Die Reise-Bibel

ähnlichen Knalleffekt haben würde.
    Brücken, viele
    »Über sieben Brücken musst du gehn«, behaupteten Karat, aber da kannten sie Venedig noch nicht oder auch Amsterdam. Tatsächlich
     aber kommt der gemeine Liebhaber des Brückenspaziergangs weder in Italien noch in Holland so wirklich auf seine Kosten, jedenfalls
     im Vergleich zu einer deutschen Stadt: Hamburg verfügt über stolze 2438   Brücken und ist damit Spitzenreiter in Europa, Venedig folgt |76| erst auf Platz zwei. Die schönste Brücke Hamburgs, so hört man, sei die Krugkoppelbrücke, erbaut 1928.
    Bullerbü-Syndrom
    Fast eine Krankheit, immerhin aber eine Abnormität, die der Soziologe Berthold Franke entdeckt hat und die sich an den verklärt-verschmalzten
     schwedischen Kinderfilmen wie ›Ferien auf Saltkrokan‹ oder ›Wir Kinder aus Bullerbü‹ orientiert. Franke bezeichnet damit die
     kollektiven Projektionen der Deutschen auf Schweden, das Land, in dem vermeintlich Milch und Honig fließen, oder, wie es Franke
     selber nennt: »Die Sehnsucht der Deutschen nach Schweden ist nichts weiter als die Sehnsucht der Deutschen nach einem besseren
     Deutschland.« In Schweden nämlich, das weiß man aus dem Fernsehen, sind die Kinder alle weizenblond, die Wiesen grün, die
     Holzhäuser rot und das Leben ein Kindergeburtstag, bei dem nur Michel aus Lönneberga über die Stränge schlägt. P.S.   Stimmt alles, der Verfasser war ja auch schon dort. Wenn nur diese Mücken nicht wären   …
    China, rumpeliges
    Falls Sie in der nächsten Zeit eine Fernreise nach China planen und die Absicht haben sollten, sich ein Automobil zu leihen,
     dann denken Sie noch einmal gut darüber nach. Die Teilnahme am öffentlichen Individualverkehr ist mit gewissen Gefahren verbunden,
     wenn man den nackten Zahlen glaubt: Ein Fünftel aller tödlichen Unfälle im Straßenverkehr weltweit geschehen in China. Sind
     ja auch viele Leute da, denken Sie? Prinzipiell richtig, nur: Der Motorisierungsgrad ist (noch) gering. In dieser Diskrepanz
     verbirgt sich eine simpler Schluss: Chinesen sind – im Mittel – furchtbar miese Autofahrer.
    |77| Flugzeugabstürze, einiges über
    Wussten Sie, dass mehr als 50   Prozent aller Menschen, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen, nicht zerfetzt werden oder sonst wie grausig zu Tode
     kommen, sondern dass sie ganz banal an Rauchvergiftungen sterben? Und dass die unzerstörbare sogenannte Black Box, die hinterher
     aufklären soll, warum der Flieger eigentlich so vorzeitig zum Landeanflug ansetzte, keineswegs schwarz ist, sondern orange?
     Der Grund liegt auf der Hand: Man findet sie in dem Gerümpel um das Wrack in dieser Leuchtfarbe doch viel eher!
    Fremdsprache, erste
    Sie glaubten bislang, mit Englisch kämen Sie überall auf der Welt über die Runden? (Außer in Frankreich natürlich.) Möglicherweise
     haben Sie recht, obwohl das rein quantitativ nicht zu belegen ist: Nur 320   Millionen Menschen sprechen Englisch als Muttersprache, wohingegen bei Mandarin die Zahl deutlich höher ist: 890   Millionen! Allerdings ist es fraglich, ob man für gelegentliche Trips nach China oder Singapur die Energie aufbringen sollte,
     eine sehr, sehr komplizierte Mundart zu erlernen.
    Griechenland, hymnisch
    Reisewarnung vor Griechenland: Lassen Sie sich auf keine Feier einladen, bei der die griechische Nationalhymne vollständig
     gegeben werden soll: Dionyssios Solomos schrieb diese im Mai 1823 auf seiner Geburtsinsel Zakynthos (Zanthe), genannt eine
     »Hymne an die Freiheit«, welche allerdings aus 158   Strophen (!!!) besteht und, vertont von Nikolaos Chalkiopoulos Mantzaros, zur Nationalhymne der Griechen werden sollte. Nun
     wird das in der Regel nicht vollständig präsentiert, man stelle sich das bei einer WM vor, als Ouvertüre zu Otto Rehhagels
     Mauerfussball   …
    |78| Italienurlaub, Verbote
    Lange Jahre freute sich der italienische Hotelier über Urlaubsgäste aus Deutschland, immer war der Teutonengrill fest in germanischer
     Hand. In den letzten Jahren aber hat Spanien Italien den Rang abgelaufen. Ein Grund ist möglicherweise, dass die Preisgestaltung
     in Italien langsam an Wegelagerei erinnert – Abzocke as Abzocke can. Dazu passt die Liste der absurden Verbote, die in Italien
     in letzter Zeit gang und gäbe sind. So kassiert der Bürgermeister von Eboli von Touristen, die sich im Auto küssen, satte
     500   Euro Strafe. Wer mit dem Motorrad durch die Wälder in der Emilia-Romagna brettert und sich dabei