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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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unterbrach Hodel.
    Die Signatur der Drachenfürst schrumpfte unvermittelt zusammen und löste sich auf.
    »Harlie?«
    »Ich habe bereits eine ungefähre Ortung. Sie befinden sich in einer Entfernung von zwanzig Lichtminuten.«
    »Warum so weit?« fragte Hodel.
    »Für sie ist es nicht weit. Sie werden orten, wenn es sein muß wieder in den Hyperraum gehen, und mit schußbereiten Waffen herankommen. Sie haben wahrscheinlich sehr starke Maschinen und entsprechende G-Kompensatoren an Bord dieses Monstrums.«
    »Ihre Art von Zielanflug macht sie für einen gutgezielten Schuß sehr verletzlich…«, warf Li ein.
    »Glauben Sie nur nicht, daß sie so dumm sind«, entgegnete Korie. »Harlie, gib mir eine Wahrscheinlichkeitsberechnung. Wie lange meinst du dauert es, bis sie in unsere Nähe kommen?«
    »Zwischen sechs und zehn Stunden.«
    Korie gab ein Schnauben von sich. »Danke. Situationsanalyse?«
    »Die Situation könnte besser sein«, meldete Harlie.
    »Unsere Besatzungsstärke ist stark eingeschränkt. Das Schiff läuft mit dreiundsechzig Prozent Effizienz. Unsere Ausrüstung befindet sich in noch schlimmerem Zustand. Wir haben keine Backbord-Disruptoren mehr. Wir haben nicht genügend Energie für die Steuerbord-Disruptoren. Alle bis auf zwei Torpedos sind außer Betrieb. Wenn die Morthaner den Standardprozeduren für die Annäherung folgen, dann kommen sie nicht in Reichweite unserer Waffen, bevor sie nicht ihre Sonden ausgeschickt und damit die visuelle Bestätigung haben, daß die LS-1187 nur noch ein Wrack ist.
    Wenn wir erst unter ihrer direkten Beobachtung stehen, ist es unwahrscheinlich, daß wir unsere Torpedos starten oder die Disruptoren einschalten können, ohne daß sie sofortige Gegenmaßnahmen ergreifen. Ich nehme an, daß zumindest eine oder mehrere der Sonden bewaffnet sind. Und da das gegnerische Schiff nun weiß, daß wir hier sind, ist Flucht auch nicht möglich. Wir haben gesehen, daß wir der Drachenfürst im Hyperraum nicht entkommen können. Wünschen Sie, daß ich auf irgend etwas, das ich aufgezählt habe, näher eingehe?«
    »Nein, ich schätze, das ist nicht nötig. Vielen Dank, Harlie.«
    »Was haben Sie als nächstes vor?« fragte Hodel unsicher.
    »Ich weiß noch nicht«, erwiderte Korie.
    »Aber wir müssen etwas unternehmen!«
    »Um ehrlich zu sein«, gestand Korie, »ich habe wirklich absolut keine Ahnung, was wir unternehmen könnten.«
    »Aber…«
    »Hodel, halten Sie endlich den Mund!«
    Hodel verstummte.
    Aber sein wahnsinniger Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte.
    Es war eine einzige Anschuldigung. Sie alleine tragen dafür die Verantwortung, Mister Korie!
     
    Der kommandierende Offizier der LS-1187 schwebte so frei durch die Kommandozentrale wie sein Schiff durch das All. Er sah aus wie ein in die Enge getriebenes Tier. Plötzlich erschien ein wilder Ausdruck auf seinem Gesicht, ein beinahe manisches Grinsen, und er sagte: »Nachdem ich die Sache gründlich überdacht habe, lautet meine Entscheidung… Kartoffeln zu pflanzen.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Und Weizen, Tomaten, Kopfsalat, Erbsen, Gurken, Gemüse, Bohnen. Goabohnen sind besonders gut zur Sauerstoffproduktion. Glaube ich.«
    »Verzeihung, Sir?«
    Korie blickte in Hodels verdutztes Gesicht. »Entweder die Morthaner zerstören uns oder nicht. Wenn nicht, müssen wir noch immer Nahrung anpflanzen, wenn wir die nächsten paar Monate etwas zu essen haben wollen. Die meisten aeroponischen Netze sind gespannt. Lassen Sie uns die Zeit also nutzen, meine Herren.«
    »Und wenn sie uns zerstören? Es erscheint mir nicht ganz angemessen, Bohnen zu pflanzen.«
    »Aber mir. Das ist etwas, das ich tun kann. Eine Sache, die mir Beschäftigung verschafft. Die Alternative ist, in meine Kabine zurückzugehen und zu versuchen, weiterzuschlafen. Ich glaube nicht, daß mir das gelingt. Wenn wir schon sterben müssen, dann ziehe ich es vor, meine letzten kostbaren Stunden nicht schlafend zu verbringen.
    Andererseits ist die Arbeit mit lebenden Dingen eine sagenhaft gute Methode, um der Seele Frieden zu geben. Wenn ich also sterben muß, Mister Hodel, dann ziehe ich es vor, das mit Anstand zu tun. Und da ich nicht mehr länger an Gott glaube, strebe ich nach dem Zweitbesten: einem Zustand von innerer Ruhe und Frieden.«
    Hodel blinzelte. »Ich kann einfach nicht glauben, daß das Ihr Ernst ist…«
    Korie packte Hodels Schulter und blickte ihm hart in die Augen. Er wollte sagen: Hör zu, du Arschloch. Ich bin ausgetrocknet,

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