Die Regenbogentruppe (German Edition)
Guru ? Und warum wird hier gegen die Heilige Schrift verstoßen?«
»Langsam, mein Junge. Deine Frage berührt die Frage nach der Auslegung der Sure ar-Rum, und das ist eine Wissenschaft, die mindestens 1400 Jahre alt ist. Eine neue Deutung werden wir später erörtern, wenn ihr in der zweiten Klasse der Mittelschule seid …«
»Ich kann nicht so lange warten, Ibunda Guru . Heute Morgen auf dem Schulweg bin ich fast von einem Krokodil gefressen worden. Ich habe keine Zeit zu versäumen. Erklären Sie es jetzt!«
Wir brachen in Beifall aus. Zum ersten Mal hatten wir die Bedeutung von adnan ardli erfasst: Nachbarland in der wortwörtlichen Bedeutung. Und zugleich war es im Sinn der Koranauslegung die am tiefsten liegende Gegend der Erde. Es war nichts anderes als Byzanz im östlichen Teil des Römischen Reichs. Lintangs Art, seine wache Intelligenz zu zeigen und immer neue Herausforderungen zu suchen, riss uns mit. Wenn wir einem klugen Menschen nicht missgünstig gegenübertreten, dann kann dessen Klarheit auch uns erleuchten. Denn wie die Dummheit, so ist auch die Klugheit ansteckend.
»Also nun sollen aber die anderen auch mal etwas sagen, nicht nur immer der Krauskopf von der Küste«, rief Bu Mus.
In solchen Situationen war ich versucht, mich zu Wort zu melden, allerdings zögerte ich, war verlegen, mir fehlte der Mut, sodass ich schließlich oft etwas Falsches sagte. Aber Lintang verbesserte mich dann stets als Freund.
Ich lernte manchmal nächtelang, aber es gelang mir einfach nicht, Lintang zu übertreffen. Obwohl meine Noten über dem Klassendurchschnitt lagen, waren seine noch viel besser. Ich stand immer in seinem Schatten. Jahr für Jahr belegte ich den zweiten Platz, das war schon seit dem ersten Quartal in der Grundschule so. Mein schärfster Rivale war mein Freund und Tischnachbar, den ich wie einen Bruder liebte.
Gott hatte Lintang nicht nur Klugheit geschenkt, sondern auch eine besondere Persönlichkeit verliehen. Wenn wir in Schwierigkeiten waren, half er uns und machte uns Mut. Seine Überlegenheit war für niemanden in seiner Umgebung eine Bedrohung, seine Intelligenz erregte keinen Neid, seine Begabung war frei von Arroganz. Mit seinem feurigen und beweglichen Geist entflammte er uns alle – Lintang wurde zu einer Quelle der Kraft, aus der wir täglich schöpften.
Eines Tages kam eine aufregende Nachricht. Unsere Schule war zum Intelligenzwettbewerb in der Bezirkshauptstadt Tanjung Pandan eingeladen. Dieser Wettbewerb wurde jedes Jahr abgehalten und war hoch angesehen.
Unsere Schule hatte zuletzt lange vor unserer Zeit daran teilgenommen, und sie war immer das Schlusslicht gewesen. Aber in diesem Jahr, mit Lintang als Trumpf, da konnte es für uns ganz anders aussehen. Obwohl unsere Konkurrenten, die Schüler der staatlichen Schule und der Schule der Bergbaugesellschaft, als unglaublich klug galten und schon Preise auf nationalem Niveau gewonnen hatten, gab uns Lintang wieder etwas mehr Selbstvertrauen. Aber ob er in der Lage wäre, sie zu besiegen? Ob er mit seinem schmächtigen Körper unsere windschiefe Schule würde stützen können, von der ungewiss war, ob sie im nächsten Jahr neue Schüler finden würde?
Lintang hatte keine andere Wahl, als mit Feuereifer und langem Atem zu lernen. Und tatsächlich glänzte sein Zeugnis im ersten Quartal des fünften Schuljahrs mit fantastischen Noten. Überall eine Neun, angefangen von Glaubenslehre über Islamisches Recht, Geschichte des Islam und Erdkunde bis hin zu Englisch. Für Mathematik und ähnliche Fächer wie Geometrie und Naturwissenschaft hatte ihm Bu Mus sogar die Höchstnote Zehn gegeben.
Nur im Fach Kunst lag Lintang nicht ganz so weit vorn. Denn auf diesem Gebiet machte ihm jemand seinen Rang streitig: der hagere, exzentrische Junge mit dem hübschen Gesicht, der hinten neben Trapani saß. Das war Mahar, der meistens etwas spöttisch lächelte.
12 Neon-Schwalbenschwänze, die großen, schwarzen Schmetterlinge mit den blau-grünen Streifen, besuchten an diesem Mittag das Blattwerk des Filicium. Nicht lange darauf kamen Wandergelblinge und Orangerote Heufalter dazu, für Laienaugen kaum zu unterscheiden in ihrer makellosen Schönheit.
Anders als die kleinen Vögel, die ziemlich angriffslustig sein konnten und sich gern zur Schau zu stellen schienen, waren diese Schmetterlinge mit ihrem kurzen Leben von einer leisen, ihnen selbst ganz unbewussten Anmut. Auch wenn sie in Schwärmen zu Hunderten auftraten, war ihr
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