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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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dieser Hitze stinkt er schon, das stört die Bevölkerung. Du wirst also ... Verzeihung ... Ihr werdet also Euer Amt sofort antreten und so schnell wie möglich den Kadaver zur Kreuzung der Quatre-Chemins bringen und ihn dort wieder auf das Rad spannen. Und baut auch das Schafott ab.«
    »Das kann ich nicht alles alleine machen, ich brauche Hilfe! «
    » Ich weiß, daß Ihr ein Anrecht auf zwei Knechte habt, aber die müßt Ihr selbst einstellen. Seht zu, daß Ihr sie findet! «
    Foulques überlegte eine Weile, dann fügte er hinzu:
    »Was die Kosten angeht, so werden wir ebenso verfahren wie vorgestern. Ihr bestellt und laßt die Kostenaufstellung hierherbringen. Aber Vorsicht, diesmal bin ich wachsam! Achtet auf die Preise, denn es kommt nicht in Frage, daß wir ein Beil aus massivem Gold oder einen Richtblock aus Ebenholz bezahlen . .. Doch zunächst befreit uns von diesem stinkenden Kadaver.. . Oder nein, zuallererst müßt Ihr Euch anständige Kleider beschaffen. Der edle Baron würde es auf keinen Fall dulden, daß sich sein Scharfrichter in einer so armseligen Aufmachung zeigt. Was ist mit den Geckenkleidern geschehen, die Ihr bei der Hinrichtung getragen habt? «
    Justinien erklärte es ihm. Foulques schickte einen Knebelspießträger aus, um sie wieder herbeizuschaffen.
    »Die werdet Ihr tragen, bis die Kleidungsstücke, zu denen Euer Amt Euch verpflichtet, fertiggestellt sind.«
    »Und meine Behausung? Der Beisitzer hat mir erklärt, daß ich verpflichtet bin, in der Nähe der Galgenbalken, die an der Kreuzung der Quatre-Chemins errichtet werden sollen, zu wohnen. Doch als ich gestern dort vorbeigekommen bin, war noch nichts zu sehen, und ich hege Zweifel, daß es dort heute abend eine Unterkunft für mich geben wird.«
    »Ich weiß, ich weiß, stellt mir diese Frage heute abend noch einmal, Maître Pibrac, dann werde ich Euch in Kenntnis setzen.«
    Foulques kam soeben von der Burg, wohin ihn der Baron beordert hatte, um ihm den Befehl zu erteilen, den Bau des Galgens voranzutreiben.
    »Dem edlen Grafen und Bischof gefällt es in unserer Stadt, und er beabsichtigt, seinen Aufenthalt zu verlängern«, hatte er ihm gesagt.
    »Nehmt so viele Leute, wie Ihr braucht, und arbeitet, wenn es sein muß, auch in der Nacht, aber mein Galgen muß vor seiner Abreise fertig sein. Ich möchte, daß er
    die Einweihung mit seiner Anwesenheit ehrt. Was ist im übrigen mit meinem Scharfrichter?«
    »Wir haben ihn wiedergefunden, und er hat die Ernennungsurkunde unterschrieben. In diesem Augenblick liest er mit dem Beisitzer Duvalier seine Charta. Wann beabsichtigt Ihr, die Einweihung durchzuführen?«
    »Übermorgen muß alles fertig sein. Sorgt auch dafür, daß wir zwei, drei Räuber haben, die wir bei dieser Gelegenheit hängen können.«
    »Es ist allerdings so, daß wir im Augenblick niemanden haben, der zum Tode verurteilt ist.«
    »Ich beauftrage Euch hiermit, einen zu finden, Prévôt!«
    »Zu Diensten, edler Baron.«
    Justinien trug wieder seine schönen Kleider und wurde von einer Eskorte begleitet, die von einem Offizier der Miliz befehligt wurde. So verließ er das Amtsgebäude des Prévôt und begab sich zum Rad. Auf dem Platz drängten sich noch Neugierige, die beeindruckt das Schauspiel beobachteten, wie Galine von einem Dutzend Raben zerfleischt wurde. Er hörte, wie sie sich über die Fortschritte der Vögel unterhielten, die dabei waren, den Leib aufzureißen, um die Eingeweide zu verspeisen. Einige der Schaulustigen schützten sich gegen den Gestank, indem sie Taschentücher, die sie mit Jasminessenz getränkt hatten, an ihre Nasen drückten.
     
    Statt sich um die Leiche zu kümmern, mißachtete Justinien seine Anweisungen und begab sich zunächst zu Maître Favaldou, dem Vorsitzenden der Gilde der Waffenschmiede von Bellerocaille. Dort bestellte er ein großes Schwert und ein Beil, das scharf genug war, um damit jeden beliebigen Kopf abschlagen zu können. Das Schwert würde dazu dienen, die Edelleute zu köpfen, wohingegen das Beil für alle anderen gut genug war.
    Maître Favaldou erkannte ihn, da er ihm am vorhergehenden Nachmittag beim Knochenbrechen zugesehen hatte. Er vermied es, sich ihm gegenüber ähnlich ablehnend zu verhalten wie die anderen Handwerker, denn das Mißgeschick von
    Maître Calzins und Maître Lenègre hatte inzwischen in der Stadt die Runde gemacht.
    »Wohin soll ich die Bestellung liefen?«
    »Zur Kreuzung der Quatre-Chemins.«
    »Aber dort wohnt doch niemand«, beunruhigte sich

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