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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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Selumar und mein Gedicht würden sie überwältigen, sie würden ihr köstlicher erscheinen als chinesischer Neujahrskuchen.
    Sobald A Miauw sein Kommando gegeben hatte, eilte ich in freudiger Erwartung zu dem Loch in der Wand, durch das A Ling mir immer die Kreide herausreichte. Zwei Schritte davor prallte ich jedoch zurück, denn es war nicht A Lings Hand, sondern eine schwielige Männerhand, die mir die Schachtel entgegenstreckte.
    Eine klobige, grobe Klaue an einem muskulösen Arm, schwarz und ölverschmiert. Um den schmutzigen Unterarm wand sich ein Armring aus Akar Bahar , der schwarzen Koralle mit den magischen Kräften, dessen eines Ende den Kopf einer Giftschlange darstellte, einer Pinang Barik , mit aufgerissenem Maul. Unterhalb des Ellenbogens ein eng anliegender Aluminiumring, wie ihn die bösen Riesen im Wayang -Theater tragen. Tätowierungen waren nicht zu sehen, aber die waren frommen Malaien sowieso untersagt. Doch an drei Fingern steckten bedrohlich aussehende Ringe.
    Der Ring am Zeigefinger hatte einen Satamstein, wie ich ihn in der Größe noch nie gesehen hatte. Satamsteine sind Meteoriten, die nur auf Belitung gefunden werden. Sie stammen von einem anderen Planeten. Die tiefschwarze Farbe rührt von ihrer Zusammensetzung her, einer Mischung aus Kohlendioxid und Mangan. Sie sind härter als Stahl, und es ist unmöglich, sie zu bearbeiten.
    Satamsteine liegen in der Tiefe aufgelassener Zinngruben verborgen, nur durch Zufall kommen sie ans Tageslicht. 1922 sprachen die Holländer zum ersten Mal von Satamsteinen als Billitoniten. Das war vom Namen unserer Insel abgeleitet, die damals Billiton hieß.
    Ohne jeden Sinn für Ästhetik hatte der Besitzer des schmutzigen Unterarms den heiligen Stein kurzerhand in billiges Messing fassen lassen. Aber er trug ihn mit einem Stolz zur Schau, als wäre er der Herrscher der Welt.
    Und dann die Fingernägel! Es tut mir leid, aber sie sahen aus, als wären sie verflucht. Der Unterschied zwischen A Lings Nägeln, die mich über Jahre verzaubert hatten, und diesen hier war so groß wie der zwischen Himmel und Hölle. Sie waren dick, dreckig, ungepflegt, lang und an den Spitzen abgebrochen. Sie ähnelten den Schuppen eines Krokodils. Ich hatte mich von meinem Schreck noch nicht erholt, da klopften die groben Finger auf das Brett neben der Kreideschachtel. Ich sollte schleunigst die Kreide nehmen und verschwinden. Von drinnen kam ein unfreundliches Murren. Aber ich reagierte nicht, ich war zu schockiert, dass ich A Ling nicht angetroffen hatte. Wo war sie bloß hin?
    »Was ist los?« Syahdan kam näher. »Ikal, wem gehört der Arm da?«
    Ich antwortete nicht. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
    Den Arm kannte ich. Es war der Arm von A Miauws Gehilfen Bang Arsyad. Ich konnte mich daran erinnern, wie er den Schlangenkopf in den Akar Bahar geschnitzt hatte, den er von einem Mann im Sarong bekommen hatte. Er hatte mir erzählt, dass er drei Wochen gebraucht hatte, um die Koralle so zu bearbeiten, bis sie drei Windungen hatte. Die Wurzel war ursprünglich gerade gewesen, musste zuerst in Maschinenöl gelegt und dann mit viel Geduld über dem Feuer gebogen werden.
    Syahdan griff sich die Schachtel mit der Kreide. Bang Arsyad zog seine Hand zurück, sie verschwand wie eine Eidechse, die wieder in ihr Erdloch schlüpft.
    A Miauw hatte alles mit angesehen. Jetzt trat er zu mir, holte tief Luft und sagte langsam: »A Ling geht fort, nach Jakarta. Sie fliegt nachher mit der Neun-Uhr-Maschine. Sie muss sich um ihre Tante kümmern, die jetzt allein ist. Außerdem hat sie dort eine gute Schule …«
    Mir stockte das Herz. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Meine Vorahnung hatte nicht getrogen, als mir zuletzt Bodenga erschienen war. Mein Lebensmut wollte mich verlassen.
    »Wenn es euer Schicksal will, werdet ihr euch irgendwann wiedersehen.« A Miauw klopfte mir beruhigend auf die Schulter.
    Ich schwieg, in Gedanken versunken. Meine Hand hielt noch immer den Bergblumenstrauß und den Brief mit dem Gedicht fest.
    »Ich soll dich von ihr grüßen, und sie bittet dich, das hier aufzubewahren.«
    A Miauw übergab mir eine Halskette mit einem Jadestein. Die hatte A Ling an jenem Abend getragen. Auf dem Jadestein war der Schriftzug miang sui eingraviert, Schicksal. A Miauw gab mir auch ein Päckchen, das in violettes Papier mit Feuerwerksmotiven eingeschlagen war, genau das Papier meines Briefumschlags. Das konnte kein Zufall sein! Gott hatte von Anfang an über unsere

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