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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erwidert wurden.«
    »Das hat Lita Bellson auch erzählt.«
    »Lita?« Sarah lachte. »Erstaunlich, was die alten Herrschaften so mitkriegen.«
    »Tandy hat gekündigt, stimmt’s? Es soll Probleme mit ihrer Lizenz gegeben haben.«
    »Ach ja?«
    »Haben Sie was anderes gehört?«
    »Ich dachte, sie sei im Zuge von Sparmaßnahmen entlassen worden. Die Heimleitung hat damals ein Dutzend Leute auf einmal in die Wüste geschickt. Hat uns alle ziemlich erschreckt. Entschuldigen Sie.« Sarah griff zum Telefon. »Golden Valley … Ja, Mrs. Louden. Wie geht es Ihnen?«
    Marge wartete, bis Sarah das Gespräch beendet hatte. »Ich würde gern mit jemandem aus der Personalabteilung sprechen. Könnten Sie mir helfen?«
    »Sicher.« Sarah nahm das Haustelefon ab und wählte eine Nummer. »Grace kommt in einer Minute.«
    »Danke. Arbeiten Sie gern hier, Sarah?«
    »Es ist eines der besten Heime, wenn Sie das meinen. Im Vergleich zu anderen geradezu Disneyland.«
    »Sind die anderen Pfleger und Schwestern auch der Meinung?«
    »Ich denke schon«, antwortete Sarah.
    »Was ist mit Leek?«
    »Der beklagt sich auch nicht.«
    »Lita hat mir gesagt, daß er finanziell unabhängig, geradezu reich sei.«
    Sarah lachte. »Detective, wenn Sie Vermögen hätten, würden Sie dann hier arbeiten? Auch wenn’s eines der besten Heime ist?«
    Marge lächelte. »Wie kommt Lita wohl darauf?«
    »Lita hat zuviel Phantasie. Wie die meisten von unseren Alten. Ihr Leben ist langweilig, also denken sie sich laufend Geschichten aus. Ah, da ist Grace. Grace, das ist Detective Dunn.«
    Grace war eine kleine, zierliche Person mit leiser Stimme. Sie schüttelte Marge die Hand. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte die Personalakte einer ehemaligen Angestellten einsehen.«
    »Tandy Roberts«, fiel Sarah ein. »Du erinnerst dich doch noch an Tandy, Grace?«
    »Selbstverständlich. Sie hat gut ein Jahr hier gearbeitet, glaube ich.«
    »Wissen Sie, weshalb sie gekündigt hat?« fragte Marge.
    »Ich dachte, ihr sei gekündigt worden«, verbesserte Grace. »Wegen Sparmaßnahmen.«
    »Sie hat also nicht gekündigt?«
    »Nicht, soviel ich weiß.« Grace lächelte. »Tut mir leid, Detective, aber wenn Sie keine gerichtliche Anordnung haben, darf ich Ihnen keinen Einblick in die Personalakten geben. Ohne die Erlaubnis der Heimleitung, heißt das. Aus Datenschutzgründen.«
    »Möglicherweise hängt das Leben eines Säuglings davon ab«, sagte Marge.
    Graces Augen wurden groß. »Ich könnte in der Verwaltung anrufen und fragen …«
    »Das dauert alles zu lange, Grace. Wir suchen nach einem zwei Tage alten Säugling.«
    »Was hat Tandy denn damit zu tun?«
    »Vielleicht gar nichts. Aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Detective, lassen Sie mich einfach bei der Heimleitung anrufen …«
    Marge sah auf die Uhr. Es war Punkt vier. Die Verwaltung machte sicher in einer halben Stunde Büroschluß. Falls Grace den Boß nicht erreichte und nicht sofort die Erlaubnis erhielt, würde sich die Sache einen weiteren Tag hinziehen.
    »Grace, wie wär’s, wenn Sie fünf Minuten Pause machen, während ich mich ins Personalbüro verirre?«
    »Detective, das ist gegen die Regeln.«
    »Kidnapping ist auch gegen die Regeln. Ich war diejenige, die die arme Mutter vernehmen mußte, Grace. Es ist ihr erstes Kind.«
    Die zierliche Frau schwieg. Sie war offensichtlich hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Menschlichkeit. Schließlich wanderte Graces Blick zur Wanduhr. »Schätze, ich könnte eine Tasse Kaffee vertragen. Sie haben fünf Minuten. Die Akten der ehemaligen Pfleger und Schwestern hängen im ersten Schrank rechts und sind mit einem blauen Punkt gekennzeichnet.«
    »Danke.«
    »Hoffentlich tue ich das Richtige.«
    »Mit Sicherheit«, sagte Marge.
    Bevor Grace die Möglichkeit hatte, ihre Meinung zu ändern, war Marge bereits im rückwärtigen Büroraum verschwunden. Die Tür zur Personalabteilung stand auf. Ein Schreibtisch versperrte den Eingang zur Aktenregistratur. Marge zwängte sich am Schreibtisch vorbei und wandte sich nach rechts. Graces Tip war Gold wert, denn die Markierungen der Hängeakten reichten über die gesamte Farbpalette, wobei die größte Abteilung, die der Heiminsassen, mit orangefarbenen Punkten gekennzeichnet war. Hastig blätterte Marge durch die Abteilung »R« der alphabetisch geordneten, blau markierten Akten. Sie enthielt nur eine Akte Roberts. Der Vorname lautete jedoch weder Sondra noch Tandy.
    Marge fluchte

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