Die Reise der Jona
Gebärmüttern heranwachsen. Vermutlich denken sie, daß es eine Verschwendung von Zeit und Arbeit ist, eine Frau aufzuziehen. Schließlich erhalten sie für die gleiche Investition einen neuen Krieger.«
»Hmmm…« Armstrong schien einen Augenblick verwirrt. »Warten Sie mal. Wenn Sie keine Frauen haben, mit wem…?«
»Was glauben Sie, warum alle Morthaner so griesgrämig sind?« lachte Cappy. Alle lachten mit.
»Nein! Wirklich?« Armstrong war jetzt erst recht verwirrt. »Das kann doch nicht sein, oder?« Er blickte von einem zum andern. »Haben sie denn keinen Sexualtrieb oder so?«
»Ich glaube«, erwiderte Leen, »daß es einem Morthaner nur dann kommt, wenn er einen Kampf gewinnt.«
Reynolds schubste Cappy bedeutsam an und meinte: »Sie sollten Brik fragen: ›War es gut?‹«
Cappy fand die Bemerkung gar nicht lustig.
Die diensttuende Quilla kam zu Armstrong und hielt ein Tablett mit einem Becher. »Kaffee?« fragte sie.
Armstrong wandte sich um und bemerkte sie zum ersten Mal. Seine Augen weiteten sich in unverhülltem Interesse. Er hatte noch nie zuvor eine Quilla aus solcher Nähe gesehen. Sie besaß eine hellblaue Hautfarbe, und über ihren Körper zog sich ein Muster glänzender Schuppen.
Sie leuchteten in allen erdenklichen Farbtönen, und die Zeichnung war zart wie die eines Schmetterlings. Ihre Haut wirkte so glänzend und glatt wie ein seidener Schleier. Ihre Sensorfedern strahlten in hellem Magenta; sie zitterten stark.
Armstrong war fasziniert.
Die Quilla blickte amüsiert zurück.
Ihre Augen waren weit und strahlend und umrandet von dunklen, beinahe violetten Lidern.
»Kaffee?« wiederholte sie.
»Was?« Dann begriff er, daß sie mit ihm sprach. »O ja, danke sehr.« Er nahm den Becher und trank zu schnell, verbrannte sich den Mund und versuchte gleichzeitig verlegen, sich nichts anmerken zu lassen. Er errötete und hoffte inbrünstig, daß niemand etwas bemerkt hatte, aber natürlich hatten es alle – und ihr Grinsen steigerte seine Verlegenheit nur noch.
»Hier«, sagte Leen unvermittelt zu Reynolds und schob sein Notizbuch über den Tisch. Er deutete auf den Schirm. »Hier ist es. Sehen Sie? Habe ich recht, oder habe ich recht?«
»Sie sind der Boß.«
»Ich hab’s ihm immer wieder gesagt. Immer und immer wieder. Und was kriege ich zur Antwort? Neunhundertfünfzig. Als müßte er es nur sagen, und schon wäre es Wirklichkeit. Wissen Sie, was das ist? Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Er verstrickt sich in der Theorie. Er ist sich so verdammt sicher, daß er die Blase vergrößern kann… Er wird uns alle umbringen. Sehen Sie: Die Fluktuatoren sind nur B-Ware. Sie werden niemals mehr als siebenhundertfünfzig bringen. Vielleicht achthundert. Bergab mit Rückenwind.«
Reynolds blickte zu Armstrong und bemerkte dessen Neugierde. »Der Leitende Ingenieur Leen ist ein Mann, der nicht viele Worte verliert«, erklärte er. »Und die wenigen sind auch noch böse.«
»Oh? Ganz, wie Sie meinen.« Armstrong drehte sich um und beobachtete, wie die Quilla die Messe verließ. Ein dümmlicher Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. »Dies Quillas sind ziemlich hübsch, nicht wahr?«
»Vorsicht«, warnte Reynolds. »Sie wissen doch, was man über Quillas erzählt?« Er tauschte einen wissenden Blick mit Cappy.
Cappy legte die Fingerspitzen aneinander und machte mit ihnen eine Bewegung wie eine Spinne, die auf einem Spiegel Liegestütze macht.
»Nein«, gestand Armstrong. »Ich habe keine Ahnung…«
Reynolds studierte sein Gesicht. Dann zog er ihn zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr. Armstrongs Augen weiteten sich ungläubig. Er blickte zwischen Reynolds und Cappy hin und her und stammelte schließlich: »Das glaube ich einfach nicht!« Und dann, fragte er zögernd: »Wirklich? Machen Sie das wirklich?«
Cappy antwortete mit unbeweglicher Maske. »Ja. Das machen sie.«
»Aber nie beim ersten Rendezvous«, sagte Reynolds.
»Wow!« stammelte Armstrong anerkennend.
Plötzlich bemerkte Cappy jemanden hinter Armstrong. »Sagen Sie, wollten Sie nicht die Ärztin kennenlernen?« Er sprach die Worte so leise, daß Armstrong seine Mundbewegungen beinahe erraten mußte. »Drehen Sie sich um.«
Armstrong drehte sich um.
Und starrte sie an.
Die Schiffsärztin Molly Williger war das häßlichste Wesen im gesamten Universum. Die Leute erzählten sich, daß die Hyperraumantriebe ihren Dienst verweigerten, solange sich Molly Williger im gleichen Raum befand. Der Leitende
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