Die reinen Herzens sind
und Sanitäter. Die einen haben sauber gemacht, und die anderen haben die Lagerbestände aufgefüllt und sind wieder gegangen. Es war wirklich nicht zu übersehen, wer gerade da war und wer nicht.«
Marge legte den Stift auf ihr Brett. »Du hast also Sanitäter und Reinigungspersonal auf der Station gesehen?«
»Ja, natürlich.«
»Hast du jemand ohne sterile Kleidung in der Nähe der Babys bemerkt?« wollte Marge wissen.
Cindy überlegte. »Kann mich nicht erinnern. Aber ich bin ja die meiste Zeit mit Hannah im Hinterzimmer gewesen. Von dort konnte ich nicht sehen, was vorn los war. Und bei dem Krach, den die Säuglinge veranstalteten, habe ich auch nicht viel gehört.«
»Abgesehen von den Sanitätern und Putzfrauen, Cindy … Wer ist noch auf der Station ein- und ausgegangen?«
»Vor allem Schwestern natürlich. Und Ärzte. Außerdem eine Menge Leute in Zivil, Vertreter. Sie bringen alles mögliche, Babynahrung, Windeln, kostenlose Medikamentenproben und so weiter. Und dann Personal aus der Wäscherei, das die Decken für die Bettchen liefert.«
Marge runzelte die Stirn. Das klang nach dem Betrieb in einem Einkaufszentrum.
»Aber ich war die meiste Zeit mit Hannah im Hinterzimmer«, fuhr Cindy fort. »Ich wollte niemandem im Weg sein, vor allem nicht Marie. Sie mag mich nicht.«
»Hm«, murmelte Marge. »Aber du konntest die anderen von dahinten sehen oder hören?«
»Sehen konnte ich sie immer nur für einen Moment. Und ich habe Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Mehr nicht. Ich hätte Marie besser im Auge behalten sollen.«
»Cindy, es war nicht deine Aufgabe, das Pflegepersonal zu überwachen. Du warst nur da, um deinem Vater zu helfen. Also mach dir keine Vorwürfe.«
Cindy seufzte. »Ich wünschte trotzdem …«
»Schluß damit!« sagte Cohen.
Cindy sah Marge an. »Natürlich erinnere ich mich, daß Marie und Darlene auf der Station gewesen sind. Sie waren sozusagen am längsten da. Und Christine Simms, aber die kam und ging. Und Lily, das ist Darlenes Lernschwester. Aber letzte Nacht habe ich sie nicht gesehen. Trotzdem … wer weiß! Da waren so viele Leute. Und die Babys wurden in Abständen zu ihren Müttern geschoben und wiedergebracht.«
»Viel Verkehr, was?« sagte Marge.
»Kann man wohl sagen.«
»Ist dir jemand aufgefallen, der nicht dorthin zu gehören schien?« fragte Marge.
»Eigentlich nicht. Fast alle trugen entweder Schwesterntracht, Krankenhaus- oder OP-Kleidung. Aber genau habe ich darauf nicht geachtet.«
»Reden wir mal von Marie«, begann Marge. »Du hast gesagt, daß sie dich nicht mag?«
»Richtig. Ich bin ihr aus dem Weg gegangen.«
»Trotzdem hast du sie gelegentlich gesehen?«
»Zwangsläufig, ja.«
»Machte sie einen professionellen Eindruck bei der Arbeit?«
»ja. Ich glaube.« Cindy schien verwirrt. »Gelegentlich habe ich gehört, wie sie mit anderen Schwestern oder mit Müttern geredet hat. Marie hatte für gewisse Mütter ausgeprägte Vorlieben. Das hat mir nicht gefallen.«
»Hat sie in deiner Gegenwart je etwas über Lourdes Rodriguez gesagt?«
»Aber ja, natürlich. Sie hat mir erzählt, daß sie ihr viel beigebracht hat.«
Marge richtete sich auf. »Beigebracht? Inwiefern?«
»Na, wie man mit Babys umgeht. Wie man sie wickelt … das Übliche. Marie konnte schrecklich belehrend sein. Das hat mir auch nicht gefallen.«
»Belehrend?« wiederholte Marge.
»Ja, sie tat so, als sei man ohne sie einfach hilflos. Darlene hat mir erzählt, daß Marie das ganz besonders gern tut … Müttern beizubringen, wie sie mit ihren Babys umgehen sollten. Wenn eine Mutter diese Ratschläge nicht brauchte, war sie gleich unten durch.«
»Marie hat dir erzählt, daß sie kompetente Mütter nicht mag?« fragte Marge nach.
»Nein, das war nur mein Eindruck, nach allem, was Darlene mir erzählt hatte.«
»Kleines, bleib bei den Tatsachen«, ermahnte Cohen seine Enkeltochter. »Alles andere interessiert nicht.«
Marge lächelte. »Also, Marie hat dir gesagt, daß sie der Mutter Unterricht in Babypflege erteilt hat?«
»Ja, das Wort Unterricht hat sie wohl nicht benutzt.«
»Gut. Jedenfalls schien sie an Lourdes Rodriguez besonderes Interesse zu haben. Was war mit der Kleinen, Cindy? Hat sie auch besonderes Interesse an Lourdes’ Baby gezeigt?«
Cindy schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat mehr von Lourdes als dem Baby gesprochen. Marie glaubte, daß Lourdes nicht in der Lage sei, richtig mit der Kleinen umzugehen.«
»Das hat sie tatsächlich gesagt?« wollte Marge
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