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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sich umzudrehen.
    Swanson antwortete nicht sofort. »Woher wissen Sie das?«
    »Mülleimer und Freßnapf in der Küche.« Decker sah Swanson an, der eine grau-schwarz getigerte junge Katze im Arm hielt. Er kraulte das Tier unter dem Kinn. »Niedliches kleines Biest. Eine Getigerte, oder wie nennt man die?«
    »Bei Katzen bin ich überfragt.«
    »Anders, wenn’s um seine Pussys geht«, sagte Kovacs. Die Uniformierten lachten.
    »War die Katze im Zimmer eingesperrt?« fragte Decker.
    »Ja, die Tür war zu«, antwortete Swanson.
    »Habt ihr sonst noch was Bewegliches gefunden?«
    Kovacs schüttelte den Kopf.
    »Sieht so aus, als sei das Nest leer. Ihr beiden könnt euch wieder in der Zentrale melden.«
    »Und was machen wir mit der hier?« Kovacs hielt die Katze hoch.
    »Lassen Sie sie hier. Ich kümmere mich drum.«
    Swanson setzte das Tier auf den Fußboden. Das Kätzchen war mit einem Satz bei seinem Napf. In der einen Hälfte war Wasser, aber der Teil fürs Fressen war leer. Sie miaute kläglich.
    »Sie hat Hunger«, stellte Swanson fest.
    »Scheint so«, sagte Decker.
    »Kätzchen muß man füttern«, sagte Kovacs und lachte über seinen Witz.
    Decker zog Handschuhe an und öffnete mehrere Schränke, bis er eine Schachtel Katzenfutter gefunden hatte. »Bis später, Jungs!«
    Nachdem die Uniformierten gegangen waren, schüttete er das Trockenfutter in den Napf. Die Katze machte sich sofort darüber her. Decker nahm sein Notizbuch heraus.
    Die Wohnung machte den Eindruck, als habe die Besitzerin vor, jeden Moment zurückzukommen. Die Katze war der durchschlagendste Beweis. Ohne Futter wäre das Tier in einigen Tagen verhungert. Auf dem Abtropfgestell neben der Spüle stand Geschirr, zwei Bücher aus der Leihbibliothek lagen auf dem Küchentisch. Decker las die Titel:
    Ein Single in den Neunzigern: Ein neuer erfrischender Überblick über die Frauenbewegung.
    Erwachsene Töchter, Kinder-Mütter: Wenn sich Erziehungsmodelle umkehren.
    Am Kühlschrank hing ein Zettel: 3 Uhr Paula. Decker schlug das heutige Datum in Maries Kalender auf. Der Drei-Uhr-Termin war rot angestrichen. Daneben standen die Initialen PD.
    Bis drei Uhr war es noch eine lange Zeit. Falls Marie nicht auftauchte, würde Paula vermutlich anrufen. Hatte Marie einen Anrufbeantworter? Decker entdeckte Telefon und Anrufbeantworter im Wohnzimmer. Eine Null glühte rot auf dem Display.
    Gestern nacht, während Marie Dienst gehabt hatte, hatte demnach niemand angerufen. Oder es hatte jemand angerufen, aber die Nachrichten waren inzwischen abgehört und das Band zurückgespult worden.
    Decker drückte auf die PLAY-Taste. Der Apparat begann sofort Nachrichten von sich zu geben. Eine stammte von einer Frau mit einer alten, heiseren Stimme, die so gehetzt klang, als rufe sie heimlich an. Dann kam eine Frau namens Dotty, die keine Telefonnummer hinterließ, und eine Paula, die ihre Nummer nannte. Decker notierte sie. Dann tippte er die Zahlen ins Telefon. Nach zweimaligem Rufzeichen schaltete sich Paulas Anrufbeantworter ein. Decker legte auf. Er nahm sich vor, später wieder anzurufen.
    Er hatte keine Ahnung, wann diese Anrufe erfolgt waren. Maries Anrufbeantworter hatte keine eingebaute Uhr. Am Vortag war Marie am späten Vormittag zum Dienst erschienen und hatte bis zu ihrem Verschwinden gearbeitet. Waren die Anrufe erfolgt, während Marie im Krankenhaus war, bedeutete das, daß jemand Maries Anrufbeantworter abgehört und zurückgespult hatte. Anderenfalls hätte das Display die Zahl der Nachrichten angezeigt.
    Decker notierte sich diese Überlegungen und sah sich im Wohnzimmer um. Weiblicher Geschmack herrschte vor. Angefangen vom flauschig pinkfarbenen Teppichboden bis zu den pausbackigen Engelsfiguren, die in einem Vitrinenschränkchen standen. Auch die weißen Wände hatten einen leicht rosigen Schimmer und waren mit Katzenpostern dekoriert. Auf einem großen Fernsehapparat stand eine Schale mit Duftblättern. Die ausladende Couch war mit einem hellblau und pink gemusterten Stoff bezogen und mit gestickten Kissen geschmückt. Zu beiden Seiten des Sofas standen Beistelltische. Vor der Couch stand ein Couchtisch.
    Auf dem Couchtisch lag ein Buch – die Bibel.
    Schräg gegenüber dem Couchtisch stand ein weißer Schaukelstuhl, eine orientalische Decke hing über der Rückenlehne. Ein passender Polsterhocker stand davor.
    Nachdem die Katze gefressen hatte, sprang sie auf den Hocker und von dort in den Schaukelstuhl, wo sie sich in die weichen Falten der

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