Die Reise der Jona
hielt sich unter Kontrolle und antwortete mühsam: »Mister Leen, es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müßten. Genausowenig wie jeder andere an Bord dieses Schiffes. Verlassen Sie sich auf mein Wort.«
»Bullenscheiße! Ist das eine weitere von Ihren verdammten Lügen? Wir sind die schwarzen Schafe der Flotte. Fragen Sie doch, wen Sie wollen. Wir tragen die Schuld für das Marathon-Desaster.« Korie schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, dagegen anzureden. Er hatte diese Unterhaltung schon zu oft führen müssen. »Mister Leen«, sagte er müde. »Bringen Sie diese Sauerei in Ordnung. Fangen Sie mit Ihrer eigenen Einstellung an. An Bord dieses Schiffes gibt es keine Verlierer.«
Er wandte sich ab und wollte gehen.
Leen rief ihm hinterher: »Wir brauchen keine neue Einstellung! Wir brauchen einen Exorzisten!«
Korie antwortete über die Schulter: »Wenn Sie meinen, daß das etwas nützt…?«
Der Exorzismus
Wie sich herausstellte, war Hodel lizenzierter Zauberer.
Seine Visitenkarte zählte die Fachgebiete auf: Thaumaturgie, Lichtzauber, Violette Magie, Spiritismus, planare Hexerei, letheische Obsession, despiritualisierende Verfluchung, dämonische Besessenheit, ontologische Deutung, persönliche Zaubersprüche, Liebestränke, Grüne Magie (verschiedene Stilrichtungen), orthomatisches Schlangenöl (alle Aromen), und schließlich – von besonderer Wichtigkeit! – karmaische Exorzierungen. Und frische Erdbeeren.
Als Korie ihn wegen Schlangenöl ansprach, erwiderte er einfach: »Wie laut quietscht Ihre Schlange?«
»Vergessen Sie’s.«
»Ich verstehe. Sie haben eine ernsthafte Antwort erwartet.«
»Wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände bereitet.«
»Eigentlich tut es das«, entgegnete Hodel. »Wissen Sie, Magie zu erklären bedeutet, sie zu zerstören. Aber…«, er zog sich einen Stuhl heran, »… da Sie darauf bestehen, sage ich Ihnen, was Sie wissen müssen. Magie hat nichts mit dem physikalischen Universum zu tun. Sie beschäftigt sich mit dem experimentellen Universum. Sie beschäftigt sich mit dem Universum unserer Wahrnehmung. Magie funktioniert, weil Sie glauben, daß sie funktioniert.« Er deutete auf Kories Kaffeetasse auf dem Tisch. »Ich kann keine Beschwörung aussprechen, die diese Tasse hochschweben läßt und dort drüben wieder absetzt. Magie arbeitet nicht auf diese Weise. Aber ich kann einen Zauber auslösen, der veranlaßt, daß die Tasse bewegt wird – jemand wird vorbeikommen und sie bewegen. Zufall? Nur, wenn Sie nicht an Magie glauben. Und selbst dann wird die Tasse noch bewegt. Es ist vollkommen egal, welches Glaubenssystem Sie heranziehen, um die Bewegung zu erklären, oder welche Götter oder Dämonen oder sonstigen Wesen Sie anrufen, um die Bewegung auszulösen; der bloße Akt des Zauberspruchs oder des Rituals oder der Beschwörung verändert Ihre Beziehung zum Universum so, daß das Resultat, das Sie sich wünschen, wahrscheinlicher wird als vorher.«
Korie blickte ihn skeptisch an. »Aber – wer ist dann verantwortlich für das Bewegen der Tasse?«
»Wen kümmert das schon?« antwortete Hodel. »Macht es einen Unterschied? Wichtig ist doch nur, daß Sie das Ergebnis geliefert bekommen, das Sie haben wollten. Das ist die Art, wie Magie funktioniert. Und um die Frage zu beantworten, die Sie noch nicht gestellt haben, aber zu stellen vorhaben: Ja, ich kann eine Beschwörung aussprechen oder einen Fluch bannen oder einen Exorzismus durchführen, um das Karma dieses Schiffes wiederherzustellen. Wie auch immer Sie es nennen mögen – was Sie wollen ist, daß diese Mannschaft wieder an sich selbst glaubt. Also müssen Sie etwas Wirkungsvolles unternehmen, um den Bann von bösen Gedanken zu brechen, der dieses Schiff und seine Besatzung vergiftet.« Hodel starrte Korie in die Augen. »Und nehmen Sie es mir nicht übel, aber es würde nicht schaden, wenn Sie auch etwas gegen die schwarze Wolke unternähmen, die über Ihrem eigenen Kopf schwebt.«
»Kann sein, daß ich ein hoffnungsloser Fall bin. Konzentrieren Sie sich auf den Rest des Schiffs.«
»Tut mir leid, aber entweder alles oder nichts. Die Heilung muß vollständig sein.«
Lange Sekunden studierte Korie Hodel nachdenklich. »Mike, manchmal überraschen Sie mich. Ich weiß nicht, ob Sie es ernst meinen oder mich auf den Arm nehmen wollen.«
»Das werden Sie spätestens dann herausfinden, wenn Sie aufzustehen versuchen. Wollen Sie den Exorzismus für zwei Dollar oder den für vier?«
»Was ist
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