Die reinen Herzens sind
aufgefallen. Du hast kurze Fingernägel. Sagt ’ne Menge über eine Person aus.«
Cindy sah verstohlen auf ihre Hände. Sie hatte versucht, ihre Nägel wachsen zu lassen, sie zu lackieren. Es war ihr zuviel Arbeit gewesen. »Sind Sie hier Lehrer?«
»Zweimal die Woche.«
»Was kostet der Beitritt?«
»Fünfzig pro Monat für die Geräte. Aber der Boß läßt Neulinge einen Monat umsonst trainieren. Wenn du’s einen Monat durchhältst, dann bleibst du.«
»Sind überhaupt Frauen hier?« wollte Cindy wissen.
»Wir haben ein paar ernsthaft arbeitende Mädels, ja.«
»Nimm’s mir nicht übel, aber ich würde mich in der Gesellschaft von Frauen wohler fühlen.«
»Hier macht dich keiner an, Cindy. Wir sind alle Freunde. Freunde bei der Arbeit. Mehr nicht. Garantiert.«
Cindy zögerte.
»Was ist? Willst du beim Anfang Hilfe? Die erste Stunde ist umsonst.«
»Jetzt sofort?«
»Hier und jetzt.«
Cindy schluckte. »Klar.«
»Zuerst muß ich bei dir Maß nehmen«, verkündete Eric.
»Warum?«
»Wie willst du wissen, ob du dich verbesserst, wenn du keine Ausgangswerte hast?«
»Stimmt.«
Eric zog ein Maßband heraus und legte es an ihrem Rücken an. »Heb die Arme hoch.«
Cindy gehorchte.
Eric legte die Arme von hinten um sie und umfaßte ihre Brüste mit den Händen. Cindy wirbelte herum und trat einen Schritt zurück. »Was, zum Teufel, soll das denn?«
Er starrte sie wütend an. »Ich wollte messen, wie …«
»Du betatschst mich!«
»Ich habe getastet, aber ich habe nicht …«
»Laß den Scheiß!«
»He!« Eric packte ihre rechte Hand. »Das sind Muskeln, Cindy. Das ist alles. Nur Fett und Muskeln.« Er legte ihre Finger um seinen Arm. »Muskeln!« Um sein Bein. »Muskeln.« Über seine Lenden. »Muskeln. Daraus besteht der Mensch. Knochen, Muskeln und Fett. Das Ziel ist, mehr Muskeln zu haben als Fett. Ich kann verdammt nichts über deine Brust sagen, wenn ich nicht deine Titten fühlen und prüfen kann, in welchem Zustand das Muskelgewebe ist. Nach der kurzen Berührung zu schließen, scheinst du unter dem ganzen Brustfett einen guten Muskelansatz zu haben.«
Er ließ ihre Hand los. Cindy starrte ihn an, sagte jedoch nichts.
»Vermutlich hätte ich vorher mit dir reden müssen. Ich bin Leute gewöhnt, die die Prozedur kennen. Wollen wir’s noch mal versuchen?«
»Es wäre mir wohler, wenn das von einer Frau gemacht wird.«
»Gewöhn dich an uns Kerle, Cindy. Gut achtundneunzig Prozent unserer Kunden sind Männer. Und zu deiner Information: Ein Drittel davon ist schwul. Ist denen scheißegal, was du zwischen den Beinen hast. Für einen richtigen Bodybuilder zählen nur die Muskeln.«
»Bist du schwul?« fragte Cindy.
»Nein«, antwortete Eric. »Wenn ja, würdest du dich besser fühlen?«
»Nicht wirklich.«
»Denk nicht darüber nach. Heb einfach die Arme hoch.«
Cindy fragte sich, ob Marge je in einer ähnlichen Situation gewesen war. Von all den idiotischen Aktionen, die ihr je eingefallen waren, war das die dümmste. Sie hob die Arme hoch.
Erneut schlang Eric seine massigen Arme um ihren Oberkörper. Jeder Arm mußte mindestens fünfundzwanzig Kilo wiegen. Wieder fühlte sie seine Hände an ihrer Brust und zuckte unwillkürlich zusammen.
»Ganz ruhig bleiben«, sagte Eric. »Das machst du gut.«
Schon nach wenigen Sekunden war Cindy klar, daß Eric die Wahrheit sagte. Er tastete über ihre Brüste, aber die Berührung war alles andere als erotisch.
»Siehst du, genau hier«, stellte Eric fest, »da endet das Fett und der Brustmuskel beginnt. Hast du je Kraftsport betrieben, Cindy?«
»Nein.«
»Du hast gute Anlagen.« Er ließ sie los und legte das Maßband über ihren Brustkorb. Zwanzig Minuten später hatte er sie sozusagen vermessen. »Gute Anlagen«, wiederholte er. »Würde dich gern den ersten Monat persönlich trainieren. Sollen wir Termine vereinbaren?«
»Kann ich dich anrufen?«
Eric sah sie geringschätzig an. »Willst du, oder willst du nicht?«
»Woher soll ich das wissen?« Cindy stemmte die Hände in die Hüften und sah zum Eingang hinüber. In diesem Moment kam eine Frau durch die Tür. Sie sah phantastisch aus, makellose Haut, glänzendes schwarzes Haar und dunkle Augen, die wie Obsidian glitzerten. Sie trug einen schwarzen Spitzenbody und füllte ihn an den richtigen Stellen. Cindy wandte sich an Eric. »Kannst du das aus mir machen?«
Eric lachte gurrend. »Tandy ist wirklich ein Beispiel, wie perfekt Bodybuilding funktionieren
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