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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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gewöhnlichem Wasser unterscheiden könnten. Humpelnd ließ sich der Pfarrer zu dem Abtsessel aus schwarzem Edelholz führen, einer wertvollen Tischlerarbeit, die vier seiner ergebensten Diener aus der Kirche herbeigeschafft hatten. Wir werden bereits nicht mehr dabei sein, wenn sie den Rückweg ins Dorf organisieren. Die Diskussion wird heftig ausfallen, wie bei so wenig vernunftbegabten Menschen zu erwarten, Männer und Frauen, die sich wegen nichts und wieder nichts in die Haare kriegen, selbst wenn es, wie in diesem Fall, um eine Entscheidung in einer so frommen Angelegenheit geht, nämlich ihren Hirten nach Hause zu tragen und ins Bett zu legen. Der Pfarrer wird zur Schlichtung des Streits nicht viel beitragen können, da er in eine Starre verfallen ist, die alle außer der einheimischen Hexe zutiefst beunruhigt, Keine Sorge, sprach diese, es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass er sterben wird, und zwar weder heute noch morgen, das lässt sich alles mit Einreibungen auf den betroffenen Stellen und ein paar Heiltrunks zur Blutreinigung lösen, und jetzt lasst die Raufereien, sonst schlagt ihr euch noch die Köpfe ein, wechselt euch lieber alle fünfzig Schritte ab und verhaltet euch wie Freunde. Die Hexe hatte recht.
    Die Kolonne, bestehend aus Menschen, Pferden, Ochsen und Elefant, wurde unweigerlich vom Nebel geschluckt, undnicht einmal ein schemenhafter Umriss dieser großen Truppe war mehr zu erahnen. Wir werden laufen müssen, um sie einzuholen. Glücklicherweise kann sie nicht weit sein, schließlich haben wir dem Streit der Dorfherkulesse nur kurze Zeit beigewohnt. Bei normaler Sicht oder einem weniger an Kartoffelpüree erinnernden Nebel müsste man auf dem aufgeweichten Boden nur den Spuren der dicken Räder des Ochsenkarrens und des Wagens der Intendantur folgen, doch derzeit konnte man, selbst wenn man mit der Nasenspitze direkt über dem Boden war, nicht erkennen, dass hier Menschen vorbeigekommen waren. Und nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, wie bereits erwähnt, einige davon sogar von beträchtlicher Größe, nämlich die beiden Ochsen, die Pferde und insbesondere der am portugiesischen Hofe als Salomon bekannte Dickhäuter, dessen Füße allein riesige, nahezu runde Fußstapfen hinterlassen müssten, ähnlich denen der rundfüßigen Dinosaurier, sofern es die jemals gab. Apropos Tiere, es erscheint schier unmöglich, dass in Lissabon niemand daran dachte, zwei bis drei Hunde anzufordern. Ein Hund ist eine Lebensversicherung, ein Fährtenleser, ein Kompass auf vier Pfoten. Man bräuchte ihm nur zu sagen, Such, und in weniger als fünf Minuten wäre er zurück, schwanzwedelnd und glücklich strahlend. Es weht kein Wind, doch der Nebel scheint sich in langsamen Wirbeln vorwärtszubewegen, als bliese Boreas selbst ihn vom fernen Norden und ewigen Eis her. Nicht in Ordnung ist, das geben wir gern zu, dass in einer so heiklen Situation wie dieser jemand daherkommt und seine Prosa aufzupolieren sucht, um ein paar wenig originelle poetische Effekte zu erzielen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Kollegen aus der Kolonne das Fehlen des Mannes bestimmt längst bemerkt,zwei von ihnen erklärten sich bereit, zurückzugehen und den armen Schiffbrüchigen zu retten, und das wäre wirklich lobenswert gewesen, doch leider hatte dieser zeitlebens den Ruf eines Feiglings gehabt, weshalb die öffentliche Stimme sagte, Und wenn der Kerl einfach dasitzt und wartet, bis einer kommt und ihn rettet, manche Leute sind doch einfach unverschämt. Richtig ist, dass er dagesessen hat, doch nun ist er bereits aufgestanden und hat mutig den ersten Schritt getan, das rechte Bein vorgesetzt, um das böse Schicksal und seine mächtigsten Verbündeten, das Los und den Zufall, zu verfluchen, das linke Bein auf einmal zögerlich, die Lage war ernst, konnte man doch nicht einmal mehr den Boden erkennen, als wäre eine neuerliche Nebelflut aufgestiegen. Beim dritten Schritt kann er nicht einmal mehr die eigenen Hände erkennen, die er ausgestreckt hat, als wollte er seine Nase vor einer unerwartet auftauchenden Tür schützen. Da kam ihm ein anderer Gedanke, vielleicht machte der Weg ja eine Kurve nach rechts oder links, dann brächte die von ihm eingeschlagene Richtung, nämlich konsequent geradeaus, ihn am Ende in Gefilde, wo seiner Seele wie seinem Körper das Verderben drohte, Letzterem sogar mit unmittelbaren Folgen. Und all das, oh elendes Pech, ohne einen Hund, der ihm, wenn dieser denkwürdige Augenblick gekommen wäre, die

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