Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
Ingenieur Leen verspürte nicht das Bedürfnis, den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu überprüfen, und hatte Molly Williger bis heute den Zutritt zu seinem Maschinenraum verweigert. Sie war eine rundliche, kleine Frau mit einem Gesicht, das aussah wie die Sohle eines Golfschuhs. Sie hatte die Proportionen eines Kuhfladens, und ihr Kopf war viel zu klein für den Körper, auf dem er saß. Ihre Augen blitzten entweder tückisch oder gierig, oder sie waren zu kleinen Schlitzen verengt, was ihrem Blick etwas Stechendes verlieh – es kam darauf an, aus welcher Richtung man sie betrachtete. Ihr Haar war zurückgekämmt und in einen straffen Knoten gebunden, der einem Knäuel wirren Drahtes zum Verwechseln ähnelte.
    Molly Williger stand in dem Ruf, als Ärztin mindestens ebenso gut zu sein, wie ihr Äußeres abstoßend war. Armstrong wußte das nicht. Er starrte sie nur an.
    Molly Williger starrte zurück. Dann funkelte sie Cappy an. »Kann es auch sprechen?« fragte sie ihn. Ihre Stimme klang wie ein Reibeisen.
    Armstrong schluckte und streckte seine Hand vor. »Äh, mein Name ist Brian Armstrong. Die meisten Leute nennen mich Blackie.«
    Williger nickte und schob ihren Kaugummi – oder was auch immer sie zwischen den Zähnen haben mochte – auf die andere Seite. Sie reichte Armstrong die Hand. »Man nennt mich Foxy.«
    Brian Armstrong war wie gelähmt. Molly Williger war so häßlich, daß er es nicht schaffte, seine Augen von ihr abzuwenden. Ihre Häßlichkeit war weit mehr als ehrfurchteinflößend. Sie war transzendental. »Äh… Sie haben keine Kinder?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Junge, Junge!« sagte Armstrong. »Gut.«
    Williger schien ratlos. »Wissen Sie, jeder stellt mir diese Frage.« Sie wandte sich zur Theke und goß sich einen Becher Kaffee ein. Armstrong rieb sich ungläubig die Augen.
    Reynolds zupfte ihn am Ärmel und flüsterte: »An Bord dieses Schiffes gehen die Leute nur zur Krankenabteilung, wenn sie wirklich krank sind.«
    Armstrong schluckte mühsam. »Kann ich verstehen.«
    »Es ist ein Test. Wenn Molly Williger Ihnen plötzlich gutaussehend erscheint, dann waren Sie zu lange im Raum.«
    »Oh?«
    »Sie kommt zurück«, sagte Cappy. »Fragen Sie sie nach einem Rendezvous!«
    »Häh?« Allein der Gedanke weckte pures Entsetzen in ihm, aber Cappy zog ihn herum, und Armstrong erkannte, daß Cappy die Quilla gemeint hatte. Sie war mit einem neuen Tablett voller Gebäck zurückgekommen. Cappy gab ihm einen Schubs. »Machen Sie schon! Legen Sie sich ins Zeug!«
    Armstrong ließ sich anstecken. »Verzeihung?« sagte er zu der blauhäutigen Frau.
    Die Quilla betrachtete Brian »Blackie« Armstrong neugierig. »Ja?«
    »Ich… äh, ich habe noch nie – ich meine, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, a-a-aber… aber ich dachte, vielleicht könnten wir… äh, Sie und ich, daß heißt…«
    Cappy gesellte sich neben Armstrong und unterbrach ihn einfach. »Quilla, er möchte wissen, ob Sie ihm behilflich sein würden, dem Schneller-als-das-Licht-Club beizutreten.«
    Die Quilla lächelte Armstrong an. Mit einem Lächeln, das heiß genug war, Eis zu schmelzen. »Haben Sie bald dienstfrei?«
    »Äh, ja. Um sechshundert. Hm – welche sind Sie?«
    »Delta…«, sagte sie und deutete auf sich, »wird bereit sein, sobald Sie es sind.« Erneut strahlte sie ihn an, und Armstrong spürte, wie ein Teil von ihm hart wurde wie Stein. Dann wandte sie sich um und ging wieder ihrer Arbeit nach. Armstrong hätte durch den Blutmangel um ein Haar das Bewußtsein verloren. Cappy mußte ihn stützen.
    »Sehen Sie? So einfach geht das. Danke, Quilla.« Er klopfte Armstrong auf die Schulter und warf Reynolds ein verschmitztes Grinsen zu. Aber beinahe augenblicklich erlosch sein Grinsen wieder. Die Quilla war an der Tür stehengeblieben und machte Offizier Brik Platz. Er mußte sich tief bücken, um durch den Eingang zu passen. Er war beinahe zu groß für die Messe.
    Die Konversation erstarb, als er seine riesige Hand um einen Kaffeebecher legte, ihn füllte und seinen massigen Körper in einen Stuhl am anderen Ende des Tisches sinken ließ. Reynolds, Cappy und die anderen schossen über den Tisch hinweg wütende Blicke auf ihn ab. Molly Williger beobachtete die Szene und setzte sich genau in die Mitte der beiden feindseligen Gruppen. (Jawohl. Brik zählte für eine Gruppe.)
    Reynolds fand als erster seine Stimme wieder. Seine Abneigung war nicht zu überhören. »Nun, ich habe noch zu arbeiten.« Er hob sich aus seinem

Weitere Kostenlose Bücher