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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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Innere ihres Kleides genäht hatte. Wenn sich also Adèle in ihrer Gewalt befunden hätte, glaubt ihr denn, sie hätte - ohne ein Wort zu sagen - zugelassen, daß man Antoine folterte? je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich davon überzeugt, daß es ihnen gelungen ist, zu entkommen.. . Sie leben, und sie sind irgendwo in diesem Wald.«
    Es sei denn, man hätte sie verfolgt, wieder eingefangen, getötet und dann irgendwo liegengelassen, dachte Léon. Griffu schnüffelte geräuschvoll an der Laubschütte, hielt bisweilen inne, so als sei er nicht sicher. Sie verließen die Hütte und untersuchten die Lichtung, auf der sie mehrere Wagenspuren fanden, unter anderem auch die des ehemaligen Krankenwagens, die breiter als die anderen und somit leicht erkennbar waren.
    »Sie haben das Herrenhaus nach der Mittagsruhe verlassen und den Wald vermutlich bei Einbruch der Dunkelheit erreicht. Meiner Ansicht nach hat der Angriff nicht hier stattgefunden. Henri hat sicherlich das Lager an dem großen Weg aufgeschlagen ... Die Schurken haben sie hierher gebracht, um ihre Ruhe zu haben ... Kommt, fahren wir zurück zur >Pierre-Creuse<.«
    Als sie sich der großen Felsplatte näherten, blieb Griffu, der vor dem Pferd herlief, plötzlich stehen, Schwanz und Ohren steil aufgestellt, und schnüffelte. Léon zog die Zügel an, und Taillevent hielt an. Plötzlich bellte der Wachhund freudig und sprang in das dichte Farnfeld. Sie ließen den Landauer in der Mitte des Weges stehen und eilten ihm nach. Mit klopfendem Herzen bahnten sie sich einen Weg durch die Dornen.
    »Wenn sie tot wären, würde er nicht so bellen! « rief Casimir außer Atem.
    Hoffentlich ist es nicht wegen eines Wildschweins, dachte Léon, der von Natur aus pessimistisch war.
    Hoffentlich ist Saturnin noch am Leben, dachte Hippolyte.
    Was sie dann entdeckt hatten und hatten tun müssen, blieb ein streng gehütetes Geheimnis zwischen ihnen. Später verlor keiner ein Sterbenswörtchen darüber... niemandem gegenüber.
     
    2
     
    Thomas Lerecoux, der spätere Hauptmann einer Bande von gefährlichen Fersenröstern, war der fünfte Sproß einer Familie mit elf Kindern gewesen. Seine Eltern, arme Bauern aus der Gegend von Roumégoux, bewirtschafteten ein kleines Stück Land, das so abschüssig war, daß man sich an gewissen Stellen anseilen mußte, um das Korn schneiden zu können.
    Eines Tages bot ein Nachbar ein Hektar Land, unmittelbar neben dem ihren, doch flacher und in besserer Lage, zum Kauf an.
     
    Thomas hatte bei der Aushebung die richtige Nummer gezogen, die ihn vom Militärdienst befreite, doch sein Vater befahl ihm, nach Rodez zu gehen und sie dort an einen Menschenhändler zu verkaufen.
    »Aber ich will kein Soldat werden, das ist ein Sklavenleben! «
    »Der Kauf dieses Landstücks ist eine zu gute Gelegenheit. Du mußt gehen, Thomas, du bist nicht der Älteste im Haus.«
    »Das ist ungerecht.«
    »So will es der Brauch! «
    Thomas unterwarf sich. In Begleitung seines Vaters begab er sich nach Rodez, wo ein Menschenhändler einen Vertrag für einen Tausch mit dem Sohn eines reichen Grundbesitum, der die falsche Nummer gezogen hatte, aufsetzte. Er unterzeichnete, und sein Vater steckte das Geld ein. Am selben Abend wies man ihn dem 122. Regiment der Infanterie zu.
     
    Thomas hatte ein heftiges Wesen und einen Charakter, der nicht dazu angetan war, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und so zeigte er sich von Anfang an widerspenstig gegenüber jeglicher Form des Drills. Kurze Zeit später wurde Thomas Lerecoux der Auflehnung gegen einen Unteroffizier, der ihn ins Gesicht geschlagen hatte, angeklagt und streng bestraft. Man brachte ihn in eine Militärfestung in der Nähe von Besançon, wo man seiner Gewalttätigkeit mit noch größerer Gewalttätigkeit begegnete, die ihn demütigte und schließlich seinen Charakter brach. Er wurde zu einem skrupellosen Wesen, hinterhältig wie eine Harke, die man im Gras vergessen hat.
    Sieben Jahre vergingen, bis sich die Verwaltung entschloß, ihn freizulassen, dann überließen sie ihn plötzlich mitten im Winter, mit kahlgeschorenem Schädel und einigen Francs in der Tasche, sich selbst.
    Mit der unbestimmten Absicht, nach Hause zurückzukehren, machte sich Thomas auf den Weg nach Süden.
    Als seine Ersparnisse aufgebraucht waren und er Hunger hatte, griff er einen Hausierer an, der sich nach Leibeskräften wehrte und unvorsichtigerweise immer wieder schrie: » Ich sehe dich, du Bandit! Ich sehe dich, und ich

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