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Die rechte Hand Gottes

Die rechte Hand Gottes

Titel: Die rechte Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Folco
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begnügte sich Hippolyte nicht. Er fuhr nach
    Rodez, wo sich die Schriftleitungen der Zeitungen Journal de L'Aveyron (die Zeitung der »Weißen«) und Courrier Republicain (die Zeitung der »Roten«) befanden. Dort ließ er sein Angebot jeweils eine Woche lang auf einer ganzen Seite veröffentlichen. Außerdem ließ er zehntausend Handzettel drucken, auf denen die Summe mit roten Buchstaben auf schwarzem Grund zu sehen war, so daß selbst die, die des Lesens nicht kundig waren, es verstehen konnten. Dem Mietstall Cabrel zahlte er eine hohe Summe dafür, daß man diese Handzettel den Kutschern aushändigte, die sie im gesamten Département und über seine Grenzen hinaus verteilen sollten. Er stellte auch einhundert arbeitslose Bergbauern ein, die sie an die Baumstämme entlang dem großen Wald von Palanges nageln sollten.
    Diese Vorgehensweise erstaunte zwar niemanden, die Höhe der Belohnung war hingegen in aller Munde. Mit fünftausend Francs in Goldstücken konnte man sich ein Haus bauen lassen, sich einen Acker kaufen und noch dazu ein schönes Pferd, mit dem man um den Besitz herumreiten konnte.. .
    Die Bande hielt sich schon seit einer Woche in einer verlassenen Schäferhütte in der Gegend von Saint-Félix versteckt, als Thomas Raflette und Marius nach Laissac schickte, um dort die dringlichsten Vorräte zu besorgen. Als sie zurückkamen, brachten sie nicht nur die Waren mit, sondern auch mehrere Exemplare des Handzettels mit der Belohnung. So erfuhr Thomas, wer seine letzten Opfer gewesen waren. Die Männer waren erstaunt, als sie ihn bleich werden sahen. Da keiner von ihnen aus der Gegend stammte, sagte ihnen der Name Pibrac nichts. Für Thomas hingegen, der in Roumégoux geboren war, stand er in einer Reihe mit den Dracs - den furchterregenden Fabelwesen der Region -, den Werwölfen, dem Schwarzen Mann und Knecht Ruprecht. Beständig hatte man ungehorsamen Kindern gedroht: »Und wenn du nicht brav bist, hole ich den Pibrac, du weißt ja, was der mit bösen Buben deiner Sorte macht! « Man sprach ihnen auch die Fähigkeit zu, andere verhexen zu können. Er erinnerte sich an die Erzählungen seiner Mutter, daß die Bewohner des Herrenhauses an der Kreuzung des jüngsten Gerichts über die Fledermäuse herrschten.
    »Fünftausend Francs in Gold, verdammt! Da werden wir die ganze Gegend auf den Fersen haben«, knurrte Ducasse. . Thomas nickte, und sein Gesicht war sorgenvoll. Dazu gab es auch allen Grund, wenn man die Anzahl der Menschen bedachte, die schon für einhundert Francs in Papiergeld bereit gewesen wären, Vater und Mutter umzubringen ... allen voran seine eigene feine Bande von Wegelagerern ...
    »Wir sollten vielleicht für einige Zeit untertauchen. Wir könnten auf das Schwarze Plateau gehen. Ich kenne dort einige Grotten, die einen guten Unterschlupf bieten würden«, schlug Marius vor, »was hältst du davon, Hauptmann?«
    »Was das Verschwinden angeht, so bin ich einverstanden, nicht aber mit den Grotten.«
    » Und warum das? Sie sind groß und fast trocken. Ich habe mich dort zu der Zeit versteckt, als ich noch mit dem Mesner zusammengearbeitet habe.«
    » Ich kenne sie auch, und sie sind voll von Fledermäusen. «
    » Na und? Die gab es schon immer, diese Tiere tun keiner Menschenseele was zuleide! «
    »Früher nicht. Aber jetzt haben wir die Pibracs umgebracht, jetzt ist alles möglich. Wir werden sehr vorsichtig sein müssen. Noch viel mehr als früher! «
    Die Fersenröster sahen sich an, einige runzelten die Stirn. War der Hauptmann verrückt geworden? So hatten sie ihn noch nie erlebt.
    »Fünftausend Francs in Gold! Könnt ihr euch das vorstellen? Ich hätte nie gedacht, daß die Henker so reich sind. Hauptmann, glaubst du, daß er das Geld wirklich hat?«
    »Ich habe immer gehört, daß die Pibracs sehr reich sind. Sie haben einen großen Landsitz in der Nähe von Sauveterre, und man sagt, daß sie auch Mietshäuser in Albi und in Rodez besäßen.«
    »Und glaubst du, daß er sein Geld in seinem Haus aufbewahrt?«
    Thomas sah ihn finster an. Er verstand, worauf Guez hinauswollte. Auch die anderen verstanden es und rückten näher, um einen Kreis um ihn zu bilden.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wenn er soviel bietet, dann hat er noch mehr«, sagte Zek.
    Thomas wurde wütend:
    » Selbst für eine Million würde ich mich nie mit dem Siebten anlegen. Man merkt, daß ihr nicht aus der Gegend kommt, ihr kennt ihn nicht! «
    Der stämmige Guez spuckte auf den Boden:
    »Henker hin oder her,

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