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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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behalten. Das Autolog wird dies bestätigen. Und wenn irgend jemand an Bord dieses Schiffes etwas anderes behauptet, wird er sich vor mir persönlich verantworten müssen.« Und dann fügte er noch hinzu: »Sie können das weitergeben, wann immer es Ihnen angemessen erscheint.«
    Leen wirkte erleichtert. »Danke. Ich wußte es. Ich schätze, ich wollte nur, daß Sie es mir bestätigen.«
    Korie nickte kurz und schob sich durch die Tür nach draußen. Das war die erste, dachte er bei sich. Wie viele werden es noch?

 
Das Quartier des Eins-O
     
     
    Kapitän Lowell war nicht tot.
    Andererseits lebte er auch nicht richtig. Die sich daraus ergebende Situation war alles andere als einfach. Korie verbrachte zermürbende Stunden damit, die Schiffsvorschriften zu studieren. Sie waren nicht sonderlich hilfreich.
    Da der Kapitän verwundet war, mußte Korie eigentlich das Kommando über das Schiff an sich nehmen.
    Das Problem war, er konnte es nicht.
    Ohne Harlie, der das Logbuch führte, konnte der Erste Offizier Jonathan Thomas Korie nicht offiziell das Kommando über die LS-1187 übernehmen.
    Der Schiffsarzt konnte keinen medizinischen Bericht in das Log eintragen, und Korie besaß keine legale Möglichkeit, den Kapitän für krank zu erklären.
    Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem das Autolog wieder in Betrieb genommen werden konnte, war sein Kommando ohne Bestätigung. Die Schiffsvorschriften gaben ihm das Recht, und das moralische Recht besaß er ebenfalls – aber was er nicht hatte, das war die förmliche Bestätigung des offiziellen Vertreters des Flottenkommandos, der künstlichen Intelligenz, die unter dem Namen Harlie bekannt war. Es war, als wäre man zum Präsidenten gewählt worden, aber ohne seinen Amtseid abgelegt zu haben.
    Aber wann und wie begann legale Autorität?
    Die ganze Angelegenheit machte Korie schmerzhaft bewußt, wie unsicher seine Position war. Seine Befehle waren technisch betrachtet illegal – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sein Recht, diese Befehle zu erteilen, bestätigt würde.
    Er befand sich in einem rechtlichen Niemandsland, das Stück für Stück ebenso real war wie das Nichts, durch das die LS-1187 trieb. Und er war Stück für Stück ebenso hilflos.
    Es gab keine Präzedenzfälle für seine Situation, obwohl umfassende Aufzeichnungen aus historischen Zeiten vorlagen. Unglücklicherweise waren diese Aufzeichnungen nur von akademischem Nutzen. Unter Berücksichtigung der Verschiedenheit individueller Kulturen in der terranischen Allianz hatte man die Vorschriften des Flottenkommandos nicht aus den Traditionen einer einzelnen Seefahrernation abgeleitet, und so fand kein historischer oder anderer Präzedenzfall Anwendung, bis das Flottenkommando ihn nicht selbst autorisiert hatte.
    Zu deutsch: Wir geben unser Bestes, um in der Ausübung unserer Autorität fair und gerecht und sorgfältig vorzugehen. Das läßt Sie leider ohne Schirm im Regen stehen. Viel Glück, und – machen Sie keine Dummheiten!
    Das Problem ging tief genug, um mit Kories Schlaf zu konkurrieren. Und das machte ihn gereizt.
    Unglücklicherweise gab es nichts, was er dagegen hätte unternehmen können. Er wagte es nicht, Harlie zu diesem Zeitpunkt aufzuwecken. Das Schiff war noch immer verkrüppelt. Reparaturen, Umrüstungen und Rekalibrierungen schritten mit schmerzhafter Langsamkeit voran.
    Und jetzt, da Leen die Hälfte seiner Leute dazu abgestellt hatte, Netze und Lichter für die Aeroponik zu spannen, dauerte alles noch länger.
    »Ich weiß, das ich das Richtige tue«, sagte er laut in die Stille. »Warum habe ich nur das Gefühl, daß es nicht richtig ist?«
    Der Türsummer ging. Korie machte eine Handbewegung, und die Tür glitt zur Seite. Fontana schwebte in den Raum. Sie blickte grimmig drein.
    »Es tut mir leid, Sie stören zu müssen«, begann sie. »Aber ich habe an Ihrem Monitor erkannt, daß Sie nicht schlafen. Deshalb…«
    »Ist schon in Ordnung.« Er rieb sich die Augen. »Was ist los?«
    Fontana zögerte, bevor sie zu sprechen begann: »Ich brauche eine Genehmigung.« Sie reichte ihm ein Klemmbrett.
    »Was für eine Genehmigung…?« Korie schien verwirrt. Dann blickte er auf das Klemmbrett und verstummte. Genehmigung zur Euthanasie stand als Überschrift auf dem Schirm.
    Langsam las er das Formular. Plötzlich gewannen all die abgedroschenen Phrasen über das »Fehlschlagen trotz allergrößter Bemühungen«, die »Unwahrscheinlichkeit der Genesung des Individuums und seiner Rückkehr zu einem normalen und

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