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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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nächsten Lagerstätte aufbrechen um dort auf einen neuen Überfall zu lauern.
     
    Die Reisenden hatten sich um ein Feuer versammelt, das sie vor der Kutsche angezündet hatten. Zwei Reisekoffer, die mit einem edel bestickten Tischtuch bedeckt waren, waren zu einem improvisierten Tisch zusammengeschoben. Ganz in der Nähe grasten zwei angepflockte Pferde mit gesundem Appetit. Die Kinder versuchten, Nachtfalter zu fangen, die vom Licht der Wetterlampe angelockt wurden. Die hübsche blonde Frau goß Suppe in die Teller, der Mann schnitt Scheiben von einem großen Brotlaib herunter und sagte irgend etwas, das Thomas, der hinter einem Gebüsch verborgen war, nicht verstehen konnte. Er pirschte sich lautlos heran und machte seinen Männern ein Zeichen, sich bereitzuhalten. Zek lächelte ihm zu und seine breiten weißen Zähne schimmerten in der Dunkelheit.
    »Papa, Saturnin sagt, daß der Mond nützlicher wäre als die Sonne. Stimmt das?«
    »Wie kommst du darauf?« fragte der Mann das Kind.
    » Der Mond scheint nachts, und die Sonne nur am Tag, da hat sie es viel leichter.«
    »Gar nicht dumm«, sagte sich Thomas, während der Mann den Kopf schüttelte und sich an seine Frau wandte:
    »Ich frage mich, woher er solche Sachen hat?«
    » Casimir hat es mir gesagt! «
    Thomas erhob sich und näherte sich der Feuerstelle. Seine Männer taten es ihm gleich und spannten den Abzug ihrer Waffen.
    »Ducasse, Zek, die Pferde«, befahl er, während er den Lauf seines Repetiergewehrs auf den Mann richtete, der mit grimmigem Gesicht aufgestanden war, den Teller mit Suppe noch in der Hand.
    Ducasse und der Zigeuner näherten sich den Pferden, um sie loszubinden.
    » Hört auf, laßt die Pferde! « schimpfte Henri, doch er bewegte sich nicht und hielt den Blick auf das Gewehr gerichtet, denn er kannte das Modell.
    Calmejane hatte im letzten Jahr eines an seinen Vater verkauft.
    »Was willst du?« fragte er Thomas.
    »Alles.«
    Die Fersenröster hatten gerade Zéphir und Pompon losgebunden und wollten sie vor den Wagen spannen, als Henri seinen Teller mit der kochendheißen Suppe nach ihnen warf. Zéphir wieherte vor Schmerzen und bäumte sich in den Deichseln auf. Damit machte er Pompon scheu, der im Galopp vorschoß und dabei den Zigeuner zu Boden riß, der in seinem Kauderwelsch losfluchte: »Hijo de puta!«
    »Fangt sie ein«, brüllte Thomas, nachdem er Henri den Gewehrkolben in die Magengrube gerammt hatte.
    Eines der Kinder, Antoine, stürzte sich auf Thomas, doch ein weiterer Schlag mit dem Gewehrkolben, der das Kind an der Stirn traf, ließ es augenblicklich bewußtlos zu Boden sinken. Adèle wollte auf es zustürzen, doch Raflette packte sie beim Haarschopf und riß sie brutal zurück, so daß sie vor Schmerzen aufschrie. Ein Hieb mit dem Knie ins Kreuz brachte sie zum Schweigen.
     
    Marius und Guez kamen unverrichteter Dinge zurück: Die Pferde waren zu schnell gewesen, und sie hatten sie nicht einfangen können.
    Thomas war äußerst enttäuscht, denn die Tiere waren sehr schön. Er versetzte Henri, der nach Luft ringend am Boden lag, einen heftigen Schlag. Doch dann hatte er eine bessere Idee. Er ergriff den großen Topf, in dem die Suppe auf der Glut brodelte, schüttete den Inhalt über Henris Kopf und verbrühte ihn grausam.
    »Henri!« schrie Adèle auf.
    Saturnin hatte dem Schauspiel bisher regungslos beigewohnt. Jetzt schmiegte er sich angesichts seines Bruders Antoine, der regungslos dalag, angsterfüllt an seine Mutter.
    » Schade, sie war gut«, sagte Raflette, indem er ein Stück Brot in den halbgefüllten Teller tunkte, der noch auf dem Reisekoffer stand.
    »Jetzt sind die Pferde weg, und wir müssen den Wagen bis zur Lichtung schieben. Aber das wird uns dieser Schuft bezahlen. Spannt ihn vor den Wagen, er soll ziehen, und ihr schiebt! Wir können nicht ewig hier auf dem großen Weg bleiben! «
    Alle beobachteten belustigt, wie Ducasse und Zek Henri vor den Wagen spannten, als Adèle, Saturnin an ihre Brust gepreßt, alles auf eine Karte setzte und mit einem Satz aus dem Lichtkegel der Wetterlampe sprang, um sich in die Dunkelheit des Unterholzes zu schlagen.
    Thomas schoß, und seine Männer folgten seinem Beispiel. Die Kugeln pfiffen durch die Blätter, zersplitterten die Zweige und bohrten sich in die Baumstämme, von denen mörderische Holzsplitter abplatzten, die wie Geschosse durch die Luft zischten.
    »Diese Hexe! Wer sie findet, darf sie die ganze Nacht über für sich allein behalten«, versprach Thomas

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