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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wissen.
    »Nein, nein«, wehrte Cindy ab. »Das ist nur meine Meinung.«
    »Kleines, bitte, halte dich mit deiner Meinung zurück!« warf Cohen ein.
    »Aber Großvater, vielleicht interessiert es Marge, was ich denke!«
    »Natürlich, später vielleicht«, murmelte Marge. »Bleiben wir bei Lourdes. Hat Marie je behauptet, Lourdes Rodriguez sei als Mutter unfähig?«
    »Ehrlich gesagt … nein. Nur, daß sie nicht viel Ahnung habe. Und daß sie Jesus für das Kind dankbar sein solle, das er ihr geschenkt habe.«
    Marge zog die Augenbrauen hoch. »Hat Marie viel von Jesus gesprochen.«
    »Ja, sie hat gern mit den Patientinnen gebetet. Das habe ich auch Dad erzählt. Wir fanden das beide unpassend.«
    »Hat Marie je davon gesprochen, sie würde Gottes Arbeit verrichten?«
    »Nein, hat sie nicht.«
    »Aber sie hat mit Lourdes gebetet?«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Hat Marie je erwähnt, man solle Lourdes das Baby wegnehmen, da sie die Gabe Gottes nicht zu schätzen wisse?«
    »Nein.«
    »Und du hast nie beobachtet, daß Marie sich zu dem Rodriguez-Baby besonders hingezogen gefühlt hat?«
    »Nein.«
    »Schien Marie vielleicht ein anderes Baby allen anderen vorzuziehen?« wollte Marge wissen.
    »Nicht daß ich wüßte«, erwiderte Cindy.
    »Hat sie mal davon gesprochen, daß sie weggehen wolle … in naher Zukunft?«
    »Marge, Marie hat kaum mit mir geredet! Es sei denn, um mir zu sagen, daß ich mich gefühlsmäßig zu sehr an Hannah hinge. Wenn Marie in der Nähe war, habe ich mich sehr im Hintergrund gehalten, mich nur um Hannah gekümmert.«
    Cindy sah von einem zum anderen. »Ich war keine große Hilfe, was?«
    »Doch, Cindy. Das kommt dir nur so vor. Solche Dinge brauchen Zeit. Das hast du prima gemacht, Cindy.«
    Cindy seufzte und stand auf. »Ich muß ständig daran denken, wer sich jetzt wohl um das Rodriguez-Baby kümmert. Und wer hilft nur der armen Mutter?«
    Marge musterte die Tochter ihres Partners und sah etwas Vertrautes in ihren Augen aufblitzen, das Feuer der Entschlossenheit. Deckers Ausdruck. Diese Leidenschaft bei der Aufklärung eines Verbrechens war bei einem Kriminalbeamten durchaus lobenswert, bei einer unerfahrenen Neunzehnjährigen konnte sie tödlich sein.
    »Cindy, ich will ganz offen mit dir sein«, begann Marge. »Mach bitte keine Dummheiten. Komm ja nicht auf die Idee, auf eigene Faust nach dem Baby zu suchen, ja?«
    Cindys Augen wurden groß. »Daran habe ich gar nicht gedacht!«
    Ihre Verblüffung schien echt zu sein. Und in diesem Moment wurde Marge klar, daß sie Cindy erst auf die Idee gebracht hatte. Sie steckte ihren Notizblock ein und verfluchte sich stumm, weil sie den Mund nicht gehalten hatte.
     
    »Na, wie lief’s?« fragte Decker.
    »Deine älteste Tochter ist ein Schatz«, antwortete Marge. »Trotzdem mache ich mir Sorgen. Hoffentlich läßt sie sich nicht zu unbedachten Aktionen hinreißen. Sie nimmt sich die Sache sehr zu Herzen.«
    »Ich rede mit ihr.«
    »Laß mich das machen, Pete. Von einer Fremden nimmt sie’s vielleicht eher an.«
    »Da kannst du recht haben. Was hast du aus den Rodriguez-Brüdern rausbekommen?« fragte Decker.
    »Die waren stocksauer … auf mich, auf das Krankenhaus, die Obrigkeiten im allgemeinen. Trotzdem glaube ich nicht, daß sie involviert sind. Alles deutet auf Marie Bellson hin.«
    »Der Durchsuchungsbefehl für die Bellson-Wohnung ist raus«, berichtete Decker. »Kommst du mit?«
    »Wir treffen uns in einer Stunde in ihrer Wohnung«, sagte Marge. »Ich möchte noch eine Weile hier bleiben. Mal sehen, was ich finde.« Sie griff nach Maries Personalakte. »Hast du sie dir schon angesehen?«
    »Nur flüchtig. Ich lasse sie für meine Unterlagen kopieren.« Decker fuhr sich durchs Haar. »Nicht sehr ergiebig, ist mein erster Eindruck. Die Frau hat seit elf Jahren hier gearbeitet. Zwei verschiedene Ärzte haben sich ein paarmal über Eigenmächtigkeiten beschwert. Eine Patientin war der Meinung, sie sei unhöflich. Eine andere meinte, sie sei herzlos und gleichgültig.«
    »Irgendeine Beschwerde, daß Marie mit dem lieben Gott hausieren gegangen ist?« wollte Marge wissen.
    »Cindy hat dir also erzählt, daß Marie mit den Patienten gebetet hat.«
    »Das ist doch ungewöhnlich, Pete. Oder?«
    »Schon. Vielleicht hat Jesus’ Stimme sie dazu verführt, mit dem Kind zu verschwinden.« Er knirschte mit den Zähnen. »Ich hätte früher mit ihr darüber reden müssen.«
    Marge sah ihren Partner an. Seine Schuldgefühle waren ehrlich.

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