Die Reise-Bibel
und Weise erfährt der Konfuse, dass Schweden zu den eher teuren
Urlaubsländern in Europa gehört. Nachdem er seine Erkältung auskuriert und sich einige dicke Pullover und lange Hosen geleistet
hat, entschließt sich der Konfuse zu einer Schiffstour in die Schären, unterschätzt aber die Dauer einer solchen Unternehmung
und die Frequenz der an- und abfahrenden Schiffe. So landet er zwar am Nachmittag auf Norröra, der kleinen Insel, auf |56| der Astrid Lindgrens ›Ferien auf Saltkrokan‹ gedreht wurde, kommt aber am Abend nicht mehr nach Stockholm zurück. Das bringt
ihm und seiner Familie eine kalte Nacht im Geräteschuppen des »Café Snickargarden« ein und eine zweite Erkältung, dafür aber
auch die Bekanntschaft der Familie Ericsson. Nach diesem Muster geht es weiter – nichts an diesem Urlaub läuft wie geplant,
erwartet oder erhofft, am Ende aber hat der Konfuse wieder eine Menge Spaß gehabt und viel zu erzählen! (Wenn auch meistens
keinen Euro mehr auf dem Konto.)
Der Cluburlauber
Die erste Amtshandlung des gemeinen Cluburlaubers besteht darin, noch während er den alkoholfreien Begrüßungscocktail genießt,
schon einmal das Tagesprogramm des Sportcenters abzuscannen und einzuschätzen, ob er noch ein oder zwei Veranstaltungen mitnehmen
kann. Fußball, Tennis, Beachvolleyball, Bogenschießen – irgendwas muss doch noch gehen, auch wenn jetzt schon 16 Uhr ist und das Gepäck noch nicht auf dem Zimmer. In diesem Stil läuft es dann in den nächsten Tagen weiter. Der Cluburlauber
hat schon vor dem Frühstück eine Joggingrunde oder einen Durchgang Yoga »Wir begrüßen den Tag mit dem Sonnengruß am Pool«
hinter sich, bevor er sich an das reichhaltige und nach neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen ausgestattete
Frühstücksbuffet heranwagt. Das wär’s dann auch schon beinahe: Seine Tage sind knallhart ausgefüllt mit drei bis fünf anstrengenden
»Einheiten«, oft gecoacht von ehemaligen Weltranglisten-Spielern oder Cycling-Quälern mit Olympiateilnahmen, sowie mental
anstrengenden Wettbewerben mit den Jansons aus München und den Brunners aus Köln. Auch dafür hat man schließlich das ganze
Jahr trainiert. Weitere Höhepunkte seiner Urlaubswochen sind die im Club organisierten Wettbewerbe, ein Tennisturnier beispielsweise |57| oder auch »Schlag den Heinz« (oder Horst oder Günther, je nachdem wie der Clubchef heißt), ein Wettbewerb, der an das Pro 7-Gemetzel mit Stefan Raab angelehnt ist und bei dem man eine weitere Woche im Club gewinnen kann. Ein wenig schade ist es, dass dieses
kräftezehrende Sportprogramm sich auf der Waage nicht niederschlägt wie gewünscht. Das liegt daran, dass in so einem Club
immer irgendwo ein Buffet aufgebaut wird, das sich in Form und Gestaltung an Marco Ferreris Filmhit ›Das große Fressen‹ orientiert.
Wer den Fleischbergen, Vitaminbomben und toten Meerestieren länger als drei Tage widersteht, muss übermenschliche Kräfte aufbringen.
Ist ja auch alles im Urlaubspreis mit drin. Das gilt ebenso für die alkoholischen Erfrischungen an der Bar, was den gemeinen
Cluburlauber täglich ab 19 Uhr zu einem extrem geselligen Menschen werden lässt. Ach ja: In welchem Land so ein Clubdorf aufgebaut wird, erkennt der
Urlauber nur an der Nationalität der Servicekräfte. Ist ihm egal – er sieht keine Notwendigkeit, das Clubgelände auch nur
einmal zu verlassen.
Der Kulturreisende
Die ersten Tage sind hauptsächlich dem intensiven Studium der italienischen Sprache gewidmet. Da kommt es dem Kulturreisenden
ganz zupass, dass der Kochkurs in der historischen Gutsküche, für den er sich angemeldet hat, von einem Muttchen gegeben wird,
das ungefähr so gut englisch spricht wie Lothar Matthäus oder unser zweiter Bundespräsident Heinrich Lübke. In den kommenden
Tagen erkundigt sich der Kulturreisende bei einigen ortsansässigen Winzern mithilfe seiner neu erworbenen Sprachkenntnisse
nach den Geheimnissen ihres Berufsstandes, nimmt an deren Verköstigungen teil und ordert Batterien von Jahrgangsroten an die
heimische Adresse. Tagsüber klappert er beflissen alle erreichbaren Museen, Galerien und Wanderausstellungen |58| ab und wird auch nicht müde, alle historisch relevanten Geröllhaufen der Umgebung zu besuchen. Er ersteigert in einem Auktionshaus
einen Ölschinken mit Motiven aus dem Dunstkreis »Landlust«, ein Bild hat es ihm besonders angetan, es ist betitelt: »Wäldernacht«.
Kurz
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