Die Reise-Bibel
erzählte, meinem Vater eine Geldbuße aufzubrummen.
Ihr Lieblingsreiseziel?
Indien. Valentinesk im besten Sinne (»Erstens kommt es anders …«). Selbst von Einheimischen nur mit viel Humor auszuhalten, für Außerindische ein verlässlicher Trip ins Seeleninnerste.
Persönliches Travel-Desaster?
Burundi. Wäre dort fast an einer Blutvergiftung elendiglich verreckt, weil der – französische – Krankenhausarzt das Bein einfach
eingipste, damit er seine Ruhe hatte.
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Wie fühlen Sie sich als Deutscher im Ausland?
Und wen treffen Sie ungern im Urlaub?
Gut fühle ich mich, sollte ich das als Deutscher etwa nicht? Ungern treffe ich nur Reisegruppen, egal welcher Provenienz,
aber jeden Einzelnen davon wahrscheinlich sogar wieder gern.
Wohin würden Sie ohnehin nie fahren?
In die Grube, wenn’s nach mir ginge. Überallhin sonst sehr gerne.
Drei Reiseträume, die Sie sich noch erfüllen wollen?
Grönland, Arktis, Antarktis. Soll nach übereinstimmenden Berichten ja so ziemlich das Beste sein, was der Planet – noch –
zu bieten hat.
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|163| Kulturreisen (Teil 3)
Der Sound der Sehnsucht
Die beste Musik für Reisende in aller Welt – und für Daheimgebliebene:
Born to be Wild von Steppenwolf
Zwischen Nettetal und New York würde wohl jeder Motorradfahrer auf der Welt dieses Stück erwähnen, wenn es um den Soundtrack
der eigenen Befindlichkeit ginge. Klar, bei diesen Textzeilen und mit den Bildern von ›Easy Rider‹ im Kopf: Get your motor
running head out on the highway, looking for adventure in whatever comes our way … Es ist ein schlimmes Klischee, aber es funktioniert immer.
Café del Mar von u. a. José Padilla
Die nackten Fakten verraten wenig über den Ruf, den das »Café del Mar« auf der ganzen Welt genießt. Es handelt sich um ein
am Meeresufer gelegenes, nicht mal sonderlich beeindruckendes Café in Sant Antoni de Portmany in der Bucht Cala des Moro auf
Ibiza. Seit 1980 ist es offen, jährlich beginnt die Saison am Karfreitag und endet erst Ende November. Doch warum ist es so
bekannt? Ganz einfach: Der Resident-DJ José Padilla mixte 1994 zum ersten Mal eine Chill-out-Compilation, die er den Gästen
des hauseigenen Sonnenuntergang-Spektakels vorspielte. Immer mehr Gäste verlangten nach einem Mitschnitt – und heute sind
die jährlich neu aufgelegten Schmuse-chill-out-Alben längst lautmalerisches Dekor in Dülmen, Bangkok oder Phnom-Penh.
|164| Hotel von Moby
Sanfte Beats, einnehmende Pianoklänge, wabernde Soundteppiche und dazu diese unverkennbare, leicht nölende Stimme: Moby (oder
bürgerlich: Richard Hall) macht Musik zum Träumen. Und für »Hotel« phantasierte sich der kleine New Yorker melancholisch in
den Mikrokosmos der Mietbehausung als solcher. Verblüffend, wie präzise er die Atmosphäre einfängt, die den Reisenden in einem
Heim auf Zeit anfällt wie ein krankes Tier: Das Gefühl einerseits, der erste Mensch zu sein, der diese steril gesäuberte Musterwohnung
betritt, und das dumpfe Wissen darum, dass in diesem Hotelzimmer fremde Menschen vor sechs Stunden erst Sex gehabt haben.
Mexico von Les Humphries Singers
Schon die Zusammensetzung der Multi-Kulti-Truppe wirkte immer ein wenig wie eine Werbung für den Club Med, dazu fröhliche
Folklore-Garderobe und Mitklatsch-Harmonien: die Les Humphries Singers standen (und stehen) für schlichte gute Laune. Perfekt
für Menschen in Urlaubsstimmung und Freizeit-Piraten.
Hotel California von Eagles
Ursprünglich hatten sich die Eagles in diesem Lied 1976 ihren Ärger über Kalifornien und die Mär vom kalifornischen Traum
von der Seele geschrieben, doch die eingängige Melodie und die schönen Harmonien des Songs sorgten dafür, dass genau das Gegenteil
eintrat: »Hotel California« ist mehr Werbemittel für das Leben in der Sonne an der Westküste als Abschreckung, das Stück ist
der perfekte Soundtrack für einen Abend am Strand – es darf auch ein kalifornischer sein.
|165| Walking on Sunshine von Katrina & The Waves
Nicht immer ist die Bezeichnung »Gute-Laune-Song« auch gleich eine Beleidigung für seine Urheber. »Walking on Sunshine« ist
zwar ungefähr genauso häufig im Radio zu hören wie etwa »It’s Raining Men«, aber der Abnutzungseffekt ist deutlich geringer.
Bei den meisten Menschen funktioniert das Stück als prompter Endorphin-Zulieferer.
In the Summertime von Mungo Jerry
Einer der meistgecoverten Songs aller
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