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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zückte ihren Notizblock. »Sie war fett.«
    »Ich habe nichts gegen Dicke, aber …«
    »Aber?«
    »Also gut. Ich bin ziemlich narzißtisch veranlagt. Dazu stehe ich. Ich bin verliebt in meinen Körper. Und ich kann es nicht ausstehen, wenn sich jemand gehenläßt. Dafür gibt es meiner Meinung nach einfach keine Entschuldigung.«
    Marge verzog keine Miene.
    »Gut. Soviel Selbstdisziplin ist nicht jedem gegeben. Aber ich kann’s nicht ändern. Ich bin, wie ich bin.«
    »Da steht mir kein Urteil zu. Jedem das Seine. Erzählen Sie mir von Tandy und Bodybuilding.«
    »Tandy ist eines Tages bei Silver’s aufgetaucht und hat mir gesagt, sie sei entschlossen abzunehmen. Sie wollte, daß ich ihr helfe. Ich dachte, zumindest damals, daß sie kein echtes Interesse am Bodybuilding habe, nur einen Vorwand suche, um in meiner Nähe zu sein. War mir alles verdammt peinlich. Aber ich wollte nicht gemein sein. Also habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Wir haben ein Anfängerprogramm für sie ausgearbeitet. Dazu auch eine Diät, eine strikte Diät. Ich dachte, sie würde das nicht länger als eine Woche durchhalten.«
    Er lachte leise.
    »Es stellte sich bald heraus, wer von uns beiden der Dumme war. Tandy ist dem Bodybuilding verfallen, wie Motten dem Licht. Aber sobald sie anfing, wirklich gut auszusehen, interessierte sie sich nicht mehr für mich.« Er wich Marges Blick aus. »Sie hatte mir erzählt, sie sei mal Model gewesen. Jetzt glaube ich das. Sie ist eine tolle Frau. Kein Vergleich zu früher. In jeder Beziehung. Nicht nur das Fett ist weg. Sie war früher reichlich verdreht, damit ist es vorbei. Sie ist jetzt egomanisch wie wir alle. Und einfach toll!«
    Marge sah von ihrem Notizblock auf. »Verdreht? Inwiefern war sie verdreht?«
    »Sie hat dauernd vor sich hingebrabbelt.«
    »Gebrabbelt?«
    »Ja. Und sie schien das nicht mal zu merken. Vermutlich reden viele Leute laut vor sich hin. Soll angeblich beruhigen. Nicht bei Tandy. Sie war immer ganz aufgeregt, wenn sie diese Selbstgespräche führte.«
    McKay hielt inne.
    »Keine Ahnung, ob die Selbstgespräche sie aufgeregt haben oder ob sie Selbstgespräche geführt hat, weil sie aufgeregt war. Andererseits ist das auch egal, denn jetzt ist es damit ja vorbei.«
    Das Telefon klingelte. McKay nahm den Hörer ab.
    »Golden Valley, hier spricht Leek McKay … Hallo, Mrs. Graham. Ihrer Mutter geht’s heute großartig.«
    Marge wartete, bis Leek sein Telefonat beendete. Sie dachte über Tandys Selbstgespräche nach. Marge redete gelegentlich auch mit sich selbst. Aber das kam relativ selten vor. Wenn McKay das aufgefallen war, mußte es häufiger passiert sein. McKay legte auf.
    »Sie wußten also, daß Marie und Tandy befreundet waren. Warum glauben Sie, hatte Lita davon keine Ahnung?«
    »Weil Lita sich nur um Lita kümmert.«
    »Wie eng war die Freundschaft zwischen Tandy und Marie?«
    »Sie waren befreundet.« McKay überlegte. »Ich glaube, Marie hat versucht, Tandy bei der Suche nach einem Job zu helfen, nachdem sie gekündigt hatte.«
    »Ich dachte, Tandy sei gekündigt worden.«
    Leek zögerte. »Offiziell ist Tandy gekündigt worden, ja. Das stimmt.«
    »Was heißt ›offiziell‹?«
    »Tandy wollte kündigen, aber sie haben ihr gekündigt, bevor sie ihre Papiere verlangen konnte. War sowieso besser für sie. Das hatte ich ihr gleich gesagt. So konnte sie Arbeitslosenunterstützung verlangen, bis sie einen neuen Job gefunden hatte.«
    »Und Marie hat ihr geholfen, eine neue Anstellung zu finden?«
    »Ich glaube … ja. Eine Zeitlang wenigstens. Ich erinnere mich, daß Marie bei Silver’s aufgetaucht ist, um Tandy bei ihren Work-outs zu beobachten. Tandy mochte das nicht. Bodybuilder arbeiten nicht gern vor Publikum. Die meisten kapieren sowieso nicht, worum es geht. Da wird viel gestöhnt, geächzt, geflucht und gemurmelt.«
    »Führt Tandy noch Selbstgespräche?«
    »Ja, aber anders als früher. Für den unbeteiligten Zuschauer ist das alles sehr merkwürdig. Wenn Freunde dabei sind, stört das die Konzentration. Moment! Das Telefon!«
    McKay hob den Hörer ab. Er hatte bisher nur das Bild bestätigt, das Marge sich von Marie gemacht hatte. Die Krankenschwester betätigte sich offenbar gern als gute Samariterin. Vor allem jungen Mädchen gegenüber. Und sie liebte das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Gefiel sie sich so sehr in der Erlöserrolle?
    McKay legte auf. »Entschuldigung. Sonst noch was?«
    »Eine Frage, Leek. Nachdem Tandy das Bodybuilding für

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