das Wehrgehenk um, schob die Waffen hinein und setzte seinen Hut auf. Dann verließ er den Platz in Begleitung seiner Eskorte, die sich wieder eingefunden hatte, gefolgt von den Raben, den Fliegen und natürlich allen Blicken.
    Er fuhr die Rue Magne hinauf, kam am Haus Crespiaget vorbei, in dem der verstümmelte Leichnam acht Jahre lang Koch gewesen war, bog dann in die Rue du Paparel ein und fuhr in umgekehrter Richtung denselben Weg zurück, auf dem er am Vortag gekommen war. Das Maultier hatte sich offensichtlich noch nicht von seinem Schrecken erholt und zeigte sich störrisch. Es blieb grundlos stehen, und trotz der schlimmsten Drohungen war es nicht dazu zu bewegen, auch nur noch einen Huf vorwärts zu setzen. Die Rue du Paparel war für seinen Geschmack sichtlich zu steil, und es weigerte sich, sich vom Fleck zu rühren.
    Soviel Böswilligkeit brachte Justinien aus der Fassung, und er fand den Augenblick gekommen, seine teure Damaszenerklinge aus Sevilla aus der Scheide zu ziehen. Dann holte er mit einer weiten Geste aus und piekste das Maultier mit der Degenspitze ins Hinterteil. Das Tier brüllte wild auf und begann geradewegs auf der steilen Straße voranzuschießen. Der Offizier der Miliz, der es übernommen hatte, ihm den Weg zu bahnen, hatte eben noch Zeit, sich an das Schaufenster einer Apotheke zu drücken.
     
    Nur dem Einschreiten eines Ochsenhirten war es zu verdanken, daß die wilde Kavalkade ein Ende fand und ein weiteres Drama verhindert wurde. Als er allerdings den Inhalt des Karrens entdeckte, wurde er bleich.
    »Auch dies war keine gute Idee«, stellte Justinien betrübt fest, während er die lange Klinge wieder in die Scheide schob.
    Er war so verwirrt, daß er beinahe die Scheide verfehlt und sich vier Finger abgetrennt hätte.
    Er bedankte sich bei dem Ochsenhirten, der jetzt mit einem zutiefst überraschten Gesichtsausdruck auf seine Nase starrte. Dann ergriff er wieder die Zügel und zog sie vorsichtig an. Das Maultier geruhte zu gehorchen.
    Der Karren mit der grausigen Ladung fuhr am Kerkerturm vorbei und verließ die Stadt durch das Westtor. Die Wachen am Zolltor, die vom Offizier der Miliz verständigt worden waren, hielten den Verkehr an, um den Karren vorbeizulassen.
    Sie fuhren über die Pont-Vieux, folgten eine Weile dem pappelumsäumten Ufer des Dourdou und bogen dann ins
    Landesinnere zur Kreuzung der Quatre-Chemins ab. Alle Reisenden, die sich nach Rodez, Clermont, Pont-de-Salars und Millau begaben, mußten über diese Kreuzung fahren.
     
    An dieser Stelle erhob sich seit jeher ein riesiger Dolmen, der im ganzen Rouergue und darüber hinaus dafür bekannt war, daß

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