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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aus.
    »Sergeant«, sagte Swanson.
    »Was gibt’s, Officer?«
    »Nichts.« Swanson hakte die Daumen in den Gürtel. »Absolut nichts los hier. Tote Hose.«
    »Wer bewacht Bellsons Wohnungstür?«
    »Len Kovacs. Da tut sich auch nichts.«
    »Sie sehen gelangweilt aus.«
    »Fühle mich fast schon gehirnamputiert, Sergeant. Schicksal! Ich vermisse irgendwie den Trubel und die Hektik der Rassenunruhen. Auch wenn der Haß verdammt hochschlug, ich hatte wenigstens was zu tun.« Swanson lächelte. »Ist uns schließlich gelungen, die Hausmeisterin aufzutreiben. Sie war über Nacht bei ihrer Tochter. Müßte jetzt jeden Moment mit dem Schlüssel aufkreuzen. Spart uns ein paar Schulterblessuren. Oder wollen Sie unbedingt mit Gewalt in die Wohnung?«
    »Wir nehmen den Schlüssel, Tim.« Decker zückte den Durchsuchungsbefehl und forderte Swanson auf mitzukommen. Er wollte sichergehen, daß sich niemand in der Wohnung versteckte. Erst wenn feststand, daß die Wohnung leer war, würde er allein weitermachen. Je weniger Leute, desto weniger Gefahr, daß Spuren vernichtet wurden.
    Marie Bellson wohnte im zweiten Stock. Der Lift fuhr im Schneckentempo, stank nach Moder und ächzte in allen Fugen. Kovacs saß im Schneidersitz vor der Wohnungstür auf dem Fußboden. Beim Anblick Deckers wurde er rot. Er stand auf und klopfte den Staub von seinem Hosenboden.
    »Ich bin es nicht gewohnt, so lange zu stehen.« Kovacs schüttelte die Beine aus. »Würde einen lausigen Türsteher abgeben.«
    »Irgendwas Verdächtiges?« fragte Decker.
    »Nicht die Bohne, Sergeant.«
    Decker klopfte laut, rief seinen Namen und erhielt keine Antwort. Er wandte sich an Swanson. »Wann wollte die Hausmeisterin hier sein?«
    »So gegen acht. Vielleicht in fünf Minuten.«
    Decker betrachtete den Zwischenraum zwischen Tür und Türrahmen. Marie hatte eine Doppelverriegelung. Mit einer Kreditkarte ließ sich das Schloß also nicht öffnen. Decker rüttelte am Türknauf. Die Tür war dünn, und er war ungeduldig. Ein Kind war entführt worden, eine Krankenschwester wurde vermißt. Lediglich ein paar Blutspritzer waren auf einem leeren Parkplatz zurückgeblieben. Ein gezielter Schlag, und sie wären drinnen gewesen. Aber er wußte, es war klüger zu warten.
    Zehn Minuten später tauchte die Hausmeisterin auf.
    Decker schätzte sie auf Ende Fünfzig. Sie war mager, hatte faltige Haut und wirres, karottenfarbenes Haar. Ihre Stimme war heiser, ihr Atem roch schwer nach Nikotin.
    »Renee Fulbright.« Sie streckte ihm eine knochige Hand entgegen. »Was ist mit Marie passiert?«
    »Wer hat gesagt, daß ihr was passiert ist?« konterte Decker.
    Renee zog einen dicken Schlüsselbund aus der Tasche und begann nach einem Schlüssel zu suchen. »Muß was Ernsteres sein. Warum wäre sonst die Polizei hier? Ah, da ist er ja. Apartment 3/12. Marie war übrigens die ideale Mieterin. Hat immer pünktlich bezahlt.« Sie steckte den Schlüssel ins Schloß, drehte den Knauf und öffnete die Tür. »Machen Sie bitte den Teppich nicht schmutzig … wenn’s geht. Ich hab ihn gerade reinigen lassen.«
    Decker putzte seine Schuhe auf dem Fußabstreifer ab. »Ich ziehe die Schuhe aus, sobald ich weiß, daß niemand drin ist.«
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer, was?« Renee lächelte zögernd. »Ich habe was übrig für Rotschöpfe, wissen Sie.«
    »Meine neugeborene Tochter ist ein Rotschopf. Die würde Ihnen gefallen.«
    Das Lächeln verschwand. »Das war deutlich.«
    Decker lachte. »Sie müssen nicht hierbleiben, Mrs. Fulbright. Aber den Schlüssel brauch ich für ’ne Weile.«
    Renee nahm den Schlüssel vom Bund. »Sie finden mich in Nummer 101. Werfen Sie ihn einfach in den Briefkasten.«
    »Wird gemacht.« Decker trat über die Schwelle. »Polizei!« rief er. Als niemand antwortete, sah er sich zunächst im Wohnzimmer um. Zuerst öffnete er die Schränke: Kleider, Geschirr, Durchlauferhitzer, nichts. Dann nahm er sich die Küche vor, während Swanson und Kovacs Schlaf- und Badezimmer prüften.
    Nichts Auffälliges. Kleine Anrichte, weißer Herd und Kühlschrank, ein Korkbrett an der Wand, und daran ein Kalender, gehalten von einer Reißzwecke. Decker zog die Reißzwecke heraus und blätterte durch das laufende Jahr. Nirgends war eine Notiz zu finden. Die Bellson war ein harter Brocken. Er nahm sich vor, den Kalender später gründlicher durchzusehen.
    Swanson kam aus einem Schlafzimmer. »Raten Sie mal, was ich gefunden habe, Sergeant?«
    »Eine Katze«, sagte Decker, ohne

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